Jan 302012
 

Am 27. Jänner 2012 gab es die wohl bislang breitesten Proteste gegen den Ball deutschnational/-völkischer Burschenschaften in Wien. Tausende Menschen beteiligten sich an den beiden Demonstrationen – des NoWKR-Bündnisses vom Westbahnhof zum Heldenplatz und der Offensive gegen Rechts von der Universität Wien über den Heldenplatz zum Mahnmal gegen Krieg und Faschismus bei der Albertina – sowie an der Kundgebung der Plattform „Jetzt Zeichen setzen“ am Heldenplatz. 600 nahmen bereits am Vormittag an einer Gedenkkundgebung in Erinnerung an die Befreiung des KZ Auschwitz-Birkenau teil. (Nochrichten.net-Zählungen der Teilnehmer_innen gibt es diesmal aus organisatorischen Gründen leider nicht, weshalb mit Schätzungen zwischen ein paar und vielen tausend Teilnehmer_innen Vorlieb genommen werden muss.)

Zudem wurde im Laufe des Nachmittag von Anonymous Austria die Webseite des WKR und später einiger Burschenschaft gehackt und von dort auf eine Seite mit Pony vor sowjetischer Fahne umgeleitet.

Während alle Kundgebungen und Demonstrationen ruhig verliefen und sich dabei auch die Polizei auffallend friedlich verhielt, wurde es gegen 21 Uhr turbulenter, als in kleineren Gruppen versucht wurde, Ballbesucher_innen auf ihrem Weg in die Hofburg zu behindern, und das oft sogar überaus erfolgreich. So wurden ganze Busse und viele Taxis lange aufgehalten. Einzelne Burschenschafter griffen aber auch Antifaschist_innen an, in einem Fall mit Pfeffersprays. Der frühere Arbeiter-Zeitungs-Herausgeber und SPÖ-Abgeordnete Albrecht Konecny berichete nach dem Verlassen der Kundgebung von einem Rechtsextremen mit einem Schlagring zusammengeschlagen worden zu sein. Die Rechtshilfe Wien berichtete von insgesamt 21 Festnahmen, davon neun wegen des Vorwurfs strafrechtlicher Delikte. Unklar sei jedoch, ob bei diesen Zahlen auch die angeblich festgenommenen Rechtsextremen mitgezählt sind. Im Laufe des Samstags wurden alle Festgenommenen freigelassen.

Die Rechtshilfe bittet alle Leute, die bei den Protesten gegen den WKR-Ball festgenommen worden sind, und sich noch nicht bei ihr gemeldet haben, dies (verschlüsselt) per Mail nachzuholen.
Außerdem bittet sie alle, die in Kontakt mit den Repressionsorganen gekommen sind oder Übergriffe/Festnahmen beobachten konnten, ein Gedächtnisprotokoll zu schreiben.
Auch Menschen, die nicht festgenommen worden sind, aber ebenfalls Post von den Behörden bekommen, sollen sie sich umgehend an die Rechtshilfe wenden.
Mehr Infos und Kontaktmöglichkeiten stehen auf http://rhwien.noblogs.org/

ORANGE 94.0 berichtete den ganzen Abend live von allen Protestschauplätzen.
>>Zusammenschnitt der Liveübertragung (Siebeneinhalb Stunden in einer Dreiviertelstunde) http://cba.fro.at/54712
[display_podcast]

Weitere Berichte:
>>Freies Medium Ottensheim
>>Indymedia-Ticker vom 27. Jänner

 Posted by on Mo., 30. Januar 2012 at 18:42
Jan 242012
 

Liebe Fotograf_innen und Kameraleute

Das Dokumentieren von Demonstrationen, Aktionen und Polizeirepression ist wichtig. Überlassen wir die Berichterstattung über Demonstrationen und Aktionen nicht der Polizeipressestelle und Mainstreammedien. Eigene Berichte auf selbst gewählten Kanälen und in eigenen Medien helfen uns, Informationen und Erfahrungen auszutauschen, zu reflektieren und unsere Bewegungen weiter zu entwickeln. Mit unseren Interventionen in Mediendiskurse untergraben wir die Deutungshoheit der Behörden über die Geschehnisse auf der Straße. Das richtige Foto zur richtigen Zeit kann Polizeilügen aufdecken und Anklagen in sich zusammenbrechen lassen.

