Dez 132010
 

Gegen die drohende Abschiebung des Studierendenaktivisten Ousmane C. nach Guinea demonstrierten am Abend des 13. Dezember rund 250 Personen.Ousmane C. war bis 2007 in einer Studierendenvereinigung der Universität von Conakry aktiv. Er organisierte Demonstrationen, die oft extremer Polizeigewalt ausgesetzt waren, und führte selbst Verhandlungen mit dem Bildungsminister Aboubacou Soumah, ehe er verhaftet und wochenlang in Einzelhaft festgehalten wurde. Ousmane wurde gefoltert, und auch die Repression gegen andere Demonstrant_innen wurde verschärft. Es wurde scharf auf Demonstrant_innen geschossen. Mehrere Studierende wurden getötet, andere gefoltert.
Nach seiner Freilassung zog Ousmane zu seinen Eltern. Doch eines Tages wurde das Haus von Militärs gestürmt. Ousmanes Eltern wurden getötet, ihm selbst gelang die Flucht nach Europa.
Später versuchte er wieder nach Guinea zurückzukehren und unter falschem Namen unterzutauchen. Als seine Identität aufgedeckt wurde, flüchtete er neuerlich nach Europa. Seit Sommer 2010 befindet er sich in Österreich in Schubhaft.
Seine Folternarben sind noch immer deutlich zu sehen. Asyl bekommt er in Österreich trotzdem nicht, weil seine Geschichte nicht glaubwürdig sei, wie die Behörden laut Freund_innen von Ousmane ausrichten ließen. Amtsärztliche Untersuchung der Folterspuren habe keine stattgefunden.
Am Mittwoch, 15. Dezember soll er daher abgeschoben werden. In den sicheren Tod, wie Freund_innen meinen.
250 Demonstrant_innen zogen daher am 13. Dezember Asyl für Ousmane und eine Abschaffung von Abschiebungen und ein Ende der mörderischen, rassistischen Fremdenpolitik Österreichs fordernd vom PAZ Rossauer Lände zum Innenministerium – bzw. soweit es die Polizei halt zuließ. Vergeblich. Es gebe kaum noch eine Chance die Abschiebung zu verhindern und das Leben Ousmanes zu retten, meinen seine Freund_innen.

Ousmane ergeht es dabei wie tausenden anderen Opfern österreichischer Fremdenpolitik. Die Drahtzieher_innen der tödlichen Abschiebemaschinerie wurden von mehr als 55 Prozent der wahlberechtigten Bevölkerungsgruppe gewählt.

NEU:
>>Bericht von der Demonstration am Montag in ZIP-FM-Lokalbeilage

>>Brief von Ousmane auf no-racism.net

>>Bericht von einem Besuch bei Ousmane auf slp.at

 Posted by on Mo., 13. Dezember 2010 at 21:47
Dez 132010
 

Die für 13. Dezember angekündigte Befragung der verdeckten Ermittlerin „Danielle Durant“ beim Prozess gegen Tierrechtsaktivist_innen in Wiener Neustadt wurde auf 15. und 16. Dezember verschoben. Die Befragung ihres „VE-Führers“ Stefan Wappel hatte zu viel Zeit in Anspruch genommen. Über den Fortgang des Prozesses wurde uns von einer prozessbeobachtenden Person über Telefon berichtet.
>>telefonischer Bericht aus Wiener Neustadt

