Nov 162017
 

Damit die Ministerien nicht in die Hände von Rechtsextremen geraten, bildeten am 15. November nach unserer Zählung rund 8.000–10.000 Menschen eine Lichterkette um das Regierungsviertel beim Ballhausplatz. An einigen Stellen, besonders in der Nähe des Innenministeriums, wurde aus der Lichterkette ein Lichtermeer aus Kerzen, Taschenlampen und Fahrradlichtern hunderter über die ganze Straßenbreite stehender Menschen.

Zur Teilnehmer*innenzahl:

Das Ergebnis unserer Zählung ist zwangsläufig ungenau, weil dauernd viele Menschen entlang der Strecke der Lichterkette in in beiden Richtungen stömten. Um dennoch die Zahl der Teilnehmer*innen möglichst realistisch zu erfassen gingen wir so vor:
Wir gingen zu zweit die Strecke der Kette ab. Ich zählte alle stehenden Personen. @chreitermayr zählte alle Personen, die uns entgegenkamen. Wer sich in unserer Gehrichtung bewegte, wurde nicht gezählt, da diese Personen möglicherweise vorher in der Kette standen und daher eventuell doppelt gezählt worden wären. Die Summe unserer beiden Zählungen – Stehende und Entgegenkommende – betrug 8040. Da wir Personen, die sich unserer Richtung bewegten, nicht zählten, wurde eine nicht bestimmbare Zahl von Teilnehmer*innen möglicherweise nicht gezählt. Die Zahl 8.040 kann daher als Untergrenze für die Teilnehmer*innen betrachtet werden. Da die Kette durchgehend mindestens einreihig geschlossen war, sind viele Leute einfach die Kette entlang gegangen. Wie viele das waren, konnte wirklich nur geschätzt werden.
Die Teilnehmer*innenzahl betrug somit mindestens 8040 Personen, mit hoher Wahrscheinlichkeit war sie aber deutlich höher. Daher gaben wir die Teilnehmer*innenzahl mit 8.000–10.000 an.

Die Teilnehmer*innenangabe der Polizei von 3.000 Personen ist hingegen aus folgendem Grund völlig unrealistisch:
Die Strecke der Lichterkette war ziemlich genau 1000 Meter lang. Die Menschen standen meistens dicht nebeneinander (ca. 2 Personen pro Meter). Daraus ergibt sich, dass eine einreihige Kette aus rund 2.000 Personen gebildet werden konnte. An einigen Teilstücken wurde die Kette auf beiden Straßenseiten, also doppelt gebildet. An vielen Stellen, insbesondere im Bereich Herrengasse, nahm die Lichterkette die gesamte Straßenbreite ein. Der Ballhausplatz war die ganze Zeit voller Menschen. Und dann bewegten sich – wie schon oben beschrieben – dauernd Menschenströme entlang der Lichterkettenstrecke. Die Polizeiangabe von 3000 Teilnehmer*innen kann daher nicht annähernd stimmen.

Beitrag für Nachrichtenmagazin ANDI auf ORANGE 94.0 (17. November 2017):

http://nochrichten.net/wp-content/uploads/2017/11/20171115soslichterkette.mp3

 Posted by on Do., 16. November 2017 at 20:46
Nov 122017
 

Der antifaschistische Rundgang im Gedenken an den Novemberpogrom führte heuer durch Döbling, den 19. Wiener Gemeindebezirk. In Döbling lebten 1938 rund 4000 Jüd*innen. Das waren sieben Prozent der Döblinger Bevölkerung. Über die meisten ist nicht viel bekannt, jedoch sind gerade in diesem Bezirk die Biographien einiger berühmter Persönlichkeiten überliefert.
Der Rundgang begann im Währinger Park beim jüdischen Friedhof, führte in die Weimarer Straße, wo Elise und Helene Richter lebten, zum Gymnasium des 19. Bezirks, in die Kreindlgasse, wo sich das Polizeiamt Döbling befunden hatte, zum ehemaligen Standort der Synagoge in der Dollingergasse, zum Gerda-Lerner-Hof und dem Wohnhaus von Alma und Arnold Rosé in der Pyrkergasse sowie zum Haus von Arthur Prager in der Pokornygasse, wo nationalsozialistische Vermögensentziehung thematisiert wurde.
Die Erinnerunstexte wurden vom AK Gedenkrundgang verfasst, zusammengestellt und vorgetragen, der seit 2003 die Gedenkrundgänge organisiert.
Die vorgetragenen und weitere Texte wurden auch in einer Broschüre veröffentlicht, die (bald) auf der Website des AK Gedenkrundgang downgeloadet werden kann: http://rundgang.blogsport.de
Auf dieser Site gibt es auch weitere Informationen und Broschüren sowie Tonaufzeichnungen früherer Rundgänge zu finden.

