So lange andauernd und so über alle Grenzen geschwappt waren Bildungsproteste in Wien noch nie. Mittlerweile sind in ganz Europa Universitäten besetzt. In Deutschland demonstrierten am Aktionstag laut bildungsstreik.net insgesamt 85.000 Personen.
In Österreich standen mittlerweile vier Wochen nachdem die europaweite Bildungsprotestwelle am Schillerplatz ihren Ausgang genommen hatte, eher dezentrale Aktionen und Institutsversammlungen am Programm. Eine Kundgebung von „Squatting Teachers“ und Studierenden vor dem Haus der Industrie wirkte im Gegensatz zu den Demonstrationen der vergangenen Wochen eher bescheiden. Lediglich 1200 bis 1500 Personen waren gekommen.
Am vergangenen Samstag, dem 14. November, war das Burgtheater Ziel Bildungsprotestierender. Fast zehn Jahre ist es her, dass auf dessen Bühne zuletzt von Demonstrant_innen das Wort ergriffen wurde. Diesmal beanspruchten nach Angaben der AG Presse 200 Studierende und Lehrende die Bühne und Teile des Zuschauer_innenraums, umauf ihre Forderungen hinzuweisen.Das Publikum habe zweigeteilt reagiert, so die AG Presse weiter. Viele applaudierten, andere schimpften und buhten. Vereinzelt sei auch nach Erwürgen der Demonstrant_innen gerufen worden.
Aus Protest gegen die teilweise gewaltsame Räumung von Universitäten in Deutschland – konkret in Münster, Darmstadt, Tübingen und Bielefeld – hatten in der Nach vom 13. auf den 14. November nach Angaben der AG Presse 150 Studierende zur deutschen Botschaft demonstriert.
Spannend wird es wieder am Samstag. Für diesen Tag rufen Kindergarten- und Hortpädagog_innen unverblümt auf: „Haltet eure Seifenblasen bereit“. Treffpunkt dazu ist am 21. November um 11 Uhr im Sigmund-Freud-Park bei der Votivkirche.
Von dort flog bei einer „Bildenden“-Demo erst vor vier Wochen der Funke auf die Uni Wien über.
Übersicht über besetzte Unis im Unsereuni-Wiki und auf Google-Maps.
Informationen über Proteste an den Unis: unsereuni.at
Informationen über Proteste an Kindergärten und Horten: unser-hort-muss-bleiben.blogspot.com,
kindergartenaufstand.at,
bkhw.at/
Aussendung der AG Presse:
Internationaler Bildungsaktionstag
Größte europaweite Studierendenproteste seit 1968 – 300.000 Menschen auf den Straßen
Wien (17. 11. 2009) – Heute fand der erste internationale Bildungsaktionstag mit Protesten in
Deutschland, Italien, Frankreich, Österreich und anderen Ländern statt. In Wien beteiligten
sich 2000 StudentInnen an der Kundgebung am Schwarzenbergplatz gegen 15.00 Uhr.
Europaweit waren 300.000 Menschen auf den Straßen.
Größte StudentInnenproteste seit 1968
Tag 26 der Studierendenproteste – Spätestens seit heute steht fest: Das sind die größten
Studierendenproteste seit 1968. Heute, am Ersten Internationalen Bildungsaktionstag, waren
in ganz Europa mehr als 300.000 Menschen für eine ordentliche Bildungspolitik auf den
Straßen. Allein in Berlin protestierten 25.000, in München und Wiesbaden jeweils 10.000, in 50
Städten in ganz Deutschland insgesamt mehr als 100.000. Außerdem wurden allein heute
weitere 16 deutsche Universitäten besetzt, insgesamt sind damit schon über 50 Unis blockiert.
Aus Italien meldet die Unione degli Studenti (UdS), die italienische StudentInnenvertretung,
150.000 Protestierende. In Frankreich demonstrierten Zehntausende. Auch mehr als 3000
Schulen beteiligten sich an den Protesten in 26 Städten.
Aktionen und Proteste in ganz Österreich
Auch in Österreich gehen die Proteste weiter. An über 20 Instituten der Uni Wien gab es heute
Vollversammlungen. Ab 15 Uhr protestierten 2000 StudentInnen am Schwarzenbergplatz vor dem
Haus der Industrie und zogen später zum Schillerplatz weiter. Dort, in der Akademie der bildenden
Künste findet heute ein Fest zum vierwöchigen Jubiläum der Besetzung statt. An der Technischen
Universität wird das Dreiwöchige gefeiert. Auch in anderen Städten gab es Proteste und Aktionen.
So wurde der Grazer „Freiheitsstatue“ über Nacht eine „Bildungskrawatte“ angezogen, am
Nachmittag wurden symbolisch ProfessorInnen versteigert. Ein Wettpaddeln um
Masterstudienplätze wurde im Linzer Uni-Teich veranstaltet.