 Posted by on Mo., 13. Dezember 2010 at 18:25
Dez 132010
 

An diesem Wochenende, mit dem jährlichen Fahrplanwechsel am 12. Dezember kam es zu zahlreichen Streichungen im öffentlichen Personenverkehr auf der Schiene. Besonders in Niederösterreich wurden zahlreiche Strecken stillgelegt. Anfang des Jahres hat das Land Niederösterreich noch mit Bund und ÖBB vereinbart, 28 Bahnstrecken zu übernehmen, 45 Millionen vom Bund und 50 Millionen von den ÖBB als Investitionszuschuss kassiert. Seit 12. Dezember gibt es mit Ausnahme der „Mariazellerbahn“ und eines klitzekleinen als „Citybahn Waidhofen an der Ybbs“ betriebenen Rumpfstückerls der ehemaligen „Ybbstalbahn“ auf keiner dieser Strecken planmäßigen Personennahverkehr mehr. Fast alle Schmalspurbahnen, wie die „Krumpe“ nach Mank oder die „Ybbstalbahn“, aber auch Vollbahnen wie durch die Wachau werden nicht mehr befahren. Dagegen regte sich vor allem in betroffenen Regionen seit Monaten Widerstand. Es wurde sogar versucht, neue private Betreiber_innen zum Beispiel für die „Ybbstalbahn“ zu finden, deren Angebote vom Land Niederösterreich jedoch abgelehnt wurden. Am 10. Dezember gab es mehrere Protestkundgebungen, eine davon in St. Pölten. Jutta Matysek war für uns dabei.

Einschneidende Änderungen gibt es seit Fahrplanwechsel auch für jene Bahnreisenden, die noch eine Strecke oder einen Zug für ihre Fahrten finden. So wurde das Prinzip der Selbstbedienungsstrecken auf alle Nahverkehrszüge ausgedehnt. Das heißt, Fahrscheine müssen vor Fahrtantritt gekauft werden. Im Zug kosten sie 65 Euro mehr, oder bei nachträglicher Bezahlung 95 Euro mehr.
Ebenfalls neu ist, dass Fahrscheine für Entfernungen über 100 Kilometer nur mehr zwei Tage lang gelten. Bei Hin- und Retourfahrscheinen kann die Rückfahrt zwar innerhalb eines Monats angetreten werden, muss aber auch innerhalb von zwei Tagen beendet werden. Das schließt bislang bestandene Möglichkeiten der Fahrtunterbrechung weitgehend aus.

>>Beitrag aus der ZIP-FM-Lokalausgabe mit Interviews mit Aktivist_innen von Pro Bahn, Grünen und VIDA.

 Posted by on Mo., 13. Dezember 2010 at 17:25
Dez 062010
 

Gegen einen Kahlschlag in Wissenschaft und Forschung demonstrierten Montag am Vormittag rund 150 Personen vor dem Wissenschaftsministerium. Das Wissenschaftsministerium entziehe der außeruniversitären Forschung, also unabhängigen wissenschaftlichen Einrichtungen alle Mittel: Basisförderungen, EU-Anbahnungsfinanzierung, Projektförderungen, Publikationsförderungen u.v.m., kritisierten die Veranstalter_innen.

Wissenschaftskonferenz Österreich (eine vor wenigen Wochen zum Zwecke besserer Interessensvertretung gegründete neue Plattform außeruniversitärer Forschungsinstitute), die Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus und Papier, das Netzwerk der außeruniversitären geistes-, sozial-, kulturwissenschaftlichen Forschungseinrichtungen (GSK-net) und die IG externe LektorInnen und freie WissenschafterInnen riefen mit Unterstützung auch aus den Unibrennt-Strukturen zu einer Kundgebung Dienstagvormittag vor dem Wissenschaftsministerium am Minoritenplatz auf.

Mehr Informationen:

http://www.wissenschaftskonferenz.at/?p=170#more-170

 Posted by on Mo., 6. Dezember 2010 at 17:12
Dez 032010
 

Die Wagenplatz-Aktionstage in Wien gingen Montag zu Ende. Ein beabsichtigtes Gespräch mit Bürgermeister Häupl oder Vizebürgermeisterin Vassilakou kam nicht zustande. Allerdings signalisierten grüne Gemeinderät_innen wie Martina Wurzer und David Ellensohn Unterstützung.