https://cba.fro.at/353641

 Posted by on So., 12. November 2017 at 22:43
Nov 112017
 

Willkommen bei der WiderstandsChronologie

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13 Personen demonstrierten am Montag, dem 30. Oktober, vor dem Haus der Europäischen Union ihre Solidarität mit der Unabhängigkeitsbewegung in Katalonien. Organisiert wurde die Kundgebung von der „Sozialistischen Linkspartei“. Wir fragten Sebastian Kugler, warum sozialistische Linke seiner Meinung nach just mit Abspaltungswünschen einer der reichsten Regionen Spaniens solidarisch sein sollten.
[Ausschnitt aus Interview mit Sebastian Kugler]

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Am Dienstag, dem 31. Oktober, hätte im Dorotheum eine Sammlung von menschlichen Schädeln versteigert werden sollen. Es waren dies Köpfe von Menschen aus Afrika, Südamerika und dem Südpazifik, die in der Kolonialzeit nach Europa gelangt und Teil einer privaten Sammlung geworden waren.
Viele Menschen protestierten mittels Internetpostings, Mails und Telefonanrufen sowie vor dem Auktionshaus. Mit Erfolg: Die Versteigerung wude abgesagt. Simon Inou sprach für das Nachrichtenmagazin ANDI auf ORANGE 94.0 mit Naomi Güneş Schneider, die ihm von der Stimmung vor dem Dorotheum berichtete.
[Ausschnitt aus Telefongespräch mit Naomi Güneş Schneider]

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An den ersten beiden Donnerstagabenden nach der Wahl gab es zwar kleine spontane unangemeldete Donnerstagsdemos gegen eine Regierungsbeteiligung der FPÖ. Am Donnerstag, dem 2. November kamen aber fast keine Demonstrant*innen mehr vor das Parlament. Somit fand am 2. November keine Donnerstagsdemo statt.

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Rund 230 Menschen protestierten am 9. November während der Angelobung der neuen Nationalrät*innen gegen rechtsextreme und neonazinahe Abgeordnete im Parlament. 20 der 51 FPÖ-Abgeordneten gehören bekanntlich deutschnational/völkischen Verbindungen an. Die Demonstration zog von der Uni Wien vorbei an der Bannmeile um die Nationalratssitzung zum Mahnmal gegen Krieg und Faschismus bei der Albertina. In der ersten Reihe mit dabei war auch der Überlebende des KZ Theresienstadt Rudi Gelbard.
[Ausschnitt Rede von Rudi Gelbard]

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Am 9. November jährte sich zum 79. Mal der Novemberpogrom des Jahres 1938, bei dem Synagogen und jüdische Bethäuser angezündet, jüdische Wohnungen und Geschäfte zerstört und tausende Jüd*innen beraubt, gejagt und verhaftet worden waren.
Dort wo der Wiener Aspangbahnhof gestanden hatte, von dem zehntausende Jüd*innen in Vernichtungslager und zu Vernichtungsstätten deportiert worden waren, fand wie jedes Jahr eine Gedenkveranstaltung unter dem Motto „Niemals vergessen!“ statt. Es sprachen Überlebende der Shoah wie Lucia Heilman.
[Ausschnitt Rede von Lucia Heilman]
Bei der Gedenkveranstaltung, an der heuer wohl nicht zufällig doppelt so viele Menschen teilnahmen als im vorigen Jahr (400–500; eigene Zählung), wurden aber auch Bezüge zu heute hergestellt, wie etwa von den abgewählten grünen Nationalratsabgeordneten Albert Steinhauser und Karl Öllinger.
[Ausschnitte aus Reden von Albert Steinhauser und Karl Öllinger]

