Wenigstens an manchen Schulen kommt es bisweilen noch vor, dass nicht kommentarlos hingenommen oder weggeschaut wird, wenn Menschen im persönlichen Umfeld ausgewiesen und abgeschoben werden. Ende November / Anfang Dezember wehrten sich Schüler_innen und Lehrer_innen zweier Wiener Schulen – Maroltingergasse und Friesgasse – dagegen, dass die Geschwister Jovana und Denis mit ihrem Vater binnen 14 Tagen das Land verlassen sollten. Nach siebenjähriger Bearbeitungszeit war ein Asylantrag in zweiter Instanz negativ beschieden worden. Eine Abschiebung drohte.
Die gesamte Schulgemeinschaft, also Schüler_innen, Eltern und Lehrer_innen wollten Denis nach Kräften unterstützen und ihm den Rücken stärken, berichten Aktivist_innen der gegen Abschiebungen aktiven Schüler_innenkampagne „Aus mit Raus“ . Auch der Wiener Basketballverband habe sich hinter Denis gestellt, der als Nachwuchsstar gilt.
Beim Spiel BC Vienna – Gmunden Swans am 5. Dezember waren folglich bei Sportveranstaltungen sonst eher unübliche Sprechchöre zu hören: „Kein Mensch ist illegal, Bleiberecht überall!“. Der Präsident des Wiener Basketballverbands Peko B. forderte Bleiberecht für Denis. Schüler_innen, die Denis unterstützen wollten, erhielten freien Eintritt zum „Denis und seine Familie gehören zu uns“-Fanblock.
Der Unterstützung der Lehrer_innen und Schüler_innen sowie des Basketballverbands dürfte die mediale Aufmerksamkeit zu verdanken sein, die wohl mit dazu beigetragen hat, dass das Asylverfahren nun neu aufgerollt wird und die beiden Schüler_innen und ihr Vater vorerst weiter in Wien bleiben dürfen.
Eine für den 6. Dezember geplante Demonstration fand dennoch statt, weil, wie die Sprecher_innen auf der Versammlung nicht müde wurden zu betonen, es nicht nur um Jovana und Denis gehe. Jährlich werden mehrere hundert Kinder abgeschoben, im Durchschnitt komme es zu sieben Abschiebungen aus Österreich pro Tag. Bereits am Vormittag hatte Anny Knapp von der Asylkoordination bei einer Pressekonferenz die Willkür bei Entscheidungen in Bleiberechtsverfahren beklagt, mit ganz unterschiedlichen Entscheidungen in noch so ähnlichen Verfahren. Jovana und Denis seien keineswegs Einzelfälle.
Während sich am 6. Dezember beim Stephansplatz rund zweihundert Schüler_innen aus ganz Wien sammelten, reisten mehr als hundert Kolleg_innen Denis’ aus der Maroltingergasse per U-Bahn an. Als sich die Demonstration in Bewegung setzte, konnten 350 Teilnehmer_innen (Nochrichten.net-Zählung) gezählt werden. Vor dem Haus des Stadtschulrats wurde gefordert, dass dieser gefälligst die Sicherheit von Wiener Schulen anvertrauten Kindern und Jugendlichen zu gewährleisten und Abschiebungen zu verhindern habe. Auf den letzten Metern vorm Innenministerium – bis dorthin haben nur mehr knapp 200 durchgehalten – wurde „Feuer und Flamme den Abschiebebehörden“ skandiert.
Unterstützung bekamen die gegen Abschiebungen kämpfenden Schüler_innen vor allem von der sozialdemokratischen „Aktion kritischer Schüler_innen“ (AKS) und der „Sozialistischen Linkspartei“ (SLP). Jovana und Denis waren unter den Demonstrant_innen, dankten und verliehen der Hoffnung Ausdruck, weiter unterstützt zu werden: „Zusammen schaffen wir alles. Weiter so!“