Eine Gefährdung von Demonstrant_innen müssen wir dabei aber freilich unter allen Umständen vermeiden.

Die Behörden sammeln Gesichter von Aktivist_innen, um sie zu identifizieren, Verbindungen zwischen Demonstrant_innen aufzudecken, kriminelle und terroristische Organisationen zu konstruieren, oder wozu sie sich sonst gerade veranlasst fühlen. Und auch Neonazis, FPÖ, Abtreibungsgegner_innen und Ähnliche haben Interesse an Bildern ihrer Gegner_innen, also von uns, zum Beispiel für Aufrufe zur Kriminalisierung oder zur Gewalt gegen Linke, Antifaschist_innen, Feministinnen, … Helfen wir ihnen nicht dabei!

Einmal gemachte Bilder vernichten sich nicht von selbst. Im Internet überdauern sie länger als den Abgebildeten oft lieb ist, selbst wenn es ihnen heute nichts ausmacht. Sie können noch Jahre später zu den ungünstigsten Zeitpunkten von Behörden, Neonazis, Arbeitgeber_innen gefunden und gegen die Abgebildeten verwendet werden.

Lasst uns verantwortungsvoll mit unseren Kameras umgehen.

Wenn du fotografierst oder filmst:

  • Überprüfe vor der Demo welche privaten Aufnahmen oder Aufnahmen von früheren Demos/Aktionen du auf deinem Gerät hast und lösche sie gründlich! Einfach gelöschte Daten sind leicht wieder herstellbar – deswegen unbedingt regelmäßig die Datenträger austauschen oder „wipen“!
  • Überlege dir vor der Demo, was und wofür du fotografierst/filmst. Willst du nur deine Privatsammlung aufpeppen, dann lass es bitte bleiben!
  • Sei dir bewusst, dass dir die Speichermedien abhanden kommen können, denk daran auch schon beim Filmen/Fotografieren. Überlege dir, wie du potentiell problematische Aufnahmen schnell aus der Reichweite der Behörden bekommst und nimm Ersatzkarten mit.
  • Bei „Straftaten“ oder unklaren Situationen das Fotografieren und Filmen direkt und sofort einstellen! Die reißerische „Action-Cam“ für die nächsten „geilen Mobivideos“ braucht kein Mensch. Aber sie gefährdet Aktivist_innen!
    Bei der Veröffentlichung von Bildern achte darauf, dass keine Leute mehr zu erkennen und zu identifizieren sind. Mache Gesichter unkenntlich, damit sie nicht zur Grundlage behördlicher Bedrohungskonstruktionen und nicht zur Illustration von Abschusslisten von Neonazis verwendet werden können.
  • Mache keine Portraitaufnahmen von Leuten.
    Du trägst die Verantwortung dafür, dass die von dir gemachten Aufnahmen niemals in falsche Hände geraten! Verschlüssle daher Bilder, Filme, Speicherkarte und die Festplatte zuhause.
  • Frage Leute bevor du sie filmst oder fotografierst, ob sie damit einverstanden sind. Du gibst ihnen dadurch die Gelegenheit, selbst zu entscheiden und z.B. das schicke Transpi, welches unbedingt eine breite Öffentlichkeit sehen sollte, kameragerecht vors Gesicht zu halten. Damit hast du ein gutes Foto und auch die Gewissheit solidarische Medienarbeit zu machen. Wenn du ein „Nein“ bekommst, dann akzeptiere es. Es gibt für viele gute Gründe – Arbeit, Eltern, Repression, usw. – warum sie nicht ihr Gesicht in irgendwelchen Medien sehen wollen.
  • Gib den Leuten die Möglichkeit, sich vor einer Aufnahme zu schützen. Mache keine versteckten Aufnahmen, sondern zeige allen deutlich, dass du fotografierst oder filmst, etwa indem du dir eine Jacke anziehst oder eine Tafel umhängst oder ein Fähnchen ansteckst, worauf deutlich „Fotograf_in“, „Vorsicht Kamera!“, „Doku-Team“, „Presse“ oder Ähnliches steht.
  • Nicht alle, die du interviewst, sind geübt oder geschult im Umgang mit Medien. Unterbrich sie und stoppe die Aufnahme, wenn sie sich oder andere mit ihren Aussagen gefährden.
  • Bedenke insbesondere bei Live-Streams, dass das, was du sendest, von Behörden und gewalttätigen Gegner_innen gespeichert und verwendet wird, ohne dass du die Möglichkeit hast, heikle Szenen rauszuschneiden.
    Schwenke die Kamera notfalls nach unten, bedenke aber, dass Personen auch anhand ihrer Kleidung und Schuhe identifiziert werden können.
  • Wenn du Aufnahmen gemacht hast, die für ein polizeiliches oder gerichtliches Verfahren von Bedeutung sein können, mit denen z.B. polizeiliche Vorwürfe gegen eine oder mehrere Personen entkräftet werden können, veröffentliche diese nicht, sondern lasse sie auf sicheren Wegen der Rechtshilfe zukommen, damit sich die Polizist_innen ihre Aussagen nicht in Kenntnis der Aufnahmen zurechtbiegen können.