Jüdische Jugendliche organisierten zum vierten Mal einen Umzug im Gedenken an den Novemberpogrom unter dem Titel „Light of Hope“, an dem heuer (laut Medienberichten) an die tausend Personen teilnahmen.
Wegen der antisemitischen, behindertenfeindlichen, frauenverachtenden, sexistischen und rassistischen Facebookpostings von Studierenden-Vertreter*innen aus der ÖVP-Studierendenorganisation AG am Juridicum, die im Frühjahr bekannt geworden waren, riefen auch der Dekan der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien, Paul Oberhammer, und der Rektor der Uni Wien, Heinz W. Engl, zur Teilnahme an Light of Hope auf.
[Ausschnitt aus der Rede von Dekan Paul Oberhammer und der Rede von Bini Guttmann von der Jüdischen Österreichischen Hochschülerschaft; Danke an Simon Inou für die Aufnahmen von „Light of Hope“, die (umfangreicher) im Nachrichtenmagazin ANDI ausgestrahlt wurden]
Eine ausführlichere Zusammenfassung der Veranstaltungen zum Gedenken an den Novemberpogrom wurde im Nachrichtenmagazin ANDI ausgestrahlt – siehe im Beitrag „Gedenken an Novemberpogrom am 9. November 2017 im Schatten drohender deutschnationaler/völkischer/rechtsextremer Regierungsbeteiligung“ hier auf nochichten.net/widerstandschonologie.wien.

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„Klima schützen, Leben retten!“ Unter diesem Motto demonstrierten am 11. November in Wien 350 Menschen anlässlich der UN-Klimakonferenz vom Platz der Menschenrechte zum Ausweichquartier des Parlaments am Josefsplatz. Und weil gerade viele Politiker*innen von FPÖ und ÖVP den Klimawandel leugnen und Profite vor Klimaschutz stellen, wandte sich die Demonstration auch gegen den Rechtsruck.
[Ausschnitt Rede]

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Das war die WiderstandsChronologie,
auf Wiederhören.

https://cba.fro.at/353579

 Posted by on Sa., 11. November 2017 at 20:41
Nov 102017
 

[Beitrag von Gerhard Kettler und Simon Inou für das Nachrichtenmagazin „ANDI – Alternativer Nachrichtendienst“ auf ORANGE 94.0; CC BY-NC]

Am 9. November jährte sich zum 79. Mal der Novemberpogrom des Jahres 1938, bei dem Synagogen und jüdische Bethäuser angezündet, jüdische Wohnungen und Geschäfte zerstört und tausende Jüd*innen beraubt, gejagt und verhaftet worden waren.
Dort wo der Wiener Aspangbahnhof gestanden hatte, von dem zehntausende Jüd*innen in Vernichtungslager und zu Vernichtungsstätten deportiert worden waren, fand wie jedes Jahr eine Gedenkveranstaltung unter dem Motto „Niemals vergessen!“ statt. Es sprachen Überlebende der Shoah wie Lucia Heiman. [Kurzer Ausschnitt aus Rede]
Bei der Gedenkveranstaltung, an der heuer wohl nicht zufällig doppelt so viele Menschen teilnahmen als im vorigen Jahr, wurden aber auch Bezüge zu heute hergestellt, wie etwa von den abgewählten grünen Nationalratsabgeordneten Albert Steinhauser und Karl Öllinger. [kurze Redenausschnitte]

Jüdische Jugendliche organisierten zum vierten Mal einen Umzug im Gedenken an den Novemberpogrom unter dem Titel „Light of Hope“, an dem heuer an die tausend Personen teilnahmen. Simon Inou war dort und sprach mit einigen Teilnehmer*innen. [kurze Interviewausschnitte von Simon Inou]

Wegen der antisemitischen, behindertenfeindlichen, frauenverachtenden, sexistischen und rassistischen Facebookpostings von Studierenden-Vertreter*innen aus der ÖVP-Studierendenorganisation AG am Juridicum, die im Frühjahr bekannt geworden waren, riefen auch der Dekan der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien, Paul Oberhammer, und der Rektor der Uni Wien, Heinz W. Engl, zur Teilnahme an Light of Hope auf. Dekan Oberhammer sagte: [kurze Redenausschnitte und weitere Interviews vom Simon Inou]

Heute, am 10. November, wurde in Favoriten im Humboldtpark ein Denkmal eröffnet, das an die in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 zerstörte Synagoge des Tempelvereins Favoriten in der Humboldtgasse erinnern soll.