Wir sprachen Montag zu Mittag mit einer für Wagenplätze aktiven Person und baten um eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse der letzten Tage.
>>Zum Interview
Mehr Informationen.
http://truckstop.noblogs.org

 Posted by on Fr., 3. Dezember 2010 at 17:42
Dez 012010
 

Vorerst nicht abgeschoben werden die vor fünf Jahren aus Tschetschenien nach Österreich gekommene Frau P. und ihre 13 und 22 Jahre alten Söhne. Dienstag um 18 Uhr hätten sie von der Polizei aus dem Freunde-Schützen-Haus abgeholt werden sollen, war von der Leiterin der Fremdenpolizei Andrea J. angekündigt worden.

Alle von Karin Klaric und dem Verein Purple Sheep in den letzten Tagen angestellten Versuche, die Abschiebung zu verhindern, waren bis Dienstagnachmittag misslungen. Die Behörden begründeten die Abschiebung damit, dass sie einerseits eh nur nach Polen erfolgen sollte, und außerdem die damals mittellose Frau P. vor zweieinhalb Jahren beim Ladendiebstahl erwischt worden sei.

Das unerwartete und dennoch in letzter Minute vorläufig gelungene Abwenden der Abschiebung kam aber nur unter Schmerzen zustande. Während im Freunde-schützen-Haus noch auf die Polizei gewartet wurde, erlitt die schwer psychisch erkrankte Frau P. einen Nervenzusammenbruch. Ein herbeigerufener Notarzt ordnete die sofortige Einweisung in ein Krankenhaus an, und verlangte, dass der ältere Sohn als Vertrauensperson ins Spital mitkomme. Dass der Anfall nicht simuliert worden sei, könne durch Videoaufnahmen bewiesen werden, denn, so unangenehm dies auch war, es sei alles gefilmt, Mikros und Kameras draufgehalten worden, damit die üblichen Vorwürfe entgegnet werden können, so Karin Klaric von Purple Sheep.

Als gegen 19 Uhr die Leiterin der Fremdenpolizei, Andrea J., ins Haus kam, versprach sie, dass die Frau und ihre beiden Söhne vorerst doch nicht abgeschoben werden. Der volljährige Sohn hätte an und für sich auch schon alleine abgeschoben werden können, ist aber für die Pflege seiner Mutter unentbehrlich und muss sich auch, wie schon in den letzten Jahren, um seinen kleinen Bruder kümmern, weil die Mutter dazu nicht in der Lage ist.

Die Leiterin der Fremdenpolizei habe hier, anders als es ihr Vorgänger in vergleichbaren Fällen getan hat, menschlich entschieden, meint Klaric. Allerdings zeige sich der gute Wille vonseiten der Behörde auch nur dann, wenn entsprechend laut und entsprechend öffentlich aufgezeigt wird, was passiert, kritisiert Klaric abschließend.

Entsprechend lautes und entsprechend öffentliches Aufzeigen

Seit Montagabend kursierten Alarmmeldungen über die drohende Abschiebung durch Internet und Freie Radios. Mehrere solidarische Menschen verbrachten bereits die Nacht auf Dienstag im Freunde-schützen-Haus, um die Familie zu unterstützen. Dienstagnachmittag kamen dann nach und nach bis zu zweihundert Leute ins und vor das Haus.

Da im und vor dem Haus eine Auseinandersetzung mit der Polizei auf Wunsch von Purple Sheep unbedingt vermieden werden sollte, war eine antirassistische Solidaritätsdemonstration nur bei einer zehn Minuten entfernten U-Bahn-Station angekündigt worden. Nach und nach kamen dann aber doch alle Demonstrant_innen zum Freunde-schützen-Haus. In der Nähe der U-Bahn-Station Meidling Hauptstraße wurde von 40 Antirassist_innen für rund zehn Minuten die Schönbrunner Straße blockiert, bis die Polizei kam. Zwei Personen wurden Identitätsfeststellungen unterzogen.

Nachdem der Krankenwagen mit Frau P. und ihrem älteren Sohn vom Freunde-schützen-Haus weggefahren und klar geworden war, dass nicht wie geplant abgeschoben werden konnte, zogen rund 100 Personen vom Haus weg in Richtung Schönbrunner Straße und demonstrierten dort in Richtung Gürtel, und diesen entlang schließlich fast bis zum Westbahnhof. Gegen alle Abschiebungen, gegen die gesamte rassistische Politik der Regierung Faymann.