Liebe Twitterant_innen, Facebooker_innen, SMS-Schreiber_innen

Neue Medien erlauben, rasch Information über Geschehnisse auf Demonstrationen nach außen zu bringen, um das Meinungsklima über die Proteste zu beeinflussen oder um solidarische Personen zu mobilisieren oder auch um innerhalb der Demonstration zu kommunizieren.

Bitte bedenke aber, dass alle diese Meldungen nicht intern bleiben. Überlege, was du wie weitergibst. Für die Weitergabe geheimer Treffpunkte eignen sich diese Medien nicht.
Wenn du Informationen über solche Kanäle bekommst, versuche die Vertrauenswürdigkeit deiner Quelle einzuschätzen. Gerade bei Großdemonstrationen kommt es immer wieder zu Falschinformationen, die lanciert werden, um Verwirrung zu stiften.
Wenn du wichtige gesicherte Informationen erhalten hast, gib sie auch an andere Demonstrant_innen weiter. Kommunikation funktioniert auch mündlich, ohne Smartphone, bisweilen sogar schneller und verlässlicher.

Liebe Bloger_innen, Ticker_innen, Berichteschreiber_innen

Berichterstattung, Kommentare, Nacherzählungen sind ein wichtiger Bestandteil von Protesten und Aktionen. Sie bieten die Möglichkeit – unabhängig von Mainstream-Medien und APA-Meldungen – Gegenöffentlichkeit herzustellen, und für kommende Aktionen auch Reflexionsprozesse unterstützt. Wie bei anderen Medienformaten gilt es aber auch hier mitzudenken! Repressionsbehörden lesen mit! Veröffentlicht keine Namen von Personen. So wie Fotos können natürlich auch Namen in Berichten unangenehmen Folgen für die Betroffenen haben. Stellt keine wilden Spekulationen an, streut keine Gerüchte sondern, wenn sie unbedingt sein müssen, kennzeichnet diese klar als solche, veröffentlicht keine Interna! Achtet auch auf eure eigene Sicherheit und veröffentlicht im Zweifelsfall die Berichte anonym.

Erstunterzeichner_innen:

at.indymedia https://at.indymedia.org
n3tw0rk https://www.n3tw0rk.org
@porrporr http://noborders.noblogs.org
nochrichten.net http://nochrichten.net
NOWKR-Sondersendungsredaktion bei ORANGE 94.0
Rosa Antifa Wien http://www.raw.at
ZIP-FM-Lokalredaktion bei ORANGE 94.0

 Posted by on Di., 24. Januar 2012 at 10:41
Jan 232012
 

Wenn 2012 die rechtsextreme Elite Europas wieder in der Hofburg am Ball des deutschnational/-völkischen Wiener Korporationsring das Tanzbein schwingt, wird mit einer Kundgebung und auf mehreren Demonstrationen dagegen protestiert.

Die umfassendsten Übersichten über alle Aktivitäten finden sich auf http://noborders.noblogs.org/nowkrdemos2012/ und http://noborders.noblogs.org/nowkr2012/ sowie auf https://at.indymedia.org/node/21935.

NoWKR-Demo

Treffpunkt: Freitag, 27. Jänner, 17 Uhr, Christian-Broda-Platz beim Bahnhof Wien Westbahnhof

Die Autonome Antifa [W] ist Teil jenes Bündnisses, das bereits in den letzten Jahren gegen den WKR-Ball mobilisiert hatte, und heuer zu einer Demo vom Westbahnhof zur Hofburg aufruft. Sie kritisiert das „national-identitäre“ Gedenken am Heldenplatz und propagiert „antifaschistische Praxis: emanzipatorischer Antikapitalismus als politische Aufgabe“. Im Gespräch mit ORANGE 94.0 erklären die Aktivist_innen Hintergrund und Ziel ihrer Demonstration.

