Mit mindestens einer Festnahme – vermutlich eher zwei – und zahlreichen Identitätsfeststellungen reagierte die Polizei auf eine antipatriarchale Demonstration gegen einen antifeministischen „Daddy’s Pride“ am 12. Juni in Wien.
Der „Daddy’s Pride“ für „gemeinsame Obsorge für unverheiratete und geschiedene Väter ohne Wenn und Aber“ wurde von der „Männerpartei“ in Kooperation mit „Im Namen des Vaters“, „Väter ohne Rechte“, „Vaterverbot.at“, humanes Recht“, „Doppelresidenze“ und „Kindergefühle“ veranstaltet. Trotz Verstärkung aus mehreren europäischen Ländern nahmen gerade mal gut hundert Personen an dem Marsch zum Sitz der Frauenministerin am Ballhausplatz teil.
„Good Night Daddy’s Pride“ war hingegen das Motto einer Gegendemonstration „gegen patriarchale Väter, Familienfundamentalisten und heterosexistische Zustände“ und für Feminismus. Auch hier konnten etwas mehr als hundert Teilnehmer_innen gezählt werden.
„Die feministischen Errungenschaften der letzten Jahrzehnte müssen verteidigt und ausgeweitet werden – die Väterrechtsbewegung, die nun auch hierzulande versucht, ihre reaktionären Positionen an die Öffentlichkeit zu tragen, stellt eine Gefahr für sämtliche emanzipatorischen Bestrebungen dar. Deswegen organisieren wir eine Gegendemonstration, um der Daddy’s Pride inhaltlich und aktionistisch Widerstand entgegenzusetzen!“, hieß es vonseiten der Veranstalter_innen. Und weiter: „Auch wenn diese Väter vorgeben, sich mehr um ihre Kinder kümmern zu wollen, so finden sich unter dem Deckmantel der vermeintlichen Menschenrechte, für die diese Väter angeblich kämpfen, Sexismus, Misogynie, Homophobie, Biologismus und vor allem enorme finanzielle Interessen.“
Als die antipatriarchalen Gegendemonstrant_innen auf ihrer Route durch die Innenstadt kurz nach dem Stephansplatz versuchten, rennend in die Nähe der antifeministischen Demonstration zu gelangen, trat die Polizei dazwischen. Die antipatriarchale Demonstration wurde aufgesplittert. Von hinter der Oper und der Krugerstraße wurden Einkesselungen von Demonstrant_innen gemeldet. Auch der Josefsplatz wurde kurzzeitig dicht gemacht. Vermutlich zwei Personen wurden festgenommen. Einer davon wird laut Auskunft der Politei schwere Körperverletzung vorgeworfen. Beim Kommissariat Innere Stadt am Deutschmeisterplatz bildete sich später eine Solidaritätskundgebung. Eine der festgenommenen Personen – S. – musste bis 28 . Juni in U-Haft sitzen.
Als bei der Abschlusskundgebung des „Daddy’s Pride“ – kurz nachdem ein Vätersprecher aufrief, wenn es Frauen gebe, die gegen ihre Forderungen sind, so sollen sie doch hierherkommen, sich zeigen und in Dialog treten – einzelne Personen antipatriarchale Parolen riefen, wurden ihre Personalien von der Polizei aufgenommen.
Es dürfte auch weitere mitunter aggressiv durchgeführte Identitätsfeststellungen auch von völlig unbeteiligten Personen gegeben haben.
Nachtrag: An einer Solidemo mit der zu diesem Zeitpunkt noch auf die Haftprüfung wartende Person am Sonntag um 22 Uhr durch die Wickenburggasse nahmen rund 40 Personen teil. Sie zogen laut Parolen rufend und Knallkörper werfend an der Justizanstalt Josefstadt vorbei, um dem Gefangenen hörbar ihre Solidarität zu vermitteln. Polizeibegleitung gab es keine, lediglich vor dem Eingang der Justizanstalt standen ein paar Polizeibeamt_innen. Laut einem Posting auf Indymedia wurden jedoch nach der Demo sechs Personen auf der Landesgerichtsstraße perlustriert.
Eine weitere Solidemo fand am Donnerstag, 17. Juni, 18 Uhr, mit rund 100 Teilnehmer_innen bei der Justizanstalt Josefstadt statt.
Nachtrag 28. Juni: S., über den nach den „Good night Daddy’s Pride“-Aktionen Untersuchungshaft verhängt worden war, wurde nach einer Haftprüfung am 28. Juni freigelassen.
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