Am Sonntag, dem 12. November, findet zum Gedenken an den Novemberpogrom ein Rundgang durch Döbling statt. Der Weg führt zu Orten jüdischen Lebens, die zu Orten nationalsozialistischer Verfolgung geworden waren. Treffpunkt für diesen Rundgang ist am Sonntag, dem 12. November, um 15 Uhr beim Währinger Park, an der Ecke Philippovichgasse/Peezgasse.
Mehr Informationen: http://rundgang.blogsport.de/

Der Beitrag über die Gedenkveranstaltungen aus ANDI auf ORANGE 94.0:

http://cba.fro.at/wp-content/uploads/andialternativernachrichtendienstvonorange940/08andi-10nov2017-gedenken-novemberpogrom-gerhard.mp3

Die komplette Sendung ANDI vom 10. November 2017:
https://cba.fro.at/353548

 Posted by on Fr., 10. November 2017 at 18:49
Nov 102017
 

Rund 230 Menschen protestierten am 9. November während der Angelobung der neuen Nationalrät*innen gegen rechtsextreme und neonazinahe Abgeordnete im Parlament. 20 der 51 FPÖ-Abgeordneten gehören bekanntlich deutschnational/völkischen Verbindungen an. Die Demonstration zog von der Uni Wien vorbei an der Bannmeile um die Nationalratssitzung zum Mahnmal gegen Krieg und Faschismus bei der Albertina. In der ersten Reihe mit dabei war auch der Überlebende des KZ Theresienstadt Rudi Gelbard.

Beitrag für das Nachrichtenmagazin ANDI auf ORANGE 94.0:

http://cba.fro.at/wp-content/uploads/andialternativernachrichtendienstvonorange940/08andi-10nov2017-gedenken-novemberpogrom-gerhard.mp3

Die komplette Sendung ANDI vom 10. November 2017:
https://cba.fro.at/353548

 Posted by on Fr., 10. November 2017 at 18:00
Okt 282017
 

Willkommen bei der WiderstandsChronologie

(Die Beiträge wurden großteils bereits im neuen Nachrichtenmagazin „Alternativer Nachrichtendienst – ANDI“ auf ORANGE 94.0 ausgestrahlt.)

Protestdemo am Tag der Nationalratswahl

Bereits eine Stunde nach Bekanntgabe der ersten Hochrechnungen zur Nationalratswahl versammelten sich am Abend des 15. Oktober nach und nach mehr als 400 Menschen vor dem Parlament, um gegen eine Regierung mit der FPÖ zu protestieren. Nach 20 Uhr zogen die Demonstrant*innen zur FPÖ-Zentrale, zum Innenministerium, zum Bundeskanzleramt und schließlich zurück zum Parlament.
(O-Töne)

„Strache hetzt, Kurz schiebt ab, das ist das gleiche Rassist*innenpack“
„Donnerstagsdemo“ am 19. Oktober

Am Donnerstag, dem 19. Oktober, fand am Abend eine erste Donnerstagsdemo statt. Vorbild dafür waren die Donnerstagsdemos, die ab dem Feber 2000 wöchentlich gegen die damalige schwarzblaue Regierung durchgeführt wurden. Um 19 Uhr versammelten sich 160 Personen vor dem Parlament und zogen danach spontan, ohne vorherige Anzeige der Versammlung über Ring, Schottengasse und Herrengasse zuerst Richtung Innenministerium, schließlich wieder zurück zum Ring. Bei der Uni stürmte die Polizei plötzlich ohne Vorwarnung in die Demo und trieb die Anwesenden auseinander. Verletzt oder festgenommen wurde niemand. Das Vorgehen der Polizei verletzte dabei aber nach Auskunft einer Verfassungsjuristin das Versammlungsgesetz. Eine spontane Demonstration ist nicht unrechtmäßig, nur weil sie nicht fristgerecht angezeigt worden ist. Die Behörde hat die Möglichkeit, die Versammlung für aufgelöst zu erklären. Dann sind die Anwesenden verpflichtet, den Versammlungsort sogleich zu verlassen und auseinanderzugehen. Erst dann darf im Falle des Ungehorsams die Auflösung durch Anwendung von polizeilichen Zwangsmitteln in Vollzug gesetzt werden. Die Polizei hatte die Donnerstagsdemonstration aber zu keinem Zeitpunkt für aufgelöst erklärt.
(O-Töne)