Erst bei der Gumpendorfer Straße gesellte sich Polizei zu der, einen riesigen Stau hinter sich her ziehenden, Demonstration. Als kurz vor dem Europaplatz beim Westbahnhof ein Polizeiauto den Lautsprecher einschaltete, wohl um aufzufordern, die Demonstration aufzulösen, rannten die Demonstrant_innen los in Richtung Mariahilfer Straße. Die Polizeifahrzeuge fuhren hinterher. Als die Demonstrant_innen dann auf den Gehsteig rannten, plötzlich die Richtung änderten und wieder zurückliefen, konnten die Polizeiautos nicht schnell genug wenden. Den Demonstrant_innen gelang es, in der Menschenmenge der Mariahilfer Straße unterzutauchen. Die Veranstaltung fand ohne störende Polizeikontakte ein friedliches Ende.

>>Interview mit Karin Klaric vom Freunde-schützen-Haus über die vorerst verhinderte Abschiebung der Familie P. (für ZIP-FM-Lokalausgabe auf Radio Orange 94,0)

 Posted by on Mi., 1. Dezember 2010 at 01:12
Nov 292010
 

Abholung aus Freunde-schützen-Haus Dienstag 18 Uhr.

Die Abschiebung einer vor fünf Jahren aus Tschetschenien gekommenen Frau und ihrer beiden Söhne nach Polen steht unmittelbar bevor. Die Fremdenpolizei kündigte mittlerweile an, die Familie am Dienstag, 30. November, im Freunde-schützen-Haus abzuholen. Purple Sheep, die Betreiberorganisation des Hauses, lädt alle zu einem Zeichen der stillen und friedlichen Anteilnahme ab 16 Uhr in den Innenhof des Hauses ein. Freund_innen der Familie können sich gerne verabschieden. Purple Sheep lehnt jedoch ausdrücklich jede Form des lauten und aggressiven Protests gegen Beamt_innen strikt ab! Lauter und angemessen aggressiver Protest gegen die rassistische Politik der Regierung Faymann kann daher nur an anderen Orten stattfinden. Dazu gibt es derzeit einen Aufruf zu einer Demo am Dienstag um 18 Uhr bei der U4-Station Meidlinger Hauptstraße.

Neuerlicher Hilferuf aus dem Freunde-schützen-Haus, hinzukommen, Zeichen setzen, das Schlimmste zu verhindern zu versuchen …

Aussendung von Purple Sheep (gekürzt):

Mittwoch, den 1. Dezember 2010, soll in den frühen Morgenstunden eine tschetschenische Familie nach knapp 5 Jahren Aufenthalt in den Dublin-Staat Polen abgeschoben werden.

