Tausende Menschen protestierten am 26. Jänner 2018 wieder gegen den von der Wiener FPÖ veranstalteten „Akademikerball“ deutschnational/-völkischer Burschenschaften in der Wiener Hofburg.
An die 10.000 Demonstrant*innen dürften an den Demonstrationen am Freitagabend teilgenommen haben.
Die erste kleinere Demonstration begann bereits um 15:30 am Wallensteinplatz und führte zum Treffpunkt der großen Demo bei der Uni Wien.
Von dort zogen kurz nach 18 Uhr nach einer Auftaktkundgebung mehrere tausend Menschen – zuerst über den Ring – in Richtung Karlsplatz los. Wegen der bis zur Mitte des Maria-Theresien-Platzes ausgedehnten Platzverbots rund um die Hofburg musste über die so genannte Zweierlinie ausgewichen werden.
Kurz nach dem Losziehen bei der Uni zählten wir 6.000–7.000 Teilnehmer*innen. Von verschiedenen Seiten wurde aber ein laufendes Anwachsen der Demo beobachtet. Bis zum Ende der Demoroute sei die Zahl der Protestierenden auf 8.000 angewachsen, stellte sogar die Polizei fest (die zu Beginn der Demo noch von 2.000 Personen gesprochen hatte). Die Veranstalter*innen sprachen von 10.000 Demonstrant*innen, was somit einigermaßen realistisch erscheint.
„Im Gedenken an die Millionen Ermordeten geloben wir, dass wir diesen Weg nie verlassen werden.“
Das Burgtor, durch das der Großteil der Ballbesucher*innen auf dem Weg zur Hofburg durch musste, erstrahlte von ca. 19 bis 21 Uhr im Glanz antifaschistischer Texte, die, organisiert von „Jetzt Zeichen setzen“ von der Künstlerin Starsky vom Maria-Theresien-Platz aus dorthin projiziert wurden, darunter auch Zitate aus dem „Mauthausen-Schwur“ des internationalen Häftlingskomitees vom Mai 1945.
>>Fotos auf Facebook
Das Bündnis „Jetzt Zeichen setzen“ veranstaltete bereits am Donnerstag einen Flashmob und hat dort auch bereits mit uns für das Nachrichtenmagazin ANDI über die Projektionsaktion gesprochen (der Beitrag schaffte es aus Platzgründen allerdings nicht in die Sendung):
http://nochrichten.net/wp-content/uploads/2018/01/andi-26jan2018-flashmob-zeichensetzen-akademikerball-gerhard.mp3
Ein Feuerwerk gab es auch – irgendwo in der Nähe der Hofburg, nicht aus der Demo heraus, als sichbares Signal des antifaschistischen Widerstands, an die antifaschistischen Demonstrant*innen.
Beim Getreidemarkt wurden bei einer Fotoaktion unzählige Tafeln mit der Aufschrift „Widerstand“ hochgehalten. Vor dem Redaktionsgebäude der Zeitung „Österreich“ wurde gegen deren rechtsextreme Berichterstattung protestiert. „Es gibt kein Recht auf Nazipropaganda“, wurde skandiert.
Nach dem Abschluss der Demo beim Karlsplatz wurde in einer weiteren Demonstration von vielen wieder zurück in Richtung Hofburg gegangen. Diese Demo endete mit einer Kundgebung hinter dem Burgtheater in der Löwelstraße. Bei der Bellariastraße wurde vereinzelt versucht, die Zufahrt von Ballbesucher*innen zu behindern. Größere Blockaden gab es heuer aber nicht. Nach 23 Uhr löste sich die letzte Demonstrant*innengruppe, die noch hinter dem Burgtheater protestiert hatte, mit einem kleinen Protestzug zum Rathausplatz auf.
Vor dem Ende der fast fünfstündigen Sondersendung über die Proteste auf Radio Orange 94.0 fassten Petra und Gerhard die Ereignisse des Abends zusammen:
http://nochrichten.net/wp-content/uploads/2018/01/nowkr2018-zusammenfassungpetragerhard2330.mp3
Die Polizei hätte zwar mit realitätsfernen Bedrohungszenarien versucht gehabt, den Boden für einen brutalen Einsatz gegen die Demonstrant*innen zu bereiten – wie schon in diesem Beitrag näher beschrieben –, verhielt sich schließlich aber doch außergewöhnlich friedlich. Es gab keine gröberen Zwischenfälle und, nach unseren Informationen, auch keine Festnahmen. Laut Polizei seien 2.800 Beamt*innen im Einsatz gewesen, darunter 900 unterstützende Polizist*innen aus anderen Bundesländern.
Die komplette, fast sechsstündige Sondersendung über die Proteste auf Radio Orange 94.0 zum Nachhören:
https://cba.fro.at/358966
Kurzfassung folgt.