Wir fragten dazu bei der Landespolizeidirektion Wien nach. Mittlerweile liegt uns die Antwort vor. Die Landespolizeidirektion Wien widerspricht darin unserer Berichterstattung.
Die Versammlung sei zu keinem Zeitpunkt aufgelöst, gestürmt oder auseinandergetrieben worden. Lediglich seien „Spitze und Ende der Versammlung durch Polizisten besetzt worden, um eine unkontrollierte Ausbreitung zu verhindern, Verkehrsbehinderungen hintanzuhalten und die Sicherheit der Teilnehmer zu gewährleisten“, so die Darstellung der Landespolizeidirektion Wien.
Die Landespolizeidirektion Wien empfahl uns, unsere Quellen zu hinterfragen. Da die Quelle unseres Berichts meine eigenen Wahrnehmungen und nachfolgende Gespräche mit Anwesenden waren, kann ich aber nur wiederholen: Meiner Wahrnehmung und der Wahrnehmung von mir befragter Personen nach stürmte die Polizei ohne Vorwarnung in die Demonstration und trieb die Teilnehmer*innen auseinander.

„Wenn wir unsere Werte wissen wollen gehen wir ins Labor!“
DaZ-Unterrichtende protestieren gegen Instrumentalisierung als Werte-Polizist*innen
Seit Oktober muss in Deutschkursen für Asyl- und subsidiär Schutzberechtigte sowie für rechtmäßig niedergelassene Drittstaatsangehörige ein vom Innenministerium erstellter Wertekatalog vermittelt werden. Dagegen protestierten heute Freitag, 20. Oktober, Unterrichtende von Deutsch als Zweitsprache. Sie erklärten, sich nicht als Sprach- und Wertepolizist*innen instrumentalisieren lassen zu wollen. Und sie erklärten ihre Solidarität mit allen Geflüchteten und Drittstaatsangehörigen. Die Kundgebung fand vor dem Euro Plaza in Wien-Meidling statt. Drinnen im Euro Plaza hielt der Österreichische Integrationsfonds gerade ein Symposium zu Werten im Sprachunterricht ab.
(O-Töne)

Protest vor Wiener Migrationskonferenz
Am 23. und 24. Oktober fand in der Akademie der Wissenschaften die Vienna Migration Conference statt. Erklärtes Ziel dieser Konferenz des Internationalen Zentrums für Migrationspolitikentwicklung ist es, dass Politiker*innen, hohe Beamt*innen, Expert*innen und Praktiker*innen aus Regierungen, internationalen Organisationen, der Zivilgesellschaft, der Wissenschaft und den Medien zusammenkommen, um über die zentralen Aspekte der Migrationspolitik zu diskutieren. Vor der Akademie der Wissenschaften standen am 24. Oktober rund 20 Antirassist*innen, die gegen Abschiebungen protestierten.
(Interview mit Demonstrant*in)

Demonstration gegen Überwachungsstaat am 25. Oktober
Im September ist ein vom Innenministerium vorbereitetes Überwachungspaket im Parlament zwar gescheitert. Bundestrojaner, Vorratsdatenspeicherung, Registrierung von Wertkartentelefon-SIM-Karten, Ausweitung von IMSI-Catchern und einiges mehr sollen im neuen Nationalrat aber wieder aufs Tapet gebracht werden. Dagegen wandte sich eine Demonstration gegen Überwachung und Kontrolle, die am Mittwoch, dem 25. Oktober, vom Marcus-Omofuma-Stein zum Polizeianhaltezentrum Rossauer Lände führte.
(Ausschnitt aus einer Rede)