Familie P., die im Jänner 2011 5 Jahre Aufenthalt in Österreich vollendet, hat bereits einen harten und steinigen Weg hinter sich: Die Mutter ist seit ihrer Ankunft in psychiatrischer Behandlung, der 13-jährige jüngere Sohn Vorzugsschüler, der ältere Bruder (22) konnte die Hauptschule wegen drohender Abschiebung nicht mehr abschließen und kümmert sich während der Spitalsaufenthalte der Mutter um den kleinen Bruder.
Die Familie war bis jetzt in einem Heim der Caritas untergebracht und wurde von der Freunde-Schützen-Initiative betreut, nach Erhalt des Abschiebetermins wurde die Familie nun von Vertrauenspersonen ins Freunde-Schützen-Haus überstellt.
Rechtsvertreterin Karin Klaric bemühte sich im Vorfeld, die drohende Abschiebung zu verhindern. Leider vergebens: erstens wird argumentiert, es sei eine Überstellung in ein anderes europäisches Land. Weiters wurde die Mutter wegen eines Ladendiebstahls in einem Kinderbekleidungsgeschäft vor zweieinhalb Jahren zu einer Geldstrafe von knapp 290,00 Euro rechtskräftig verurteilt, welche damals umgehend bezahlt wurde. Zu diesem Zeitpunkt war die Familie nicht in Grundversorgung und vollkommen mittellos.
„Jetzt“, so Klaric, bleibt nur mehr Zivilcourage, um der Familie zu zeigen, dass das, was mit ihnen in den kommenden Stunden zwar Gesetz aber keinesfalls rechtens ist. „Der Staat gab den Raum, das Verfahren jahrelang dauern. Einen dreizehnjährigen Buben jetzt zu entwurzeln und ihn in irgendeinem anderen Land von null beginnen zu lassen, ist eine Schande!“ so Bauträger Hans Jörg Ulreich. Gemeinsam mit Klaric fordert er eine rasche Lösung für alle Langzeitfälle. Die Kritik richten beide vor allem an die Bundesregierung, insbesondere an Kanzler und Vizekanzler: „So lange es hier keinen Kurswechsel gibt, können die Behörden nicht anders handeln!“ so Ulreich.
Der Verein Purple Sheep ersucht um ein Zeichen der Anteilnahme und bittet Menschen, die die Familie psychich stärken möchten, ab sofort zu Tee in den Innenhof im Freunde Schützen Haus in der Arndtstraße 88, 1120 Wien.

 Posted by on Mo., 29. November 2010 at 22:43
Nov 292010
 

Bloß zur Information und zur Demonstration, nicht als dauerhafte Bleibe, das wird die Wagentruppe Treibstoff nicht müde zu betonen, habe sie einen Platz an der Ecke Gürtel / Gumpendorfer Straße gewählt, um dort eine Woche lang in einer Ausstellung zu zeigen, wie Wagenleben ausschauen könnte.
Das Grundstück ist so unhistorisch nicht. Bis September 1998 befand sich dort in einem mittlerweilen abgerissenen Haus die Redaktion des TATblatts.
Für 3. bis 6. Dezember sind in Wien Wagenplatz-Aktionstage angekündigt. Mehr dazu – und wenn es soweit ist auch Termine – findet sich auf http://truckstop.noblogs.org/

Aussendung der Wagentruppe Treibstoff:

Grundstück in der Gumpendorfer Straße/ Ecke Gürtel für kulturelle und informative Dauerausstellung zum Thema Wagenplatz Treibstoff befahren

Nach vierwöchiger Verwahrung unserer Fahrzeuge haben wir uns jetzt entschlossen, wieder mit unseren Wägen in Aktion zu treten – um darauf hinzuweisen, dass wir uns nicht in Luft auflösen werden, sondern dass wir weiterhin selbstverwaltetes Wagenleben in Wien verwirklichen wollen, und das einzige was fehlt, ist weiterhin der Dialog und politische Verhandlungen.
Es ist uns wichtig, sowohl den Grundstückseigentümer als auch die NachbarInnen bereits zu Beginn der Aktion darauf hinzuweisen, dass dieses Grundstück nicht als langfristiger Wagenplatzstandort genutzt werden soll. Wir haben dieses Grundstück gewählt, da es mit seiner Gürtellage als eine hervorragende Plattform für Informationsweitergabe, Demonstration sowie nachbarschaftlichen Dialog genutzt werden kann.
Unser Ziel ist es, mit dieser Aktion abermals darauf hinzuweisen, dass Wagenleben in seinen vielfältigen Formen in Wien wahrgenommen werden sollte und auf vielfältige Weise realisiert werden kann.
Nach der skandalösen Räumung unseres Platzes in der Baumgasse am 21.10.2010 sehen wir uns nun in der Pflicht, unser Engagement auch mit unseren Wägen wieder aufzunehmen.
Plätze in Wien gibt es genug. Zwischennutzung wäre ein geeignetes Modell um selbst verwaltetes Wagenleben auch auf zentralen Flächen zu realisieren. Das einzige was fehlt, ist der bereitwillige Dialog mit den Stadtverantwortlichen.
Wir möchten die Tage in der Gumpendorfer Straße nutzen um über unsere Ansätze und Ziele zu informieren. Wir möchten dort eine lebendige Ausstellung bieten, welche die Vielfältigkeit des Wagenlebens transportiert. Wir möchten alle Interessierten, alle VertreterInnen der Presse sowie alle FlaneurInnen und Zaungäste und politischen EntscheidungsträgerInnen dazu einladen vorbeizuschauen, mit uns ins Gespräch zu treten, sich über Ziele und Lösungsmöglichkeiten der Wagenplatzthematik auszutauschen.
Im Zuge dessen möchten wir auch nochmals auf die morgige (Dienstag 30.11.2010) Diskussions- und Informationsveranstaltung im Neuen Institutsgebäude der Uni Wien im Hörsaal 2, ab 20 Uhr hinweisen. Auch dort wollen wir versuchen, alle beteiligten Parteien der Wagenplatzthematik zu einem konstruktiven Dialog zu versammeln, um endlich eine produktive Lösung voranzutreiben.
Für 1,2,3, viele Wagenplätze in Wien und überall
Wagentruppe Treibstoff