>>Radio-Orange-Gespräch mit Autonomer Antifa Wien: http://cba.fro.at/54379

>>Mehr Informationen: http://antifaw.blogsport.de


Demo der Offensive gegen Rechts

Treffpunkt: 18.00 Uni Wien
>>Mehr Informationen: http://www.offensivegegenrechts.net

Kundgebung „Jetzt Zeichen setzen“:

Treffpunkt: 18.30 Heldenplatz
>>Mehr Informationen: www.jetztzeichensetzen.at/?page_id=25

>>Aufzeichnung Pressekonferenz von SOS-Mitmensch zum WKR-Ball am Holocaust-Gedenktag in der Hofburg vom 14. Dezember 2011

>>Aufzeichnungen von „Trotz allem“ von der Pressekonferenz von „Jetzt Zeichen setzen“ am 19. Jänner 2012 sowie Interviews

>>Aufzeichnungen von „Trotz allem“ von der Pressekonferenz der FPÖ am 23. Jänner 2012 zum WKR-Ball


Sondersendung zu den Protesten gegen den WKR-Ball am Freitag, 27. Jänner ab 17 Uhr auf ORANGE 94.0 (Open End)

Livestream am Freitag, 27. Jänner ab 17 Uhr: http://o94.at/live/

 Posted by on Mo., 23. Januar 2012 at 20:40
Jan 162012
 

Nachdem bereits in der Vergangenheit auch hier wiederholt der Occupy-Vienna-Bewegung vorgeworfen wurde, immer mehr zum Forum für Verschwörungstheoretiker_innen und Antisemit_innen zu werden (siehe zum Beispiel die Beiträge http://nochrichten.net/?p=689 und http://nochrichten.net/?p=703), droht am Sonntag der Brückenschlag zu offen den Nationalsozialismus relativierenden und verteidigenden Kreisen und massiv antisemitisch Hetzenden versucht worden zu sein. Bei einer Versammlung am globalen Aktionstag am 15. Jänner am Stephansplatz trat unter anderem der WU-Professor Franz Hörmann auf. Um es mit den Worten der Streifzüge zu sagen: Franz Hörmann ist zumindest bereit, „mit Antisemiten und Nazis gemeinsame Sache zu machen. Sein aktuelles Engagement in der ‚HuMan Weg‘-Bewegung, die offene Zusammenarbeit mit einer Figur wie dem Führerlein Hans-Jürgen Klaussner und vor allem auch die dezidierte Weigerung sich davon zu distanzieren, lassen nur den Schluss zu, dass er solche Haltungen zumindest als tolerierbar betrachtet.“

Wie bereits Tage vor der Occupy-Versammlung unter anderem vom antifaschistischen Blogger Bernhard Jenny aufgezeigt wurde, war Franz Hörmann an der Gründung der Partei „HuMan-Weg-Bewegung Österreich“ (HPÖ) beteiligt, auf deren Website unter anderem erklärt wird:

Die Vollstrecker der ersten Feststellung „Alles ist feindbestimmt“ sind die USA, die seit dem 2. Weltkrieg Europa geistig und materiell ununterbrochen kontrollieren und niederhalten, um es auf keinen Fall als Konkurrent um die Weltherrschaft offen bekämpfen zu müssen. Die US-Regierung weiß ebenso wie ihre geistig-jüdischen Führer, dass nur das neue Europa die Welt zu regieren berufen ist. Sie hatten berechtigt die nackte Angst im Nacken gespürt, als das neue Wirtschaftssystem des Deutschen Reiches ab 1933 die Arbeitslosigkeit mit fast zinslosem Geld ohne Golddeckung beseitigte und damit ein überragendes Beispiel für alle freiheitsliebenden Völker in Europa erschuf, das nur mit dem zweiten Weltkrieg wieder zum Verschwinden gebracht werden konnte. Daher stammen Sätze wie „Deutschland muss vernichtet werden“ und die Kriegserklärung des Weltjudentums, bereits 1923 an Deutschland ausgesprochen, „… dass es von 8 Mio. Juden weltweit bekämpft werden müsse bis zu seinem kompletten Untergang“.
So wird auch heute noch mit den Deutschen verfahren, etwas getarnter mit den Österreichern und den Schweizern.
(h++p:/www.kreditie.at/index.php?option=com_content&view=article&id=72&Itemid=496)