Gedenken an Wehrmachtsdeserteure und Opfer der NS-Militärjustiz am 26. Oktober
Während am 26. Oktober das Bundesheer in der Wiener Innenstadt Panzer und anderes Kriegsgerät präsentiert, trifft sich jedes Jahr ein kleines Grüppchen von Menschen im Donaupark, um Deserteuren und anderen Opfern der NS-Militärjustiz zu gedenken. Ihr Gedenken findet dort statt, wo sich die Hinrichtungsstätte des Militärschießplatzes Kagran befunden hat. Hunderte Menschen sind allein dort von 1938 bis 1945 wegen Fahnenflucht und Wehrkraftzersetzung erschossen worden.
Heuer nahmen rund 60 Personen an dem Gedenken teil, unter ihnen, wie immer, der Wehrmachtsdeserteur Richard Wadani, der vor zwei Wochen 95 Jahre alt geworden ist.
(Ausschnitt aus Rede von Richard Wadani)


Kundgebung für Neutralität

Ebenfalls am Nationalfeiertag, unweit der Leistungsschau des Bundesheers, neben dem Parlament, beim Denkmal der Republik hielt die Solidarwerkstatt aus Linz mit anderen Friedensorganisationen eine kleine Kundgebung für eine aktive Neutralitätspolitik und gegen eine Teilnahme an EU-Militärprogrammen ab.
(Ausschnitt aus einer Rede)


Kundgebung „Freiheit für Ahmed H. und alle Gefangenen der Festung Europa“

Am 27. Oktober fand vor der ungarischen Botschaft eine Kundgebung im Rahmen der Solidaritätskampagne „Free the Röszke 11!“ statt. Anlass dafür war die Wiederaufnahme des Gerichtsverfahrens gegen Ahmed H., der am 15. September 2015 am Grenzübergang von Serbien nach Ungarn bei Röszke für die Öffnung der Grenze protestiert hatte. Ahmed H. war von den ungarischen Behörden festgenommen und wegen Terrorismus angeklagt worden. 2016 wurde er zu 10 Jahren Haft verurteilt. Aufgrund von Mängeln wird der Prozess nun wiederholt. Bei der Kundgebung vor der ungarischen Botschaft wurde „Freiheit für Ahmed H. und alle Gefangenen der Festung Europa“ gefordert.

Das war die WiderstandsChronologie.
Auf Wiederhören.

https://cba.fro.at/352602

 Posted by on Sa., 28. Oktober 2017 at 15:41
Okt 282017
 

Moderierter Beitrag über eine Pressekonferenz von SOS Mitmensch.
Eine vollständige Aufzeichnung der Pressekonferenz als unbearbeiteter O-Ton ist hier zu hören:
https://cba.fro.at/352377

Während ÖVP-Obmann Kurz am Dienstag, dem 24. Oktober, öffentlich bekanntgab, die FPÖ zu Koalitionsverhandlungen einzuladen, zeigte SOS Mitmensch auf, wie diese künftige Regierungspartei FPÖ im Rechtsextremismus und in neonazinahe Kreise verstrickt ist, wie die heutige FPÖ rechtsextreme, rassistische und antisemitische Aktivitäten unterstützt und wie sehr die FPÖ auf höchsten Ebenen von deutschnational/völkischen Burschenschaften dominiert wird. Die Ergebnisse umfassender Recherchen über die FPÖ wurden präsentiert von Alexander Pollak von SOS Mitmensch, Bernhard Weidinger vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Christa Bauer vom Mauthausen-Komitee Österreich und vom Autor Hans-Henning Scharsach.
(Ausschnitt aus PK)

Am 16. Oktober startete SOS-Mitmensch eine E-Mail-Aktion. Unterstützer*innen können nach Eingabe von Namen und E-Mail-Adresse automatisiert Bundespräsident Van der Bellen, ÖVP-Obmann Kurz und SPÖ-Obmann Kern aufrufen, Rechtsextreme und Hetzer*innen nicht zu Minister*innen zu machen. Die Angeschriebenen werden aufgefordert, „ein klares Nein [zu sagen] zu einem Regierungspakt mit Parteien und Personen, die neonazinahe Kreise finanzieren und fördern“. Wer sich diesem Aufruf anschließen möchte, kann dies auf sosmitmensch.at machen.