 Posted by on Mo., 29. November 2010 at 13:50
Nov 272010
 

Gegen das Sozialsparpaket in seiner Gesamtheit wurde am Samstag, 27. November in Wien demonstriert. Mehr als 110 Organisationen unterstützten die Forderungen der „Plattform Zukunftsbudget“, bei Familienbeihilfe und Pflege nicht zu sparen, sondern Investitionen in Bildung und Soziales Vorrang einzuräumen.

Selbst einen antikapitalistischen Block gab es, um den Kapitalismus als Ganzes anzugreifen – mit oder ohne Sparpaket und Krise. Dazu gab es gleich mehrere Aufrufe: >>Aufruftexte bei „Wir können auch anders“

Somit war eigentlich für sehr viele etwas dabei, bei der Demo. Dennoch nahmen gerade mal rund 5.000 bis 6.000 Personen daran teil.

(5.000–6.000 waren es nach Nochrichten.net-Zählung. Trotz mehrmaligen Nachzählens wurden es nicht mehr. Erste Zählung gleich nach dem Losziehen am Kai: ca. 3000, nächster Versuch nach dem Schwedenplatz und vor der U-Bahn-Station Schottenring: 5.500, letzter Versuch beim Burgtor: knapp 4.000. Laut Polizei seien es 4.000 gewesen, laut Organisator_innen 13.000, war in verschiedenen Onlinemedien zu lesen.)

Immerhin soll der Protest damit nicht zu Ende sein: Für jeden Dienstag vor Weihnachten wurde eine Mahnwache vor dem Bundeskanzler_innenamt angekündigt. Jeweils von 16 bis 19 Uhr. Heiße Getränke solle es dort geben, sowie eine Video-Ecke, Kinderprogramm und Informationen zum Stand der Budget-Debatte.
Weitere Informationen:

http://zukunftsbudget.at

 Posted by on Sa., 27. November 2010 at 21:34
Nov 162010
 

Als sich Dienstag um 18 Uhr rund 150 Personen vor dem Polizeianhaltenzentrum Rossauer Lände sammelten, um gegen Schubhaft und Abschiebung zu protestieren, war zur Überraschung aller auch jener unter ihnen, dessen drohende Abschiebung eigentlich Anlass für die Demonstration war: Code E.

Für keinen war die Überraschung allerdings größer als für Code selbst. Seit Sonntag war der Schüler der HTL Ottakring im Polizeianhaltezentrum Rossauer Lände festgehalten worden. Es wurde ihm keinerlei Kontakt nach außen erlaubt. Er durfte weder seinen Rechtsbeistand anrufen, noch durfte er seinem Arbeitgeber mitteilen, dass er nicht kommen könne. Bis wenige Minuten vor der Demonstration zum ersten Mal ein Kontakt mit seinem Rechtsbeistand ermöglicht wurde, wusste Code nicht, ob sein Verschwinden draußen überhaupt registriert wurde, ob sich irgendwer darum kümmert. Auf der Straße sah er dann, dass 150 Menschen gekommen waren, um ihm zu helfen.