Zumindest einigen der am Stephansplatz für – wie sie es nennen – Echte Demokratie demonstrierenden Leuten dürfte zugutegehalten werden können, nicht wirklich gewusst zu haben, mit wem sie sich da eingelassen haben. Weitere Redner waren Martin Baluch und Roland Düringer.

Videos von der Kundgebung auf ichmachpolitik.at:
Hörmann: http://ichmachpolitik.at/questions/1416
Balluch: http://ichmachpolitik.at/questions/1417
Düringer: http://ichmachpolitik.at/questions/1415

 Posted by on Mo., 16. Januar 2012 at 18:54
Jan 162012
 

Mit einem frechen Faschingsumzug in wunderbarstem Schneetreiben startete die F13-Bewegung am – wie sollte es anders sein – Freitag, 13. Jänner, um 13 Uhr, in ihr zehntes Jahr. Fast auf die Minute genau, als sich die ersten verkleideten Närr_innen am Praterstern einfanden, setzte das erste und bislang einzige Schneetreiben in diesem Winter in Wien ein. Das gemeinsame Walzertanzen beim Admiral-Tegetthoff-Denkmal ließen sich die 110 F13-Aktivist_innen davon aber nicht verleiden. Entlang der Praterstraße mussten allerdings die ersten dreißig gleich auf den ersten Metern völlig durchnässten Teilnehmer_innen aufgeben. Die anderen paradierten weiter über Urania, Kai, Schwedenplatz und Rotenturmstraße zum Stephansplatz. Zeitweise waren es nurmehr knapp 60, die abwechselnd Graupelschauern, dichten Flocken und dann wieder Schneeregen trotzen. Am Stephansplatz begann der Faschingsumzug bei Musikdarbietungen von den „Playbackdolls“, die beteuerten, zu teuer für die Welt zu sein, und dem „Gegenstimmen“-Chor wieder deutlich zu wachsen. Für ein fulminantes Finale sorgte schließlich Sirtakitanzen auf der Kärntner Straße. Womit es dann auch wieder aufhörte zu schneien.

Seit zehn Jahren wird jeder Freitag, der 13. als Glückstag für jene gefeiert, denen der öffentliche Raum sonst entzogen wird, und die gesellschaftliche Diskriminierung erfahren. Der Faschingsumzug sollte der frechste werden, der je in Mitteleuropa herumgezogen war. „Alle, die die ‚soziale Säuberung‘, die Privatisierung und Kommerzialisierung des öffentlichen Raums, die Vertreibung von Outsider_innen, das Verbot des Bettelns, die Einsparungen im Sozial- und Kulturbereich zugunsten der Bankenrettung NICHT auf ihrer Wunschliste stehen haben“ waren eingeladen, daran teilzunehmen.

Das Jahr 2012 beschert uns noch zweimal einen F13: im April und im Juli.

 Posted by on Mo., 16. Januar 2012 at 16:13
Dez 262011
 

Rund 30 Personen demonstrierten am 20. Dezember in Wien gegen das Repressionsinstrumentarium der Beugehaft und für das Recht auf Aussageverweigerung. Anlass dafür war die Verhängung von Beugehaft gegen eine an akuter lymphatischer Leukämie erkrankten Zeugin, die in einem in Stuttgart laufenden Verfahren gegen Verena Becker aussagen sollte. Verena Becker wird vorgeworfen, an der Erschießung von Generalbundesanwalt Buback und seiner beiden Begleiter Wolfgang Göbel und Georg Wurster im Jahr 1977 durch ein „RAF-Kommando Ulrike Meinhof“ beteiligt gewesen zu sein. In der damaligen Kommandoerklärung wurde Buback vorgeworfen, direkt für die Ermordung von Holger Meins, Sigfried Hausner und Ulrike Meinhof während ihrer Haft verantwortlich gewesen zu sein, und diese als Suizid inszeniert zu haben.
Bei der als Zeugin geladenen Christa Eckes wurde im August 2011 akute lymphatische Leukämie diagnostiziert. Seit Anfang September werde sie mit Chemo-Therapie und Bestrahlung stationär im Krankenhaus behandelt und kämpfe um ihr Leben, das durch eine Haft akut gefährdet würde, da die dringend notwendige Therapie dabei abgebrochen werden müsste, erklären solidarische Antirepressionsgruppen.

