Bis zu 1200 Personen demonstrierten am Samstag, dem 21. November, gegen den Kommers deutschnationaler Burschenschaften in der Hofburg.
Zum Treffpunkt vor der Uni Wien um 18.30 Uhr waren nur rund 300 gekommen. Kaum war die Demo losgezogen, wurde sie aber rasch immer größer. Unter anderem hat sich ein Großteil jener Personen, die zuvor an der Aktion „Wiener Lichter“ am Friedrich-Schmidt-Platz teilgenommenen hatten, nach dessen Ende der Demo angeschlossen. Mit den „Wiener Lichtern“ sollten, einem Aufruf von SPÖ-Organisationen und einigen antirassistischen Initiativen folgend, symbolisch Kerzen gegen die „dunkle Vergangenheit“ entzündet werden.
Als die Demo vom Ring zum Burgtor einbog, war sie bereits auf rund 1200 Teilnehmende angewachsen. Vor dem Burgtor musste die Demo stoppen, da die Tore, wie nicht anders erwartet, geschlossen waren. Bekanntlich hatte die Polizei rund um die Hofburg (Heldenplatz, Josefsplatz, …) ein Platzverbot verhängt.
Die Demonstrant_innen verhielten sich außerordentlich laut. Durch den schmalen Spalt zwischen den hölzernen Toren und der Fahrbahn wurden Knallkörper geschleudert, deren Detonationsknalle vom Resonanzkörper des Burgtors entsprechend verstärkt wurden.
Danach wurden mitgebrachte Kerzen vor den Toren postiert. Die Tore selbst waren mit – mit Kreide geschriebenen – antifaschistischen Texten übersät.
Um 20.30 kehrten die Demonstrant_innen zur Uni Wien zurück.
Gerade als sich dort die Demo auflöste, provozierte eine Gruppe mutmaßlicher Rechtsextremer durch Zurufe die noch anwesenden Demonstrant_innen. Eine Gruppe entschlossener Antifaschist_innen versuchte erfolgreich, sie zu vertreiben, und rannte ihnen in die Währinger Straße nach, bis sie von der Polizei aufgehalten wurde. Die mutmaßlichen Rechtsextremen entkamen. Die Antifaschist_innen konnten zur Uni zurückkehren.
Mehr als eine Stunde später überfielen Polizeikräfte der WEGA neben der Uni stehende Personen. Sie begründeten dies damit, dass es zu einer Schlägerei zwischen Antifaschist_innen und den mutmaßlichen Rechtsextremen beim Christkindlmarkt gekommen sei, und es sich bei den Personen neben der Uni um daran beteiligte Antifaschist_innen handel könne.
Einer der dabei Beamtshandelten schilderte unmittelbar nach Beendigung seiner Identitätsfeststellung in einem Interview mit der ZIP-FM-Lokalausgabe/nochrichten.net, den Vorgang so:
Polizisten seien mit Schlagstöcken in den Händen auf sie losgerannt, drückten sie gegen die Mauern der Universität, schlugen sie, erklärten, dass sie keine Rechte haben und jetzt was erleben werden. Erst als alarmierte Leute aus dem Audimax gekommen waren, um das Geschehen zu beobachten, sollen sich die Polizisten in ihrer Gewalttätigkeit eingebremst haben. Fragen nach Dienstnummern sollen die Polizisten erst mit Schlägen, später mit der Erklärung, dass sie das nicht tun müssen, beantwortet haben. Die Interviews wurden mit zum Schutze der Interviewten verfremdeten Ton in der ZIP-FM-Lokalausgabe am 23. November ausgestrahlt (die Sendung kann >>hier downgeloadet werden).
Zwei Personen wurden festgenommen. Die anderen durften nach der Identitätsfeststellung gehen. Laut Tweets der Rosa Antifa Wien seien sie nach den Perlustrierungen an drei mutmaßlichen Rechtsextremen vorbeigeführt worden. Laut „Der_Gregor“ auf twitter sollen die Festgenommenen nach wenigen Stunden wieder freigelassen worden sein.
Zu den Vorwürfen gegen die Polizist_innen gelang es uns nicht, eine Stellungnahme der Polizist_innen zu erhalten.
Zum Kommers in der Hofburg waren wie berichtet 1000 deutschnationale Burschenschafter erwartet worden. Auch bekannte Neonazi-Gruppen hatten zur Teilnahme aufgerufen. Als Redner_innen waren Heinz-Christian Strache und namhafte Rechtsextremisten angekündigt worden.
Siehe auch:
>>“Rechtsextreme und Neonazis laden zu Festkommers in Wiener Hofburg – Proteste ab 20. November“ auf nochrichten.net
>>Indymedia-Ticker
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