Seine Freude war groß, an diesem 16. November, seinem Geburtstag.

Die Zukunft bleibt aber ungewiss, so unklar wie auch die Beweggründe für seine unerwartete Freilassung sind.

Die Grüne Migrations- und Menschenrechtssprecherin Alev Korun vermutete im Gespräch mit Radio Orange 94,0, dass die Ministerin kalte Füße bekommen habe, nachdem der Umgang mit Code E. von Schüler_innengruppen, über Internet und auch wegen Interventionen der Grünen öffentlich bekannt geworden war. Denn die Isolierung von seinem Rechtsbeistand sei rechtswidrig gewesen. Und dass die Fremdenpolizei im Schubhaftbescheid selbst schreibt, dass von der Anordnung einer Schubhaft „Abstand genommen“ würde und gleichzeitig als gelinderes Mittel die „Unterkunftnahme“ in der Schubhaft anordnete, sei so zynisch wie es ihr noch nie untergekommen ist.

Asyl wurde Code E. in Österreich keines gewährt. Er war 2003 als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling nach Österreich gekommen, nachdem er zuvor in Nigeria von politischen Gegner_innen seines Vaters entführt, angeschossen und verletzt im Wald ausgesetzt worden war. Seine Mutter wurde erst im vorigen Jahr von der gleichen politischen Gruppe wie zuvor Code E. entführt. Eine Rückkehr nach Nigeria kann für Code neuerliche Verschleppung und den Tod bedeuten.

In Wien machte Code seinen Hauptschulabschluss und lernt nun an der HTL Ottakring Elektrotechnik im dritten Jahrgang. Nebenbei arbeitet er als Zeitungsausträger. Ein Antrag auf Bleiberecht liegt derzeit bei der MA 35, die vor der geplanten Abschiebung angeblich nicht konsultiert wurde. Ein weiterer mutmaßlicher Rechtsbruch durch die Abschiebebehörden.

Der Abschiebeflug in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag wird ohne Code abheben. Leer bleibt der Flieger trotzdem nicht. Für viele andere wird wie bei allen dieser mehrmals monatlich stattfindenden Massenabschiebungen aus der EU der Traum von einem menschenwürdigen Leben oder vom Überleben überhaupt ein Ende finden.

Die Demonstrant_innen zogen daher trotzdem wie geplant zum Innenministerium. Am Anfang mit dabei waren unter anderem auch die designierte Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou, die Nationalratsabgeordnete Alev Korun und der künftige Gemeinderat Klaus Werner-Lobo.

„Wir scheißen auf ‚Integration‘ – Bleibefreiheit für alle, überall!“

Einzelne Demonstrant_innen stellten auf Flugblättern fest: „Unsere Solidarität muss allen politischen Verfolgten, allen Illegalisierten, allen Ausgebeuteten, allen Abenteuer_innen gelten. Unabhängig von Integration. Denn: Wer bestimmt, was ‚Integration‘ – Sprache, Kultur oder Liebe – bedeutet?“
Dieses Flugblatt kann übrigens hier runtergeladen werden, um es auch selbst auszudrucken und zu verteilen:
https://at.indymedia.org/files/attachments/19453/9195.pdf

Interviews mit Alev Korun und Code E. für die Wiener Lokalausgabe der ZIP-FM:

>>Interview mit Alev Korun (Grüne Migrations- und Menschenrechtssprecherin, Abg. z. NR)

>>Interview mit Code E. (Schüler, von Abschiebung bedroht)

Vorgeschichte:


>>Der Text, der den Stein ins Rollen und die drohende Abschiebung Codes bekannt gemacht und den Schüler so vermutlich gerettet hat, auf Bernhard Jennys Blog

 Posted by on Di., 16. November 2010 at 22:56