Die Beugehaft wurde verhängt, weil Christa Eckes im Prozess gegen Verena Becker am OLG Stuttgart die Aussage verweigert hatte.
Die Proteste vor allem in Deutschland waren zumindest teilweise erfolgreich. Der Vollzug der Beugehaft wurde zumindest vorerst ausgesetzt.

 Posted by on Mo., 26. Dezember 2011 at 15:34
Dez 262011
 

Riesige Mengen Schiefergas, mit denen angeblich der Gasverbrauch in Österreichs für bis zu 30 Jahre abgedeckt werden soll, möchte die OMV künftig im Weinviertel abbauen. Bereits 2012 soll mit Probebohrungen begonnen werden.

Das in tief liegenden Tonsteinformationen vorkommende sogenannte Schiefergas konnte bislang nur mit besonders umweltzerstörenden Mitteln gefördert werden. In den USA, wo seit Jahren Schiefergas aus dem Boden geholt wird, werden enorme Mengen Wasser, vermischt mit
hoch giftigen und krebserregenden Chemikalien, in die Bohrungen gepresst, warnt die Initiative Schiefes Gas. Da keine Bohrung 100 % dicht ist, seien dort nachweislich Chemikalien, Gas und radioaktive
Stoffe ins Trinkwasser gelangt. Die OMV verspreche zwar neue, umweltverträgliche Methoden einzusetzen, die seien aber auf der ganzen Welt bislang nirgends erfolgreich eingesetzt worden, warnt Greenpeace-Energiesprecher Jurrien Westerhof im Gespräch mit Jutta Matysek vom Radio-Orange-Umweltmagazin „Open Up“.

Außerdem sei die forcierte Gasförderung klimapolitisch kontraproduktiv. Es würde massiv in eine neue Gasförderinfrastruktur im Weinviertel investiert und damit die Abhängigkeit von fossiler Energie prolongiert, anstatt dieses Geld sinnvoller für die Nutzung erneuerbarer Energieträger oder thermische Sanierungsmaßnahmen zu verwenden. Für die Kosten von 130 Millionen Euro allein für Probebohrungen könnten 5000 Häusern so saniert werden, sodass darin keine Energie mehr fürs Heizen aufgewendet werden müsste.

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Die Bürger_inneninitiative „SchiefeS Gas“ fürchtet nicht nur das Risiko, dass Gas und Radioaktivität ins Trinkwasser gelangen, sondern auch neue Zufahrtsstraßen für LKW und schwere Maschinen, kilometerlange Pipelines, auch um Millionen Liter Wasser her- und wegzupumpen, Lärm, Schmutz und Schadstoff-Emissionen.
Derzeit werden Unterschriften gesammelt gegen die Schiefergasbohrungen.
In Kürze soll auch online unterschrieben werden können, auf der Website www.weinviertelstattgasviertel.at

 Posted by on Mo., 26. Dezember 2011 at 14:44
Dez 192011
 

Um die Österreichische Akademie der Wissenschaften in der bislang bekannten Form, die Grundlagenforschung in Österreich und 300 wissenschaftliche Arbeitsplätze zu retten, veranstaltete die „Plattform ,Rettet die Österreichische Akademie der Wissenschaften’“ am 19. Dezember eine Kundgebung am Dr.-Ignaz-Seipel-Platz vor der ÖAW. Rund 400 Personen beteiligten sich daran.

