Unsere Undankbarkeit darüber, dass sie uns am Leben lassen, beklagte der stellvertretende Obmann der „Väter ohne Rechte“ Martin Stiglmayr zum Auftakt des „Marsches für die Familie“ am Tag der Regenbogenparade in Wien. Und das obwohl wir ihnen ihre Kinder wegnehmen …
Mehr als 150 Katholische Fundamentalist_innen – rund vier Mal so viele als noch im Vorjahr – sammelten sich auch heuer wieder auf dem Stephansplatz zu einer homophoben und antifeministischen Gegendemonstration zur Regenbogenparade, offiziell „Marsch für die Familie“ genannt, auf Kreuz-net.at wurde die Aktion als „Contrapunkt natürlicher Denkweise zum Aufmarsch der Homo-Unzüchtler“ angepriesen.
Aufgerufen dazu hatte heuer eine neu gegründete „Plattform Familie“. Hinter dieser stehen ultrarechte Katholik_innengruppen, militante Abtreibungsgegner_innen und Väterrechtsorganisationen – unter ihnen Pro Vita, Christen-Allianz, Liga für Sozialhygiene, Human Life International, Österreichische Gesellschaft für Tradition, Familie und Privateigentum.
Zu einer angemeldeten Gegen-Gegendemo kamen an die zweihundert Menschen. Viele weitere Gegner_innen der katholischen Frauenrechts- und Homosexuellenfeind_innen sammelten sich aber auch rund um die homophobe Auftaktkundgebung und taten lautstark ihren Unmut kund. Die Polizei trennte die verfeindeten Lager durch einzelne Sperrketten.
Als sich der sogenannte Marsch für die Familie in Bewegung setzte, begleiteten rund 200 Gegner_innen der organisierten christlichen Homophobie und Misogynie die Katholik_innen davor, daneben und dahinter über Graben und Kohlmarkt. Weitere 130 Gegner_innen folgten in einem angemeldeten Demozug. Am Michaelerplatz trennte die Polizei Katholische Fundamentalist_innen und ihre Gegner_innen mit Hilfe von Tretgittern. Der Marsch für die Familie durfte seiner angemeldeten Route zum Minoritenplatz folgen, musste dort aber beendet werden. Die letzten Meter zum geplanten Ziel, dem Bundeskanzleramt am Ballhausplatz, in Sichtweite des Pride Village am Heldenplatz, durften die katholischen Fundamentalist_innen nicht mehr gehen. Die Gegner_innen durften den Homophoben zwar nicht folgen, dafür wie vorgesehen ihre Abschlusskundgebung am Ballhausplatz abhalten.
Die Abschlusskundgebung des Marsches für die Familie musste einsam am Minoritenplatz abgehalten werden. Alle anderen Menschen wurden von der Polizei am Betreten des Platzes gehindert. Auch Journalist_innen durften nicht durch. Gegendemonstrant_innen, denen fast ein Durchbruch gelungen war, wurden von der Polizei zurückgedrängt. Mindestens eine Person wurde von der Polizei abgeführt. Ob sie festgenommen wurde, ist uns nicht bekannt.
Deutlich mehr Beteiligung hatte die Regenbogenparade, an der laut Veranstalter_innenangaben 150.000 Menschen teilgenommen haben.
Audio-Ausschnitte:
– vom „Marsch für die Familie“: der stellvertretende Obmann der Väter ohne Rechte, Martin Stiglmayr.
http://cba.fro.at/111741
– vom Abschluss der Regenbogenparade:
http://cba.fro.at/111742