Literaturhinweise:
(nicht im Audiofile enthalten)

Dossier von SOS Mitmensch: So funktioniert das System der gegenseitigen Förderung von FPÖ und neonazinahen Kreisen
https://www.sosmitmensch.at/dl/rksNJKJKlOoJqx4KJK/Dossier_zum_System_FPOE_und_Neonazinahe_Kreise.pdf

Broschüre des Mauthausen-Komitees Österreich: Lauter Einzelfälle? Die FPÖ und der Rechtsextremismus
http://www.mkoe.at/sites/default/files/files/aktuelles/MKOE-A5-Broschuere-Die-FPOE-und-der-Rechtsextremismus.pdf

Aktualisierungsblatt:
http://www.mkoe.at/sites/default/files/files/aktuelles/Neue-Einzelfaelle-FPOE-Zusatzbeilage-MKOE-Broschuere.pdf

Hans-Henning Scharsach: Stille Machtergreifung. Hofer, Strache und die Burschenschaften.
Infos und Bestellmöglichkeit:
http://www.kremayr-scheriau.at/bucher-e-books/stille-machtergreifung-917

https://cba.fro.at/352601

 Posted by on Sa., 28. Oktober 2017 at 15:38
Okt 272017
 
  • SOS Mitmensch über Verstrickung der FPÖ-Führung in Rechtsextremismus und neonazinahe Kreise
  • Protest vor Wiener Migrationskonferenz
  • Demonstration gegen Überwachungsstaat am 25. Oktober
  • Gedenken an Wehrmachtsdeserteure und Opfer der NS-Militärjustiz am 26. Oktober
  • Kundgebung für Neutralität

Mehr Informationen zu den einzelnen Themen bei der WiderstandsChronologie 15.–28.10.2017 und im Beitrag über die SOS-Mitmensch-PK über Verstrickung der FPÖ-Führung in Rechtsextremismus und neonazinahe Kreise.

http://cba.fro.at/wp-content/uploads/andialternativernachrichtendienstvonorange940/05andi-27okt2017-wien-nachrichten-gerhardkettler.mp3

 Posted by on Fr., 27. Oktober 2017 at 22:51
Okt 142017
 

Willkommen bei der WiderstandsChronologie.

Zirka 250 Personen nahmen am 1. Oktober am ersten traditionellen Wiener Vermummungsfest und dem ersten traditionellen Clownsspaziergang vor dem Parlament teil. An ebendiesem 1. Oktober war das Anti-Gesichtsverhüllungsgesetz in Kraft getreten. Die Polizei reagierte auf das Vermummungsfest und den Clownsspaziergang mit drei Anzeigen, einem Organmandat und 46 Abmahnungen.
[Interview mit Teilnehmer*innen]

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Am 3. Oktober nahmen 30 Personen am Maria-Theresien-Platz an einer Kundgebung der Solidarität mit Frau*en in Polen teil. Ein Jahr zuvor hatten in Polen hunderttausende Menschen gegen ein geplantes totales Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen protestiert und dieses vorerst verhindert. Immer noch wird aber versucht, das Gesetz durchzubringen. In einem Manifest der freien Polin wird die freie Entscheidungsmöglichkeit über Fortsetzung oder Abbruch einer Schwangerschaft sowie einfachen Zugang zu Verhütungsmittel und fundierter Sexualkunde gefordert. Dana Danutella Schnabel erklärte uns: …

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Rund 1000 Personen demonstrierten am 8. Oktober in Wien gegen Rassismus, Sexismus und Sozialabbau. Die Regierung rechtfertige Kürzungen im Sozialbereich mit rassistischer Sündenbockpolitik, meinten die Veranstalter*innen, und erklärten: „Unsere Alternative zur politischen Entwicklung in Österreich ist Solidarität!“
Weiters kündigten sie an: Die Demonstration vom 8. Oktober sei der Auftakt zu einer Protestwelle, die notwendig werde, wenn die Nationalratswahl am kommenden Sonntag – wie erwartet – einen massivem Rechtsruck bringe.
Unbekannte Täter*innen versuchten die Auftaktkundgebung mit einer Art Stinkbomben zu stören. Sie zerbrachen Glasröhrchen mit einer stinkenden Flüßigkeit bei einem Infotisch und flüchteten. Redner*innen auf der Kundgebung bezeichneten den Gestank als den Geruch des Wahlkampfs. Weder die Redner*innen noch andere Demonstrant*innen ließen sich von dem Angriff von der Demonstration abhalten.
[Ausschnitte Reden]