>>Mehr Informationen und Petition: http://www.sos-oeaw.org/

Kurzer Ausschnitt aus Pressekonferenz für Radio-Orange-Beitrag:
[display_podcast]

 Posted by on Mo., 19. Dezember 2011 at 18:53
Dez 182011
 

Zu einem „Aktionstag gegen kapitalistische Stadtentwicklung und Gentrifizierung“ unter dem Motto „access all areas“ war für 17. Dezember vom Platz-da-Bündnis „für Freiräume, Stadtgestaltung und Nutzung von Leerständen und mehr!“ aufgerufen worden. Ein Tag der Theorie und Praxis sozialer Kämpfe sollte es werden. Letztlich fand vor allem eine Radrundfahrt statt (Quelle: Beitrag von CP auf Indymedia): vom Amerlinghaus über die Ruine des erst vor kurzem besetzten „Epizentrum“, den zum zeitgemäßen Einkaufszentrum mit Gleisanschluss umgebauten Westbahnhof, den Schauplatz der Vertreibung von Sexarbeiter_innen in der äußeren Mariahilfer Straße, und über das 2010 im Zuge einer mit einem brennenden Altpapiercontainer begründeten Verhaftungswelle durchsuchte Kaleidoskop zum Weihnachtsmarkt am Maria-Theresien-Platz, über den die ihn veranstaltende und daran verdienende Eventagentur MAGMAG ein Bettel- und Zeitungsverkaufsverbot verhängt hat, gegen das erst unlängst von Augustin-Sympathisant_innen protestiert wurde.


Mehr über diese und weitere Aktionen finden sich in einem Bericht auf Indymedia:
https://at.indymedia.org/node/21892

 Posted by on So., 18. Dezember 2011 at 21:19
Dez 182011
 

Zu einem Aktionstag gegen die Abschaffung des Bachelorstudiums „Internationale Entwicklung“ und für einen ausfinanzierten Studiengang rief für 15. Dezember die Basisgruppe IE auf.

An einer Demonstration vom Hörsaalzentrum im Unicampus über die Uni Wien zum Bildungsministerium und wieder zur Uni Wien nahmen 500–600 Personen, vorwiegend Studierende, teil.
Nach Beendigung der Versammlung beim Haupteingang, wurde aufgerufen, die zahlreichen mitgeführte Luftballons in der Aula steigen zu lassen. Obwohl bis auf eine Tür alle Zugänge zur Uni vorsorglich von Securitys verschlossen oder bewacht wurden, wurde für dieses nette Ereignis der Zugang gewährt. Nachdem die mit Gas gefüllten Ballons zur Auladecke aufgestiegen waren, wollten die Protestierenden die Uni aber nicht wieder verlassen, sondern zogen zum Rektorat. Dort forderten sie klopfend, pfeifend und rufend den Rektor auf, herauszukommen. Der allerdings dürfte sich bereits zur geplanten Weihnachtsfeier des Rektorats in den neben dem Rektorat liegenden Festsälen aufgemacht haben. Das bekamen auch die Protestierenden mit, und belagerten daraufhin erst einen, dann beide Zugänge zu den Festsälen. Während die meisten Protestierenden die Teilnehmer_innen der Weinachtsfeier nicht aufhalten, sondern die Blockade duchqueren ließen, riegelten die Securitys zeitweise die Festsaalzugänge ab, und verhinderten so den zeitgerechten Beginn der Feier, nur um zu vermeiden, dass auch Demonstrant_innen reinkommen. Erst als sich die Blockaden bereits weitgehend aufgelöst hatten, wurden Festbesucher_innen von den Securitys wieder durchgewunken. Das Catering konnte allerdings trotzdem nur mit Gewalt durch die zu blockieren trachtenden Studierenden durchgeboxt werden.

Als alles vorbei war, kam dann auch noch offenbar von der Unileitung gerufene Polizei hinzu, die mangels Zubeamtshandelnder rasch wieder abzog.

Im Hörsaal C1 am Unicampus fand dann noch eine über die Nacht dauernde Besprechung statt. Einem Bericht auf Indymedia zufolge soll der Vizerektor in den späteren Abendstunden angeordnet haben, den weiteren Zutritt von Studierenden in den Hörsaal zu unterbinden.
Anlass für die Proteste der IE-Studierenden war, dass nachdem bereits das Versprechen der Einführung eines vollwertigen Masterstudiums der Internationalen Entwicklung gebrochen worden war, nun auch das Bachelor-Studium abgeschafft werden soll, und auf einen Master nur aufbauend auf einen Bachelor in einem anderen Fach hinstudiert werden kann. Die Studierenden fürchten, dass so die Existenz der gesamten Internationalen Entwicklung bedroht ist.

O-Ton-Teil aus dem Radio-Orange-Beitrag:
[display_podcast]

 Posted by on So., 18. Dezember 2011 at 21:03