Jan 282011
 

Kein Getwitter, keine Facebook-Einladungen, kein Sterbenswörtchen im Internet gab es. Lediglich per SMS verschickte Aufrufe, mit der Bitte versehen, nichts online zu stellen. Dennoch fanden sich Donnerstagabend um 21 Uhr rund 200 Personen am Stephansplatz ein, um der Wut über die Untersagung der Demonstration gegen den Ball deutschnational/völkischer Burschenschaften Ausdruck zu verleihen.
Und die Polizei war auch mit dabei. Die eine oder andere Vertrauensperson dürfte offenbar auch in diese SMS-Ketten eingeklinkt gewesen sein.
Der Intensität der Proteste tat dies aber vorerst keinen Abbruch. Die Demonstrant_innen zogen flott durch die Innenstadt bis zur Zweierlinie, vorbei an der ÖVP zum Rathausplatz.
Entlang des Weges gingen überraschend viele Altpapiercontainer und Gratiszeitungsständer in Flammen auf. Auch ein Polizeifahrzeug dürfte ernsthaft beschädigt worden sein.
Erst nach rund einer Stunde erklärte die Polizei die Demonstration am Ring vor dem Burgtheater für verboten und forderte zur Auflösung auf. Die Demonstrant_innen kamen der Aufforderung in gewisser Weise nach. Sie rannten zur Uni, und fuhren von dort großteils mit der Straßenbahn weg. Allerdings nicht ohne einen brennenden Container zu hinterlassen, und nicht ohne sich wenig später zumindest teilweise wieder vor der Oper zu treffen.
Dort war die Demonstration allerdings schon deutlich kleiner, und beschränkte sich nurmehr auf eine kurze Blockade der Ringfahrbahn.

Bereits um 18 Uhr wurde von 70 Personen am Judenplatz der Befreiung der Menschen im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz vor 66 Jahren gedacht. In den Gedenkreden von Vertreter_innen von ÖH, Gedenkdienst und Jüdischen österreichischen Hochschüler_innen wurde auch wiederholt die postnazistische Tradition Österreichs angesprochen, die sich nicht zuletzt im Ausrichten der wichtigsten Feier „National-Freiheitlicher“, Deutschnationaler und Rechtsextremer aus ganz Europa an einem der repräsentativsten Orte in Wien und der Untersagung der antifaschistischen und antinationalen Gegendemonstration ausdrückt.

Am Freitag, den 28. Jänner werden die Proteste gegen den WKR-Ball trotz Untersagung stattfinden. Klar ist nur noch nicht wie. Seitens des Antinationalen Bündnis Wien wird aufgerufen, um 17 Uhr zum Infopoint im Hof 2 des Unicampus zu kommen und sich dort über alles weitere zu informieren. Bezugsgruppen zu bilden, hat sich bereits bei der Spontandemo am Donnerstag bewährt.

Leseempfehlung:
http://raw.at/texte/sonstiges/nowkrban11.htm
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 Posted by on Fr., 28. Januar 2011 at 01:28