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Vom 6. bis 8. Oktober fand in Wien die europäische Lesben*konferenz statt. Lesben* aus 45 Ländern und 148 Städten nahmen daran teil. Bereits im September waren die 400 zur Verfügung stehenden Plätze ausverkauft. Ziel der Konferenz war unter anderem Lesben in der Gesellschaft und im öffentlichen Raum sichtbar zu machen. Dazu diente auch ein Lesbian March in der Wiener Innenstadt am 8. Oktober.
Das grenzüberschreitende Netzwerk von Lesben, das während der Konferenz sichtbar wurde, müsse weiter gestärkt werden, hieß es in einer zum Abschluss veröffentlichten Erklärung. Schon jetzt stünden Lesben immer wieder an der Spitze vieler sozialer Veränderungen. Dennoch würden lesbische Aktivitäten durch fehlende Daten, mangelnde Finanzierung, und zu wenig Repräsentation laufend behindert.

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Ein paar Wochen lang hing in der Taborstraße heuer schon mal ein jiddisches Straßenschild, bevor es vom Magistrat entfernt wurde. Am 10. Oktober kehrte es zurück – mit einer offiziellen Enthüllungszerenomie. Paweł Kamiński sprach für den alternativen Nachrichtendienst ANDI auf ORANGE 94.0 mit der Bezirksvorsteherin des zweiten Bezirks und dem Künstler, der das initiierte und umsetzte.
[Beitrag von Paweł Kamiński für ANDI: https://cba.fro.at/351621 ]

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37 % SPÖ, 32 % Grüne, 12 % KPÖ plus, die Listen Pilz und Kurz knapp oberhalb der Vier-Prozent-Hürde. So stimmten am 10. Oktober knapp 2000 Personen ohne österreichischen Pass bei der Pass-egal-Wahl in Wien, Graz, Linz, Salzburg, Innsbruck und Klagenfurt ab. Stimmberechtigt waren jene 15 Prozent in Österreich lebende Menschen, die vom Wahlrecht bei der Nationalratswahl aufgrund ihrer Staatsbürger*innenschaft ausgeschlossen sind. In Wien darf gar jede vierte hier lebende Person ab 16 nicht an der Nationalratswahl teilnehmen. Das Ergebnis sei zwar nicht repräsentativ für alle in Österreich ohne österreichischen Pass lebende Menschen, aber dennoch interessant, meinte Alexander Pollak von SOS Mitmensch, der Initiatorin der Pass-egal-Wahl.
[Statement Alexander Pollak]

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100 Personen demonstrierten am Abend des 10. Oktober und einige von ihnen später auch noch am Flughafen Wien gegen eine Charterabschiebung nach Afghanistan. Zehn Personen aus Schweden und 11 Personen aus Österreich wurden laut Auskunft von Flüchtlingshelfer*innen in einem Flugzeug der spanischen Fluggesellschaft Privilege Style nach Afghanistan ausgeflogen. Das sei die erste Charterabschiebung nach Afghanistan seit Mai gewesen sagte Fanny Dellinger . Jede Woche werde aber auch mindestens eine Person mit einem Linienflugzeug in das laut Außenministerium in höchstem Grad unsichere Land abgeschoben. Von Abschiebung gefährdet seien derzeit aus Afghanistan geflüchtete Männer ab 18 Jahren. Unbescholtenheit und Integration spiele keine Rolle.
[Interview mit Fanny Dellinger]

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Rund 120 Personen beteiligten sich am 13. Oktober an einer F*ck-Strache-Demo der Linkswende.

Das war die WiderstandsChronologie.
Auf Wiederhören.

https://cba.fro.at/351665

 Posted by on Sa., 14. Oktober 2017 at 16:47