Zum alljährlichen, 1979 von Ayatollah Chomeini ausgerufenen, antizionistischen Al-Quds-Tag marschierten heuer wieder mehr als 300 Personen mit antiisraelischen Transparenten sowie Fahnen von Palästina, Österreich und der Hisbollah durch Wien – bis sich ihnen in der Rotenturmstraße eine Gruppe von rund zwanzig Antifaschist_innen mit Solidarität mit Israel fordernden Rufen und Transparenten in den Weg stellte.
Der Al-Quds-Marsch mit seinen streng getrennten Blöcken – vorne Frauen und Kinder, hinten die Männer – stoppte rund hundert Meter vor der unerwarteten Blockade. Nach einer längeren Nachdenkpause stellte sich eine Reihe Polizist_innen zwischen die feindlichen Demonstrationen. Einer Aufforderung der Polizei, dem angemeldeten Al-Quds-Marsch binnen zwei Minuten den Weg frei zu machen, wurde vorerst nicht nachgekommen. Erst nach verbalem Drängen des Behördenvertreters zogen sich die Antifaschist_innen auf den Stephansplatz zurück.
Auch noch während der Abschlusskundgebung wurde den israelfeindlichen Reden und Parolen Rufe nach Solidarität mit Israel und gegen den Terror der Hamas entgegengehalten. Bei der Polizei sorgte dies für sichtbare Nervosität. Als ein Antifaschist einen Fotoapparat aus dem Rucksack nehmen wollte, wurde er sofort weggezerrt. Nach Durchsuchung seiner Taschen durfte er aber wieder zur Antifakundgebung zurück.
Ursprünglich war von Antifaschist_innen lediglich zu einer Kundgebung gegen den Al-Quds-Tag am Graben aufgerufen worden. Einige der rund 50–70 Teilnehmer_innen schienen sich aber dann doch nicht mit bloß stillem Protest in sicherer Entfernung zufriedengeben zu wollen.
Gegen den Al-Quds-Tag zu protestieren, bedeute nicht nur gegen den Islamismus auf die Straße zu gehen, sondern auch gegen die stillschweigende Mehrheit, die Antisemitismus als respektable Meinung durchgehen lasse, erklärte das Bündnis gegen den Al-Quds-Tag in seinem Aufruf. Der Al-Quds-Tag, der „Tag zur Befreiung Jerusalems von der zionistischen Besatzung“, womit letztlich die Zerstörung Israels gemeint sei, so das antifaschistische Bündnis, wird weltweit von Anhänger_innen der islamischen Revolution begangen.