Zur Vermeidung der Weiterverbreitung des Corona-Virus sind seit 15. März 2020 Versammlungen aller Art in Österreich untersagt. Die „WiderstandsChronologie“ pausiert daher vorerst in der gewohnten Form. Der „Widerstand“ sucht und findet hingegen indessen neue Formen, sich zu artikulieren. Einige Aktionen sollen hier dokumentiert werden, großteils auf Basis von Berichten der widerständig Agierenden. Ich bitte um Hinweise auf Aktionen, die ich vergessen habe, an redaktion [at] nochrichten.net.
Für den 5. April 2020 riefen Seebrücke-Wien-Aktivist*innen dazu auf, bei Spaziergängen oder notwendigen Wegen außer Haus Spuren zu hinterlassen:
„Spuren, die zeigen, wie viele Menschenleben Österreich und die EU mit ihrer Politik auf den griechischen Inseln zerstören. Spuren vor leerstehenden Gebäuden, die zeigen, dass in Wien und ganz Österreich genug Platz für Menschen in Not ist. Spuren, die zeigen, dass wir viele sind, dir weiterhin für eine humanitäre Beteiligung Österreichs arbeiten, gerade jetzt durch die vielen von COVID 19 ausgelösten Krisen. Gebt (abwaschbare) Farbe auf eure Schuhe (oder zeichnet mit Straßenkreide ihre Umrisse nach) und fotografiert eure Spuren oder ein altes paar Schuhe vor einem leerstehenden Haus in eurer Wohngegend und schickt uns eure Bilder! Hinterlassen wir alle gemeinsam Spuren. #leavenoonebehind #wirhabenplatz“
Bilder der Spuren wurden auf der Facebook-Seite der Seebrücke Wien veröffentlicht.
Am 8. April trugen Seebrücke-Aktivist*innen in Wien und zahlreichen anderen Städten ihren Protest trotz Corona-Einschränkungen auf die Straße, berichtete Seebrücke Wien auf Facebook:
„Vor das Parlament und Rathaus wurden dabei Zelte, Rettungsdecken, Stacheldraht und Transparente getragen, um die Öffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen, dass außerhalb der ‚sicheren‘ Grenzen der mitteleuropäischen Nationalstaaten Menschenleben bewusst aufs Spiel gesetzt werden. Unter Einhaltung der Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie (Masken, Abstand-Einhalten, etc.) zeigten die Aktivist*innen, dass es trotz der eingeschränkten Versammlungsfreiheit möglich und notwendig ist, den inhumanen Umgang von Österreich und der EU mit geflüchteten Menschen aufzuzeigen.
Trotz und vor allem aufgrund der anhaltenden durch die COVID-19-Pandemie ausgelöste Krise gilt es, Solidarität zu zeigen und zu leben und für all jene zu kämpfen, deren Recht auf ein gutes und freies Leben absichtlich unmöglich gemacht wird.
Denn wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht: Grenzen auf – Stacheldraht zu Altmetall!“
Am 1. April wurde überraschend eine Einkündigung über den Kollektivvertrag der Sozialwirtschaft verkündet. Im Feber war mit Streiks und Demonstrationen mit bis zu 3000 Teilnehmer*innen für Arbeitszeitverkürzung und Lohnerhöhungen gekämpft worden. Für 15. März geplante Demonstrationen hatten zur Vermeidung der Weiterverbreitung des Corona-Virus abgesagt werden müssen. Während die Leistungen von Gesundheits- und Pflegekräfte in der Corona-Krise öffentlich demonstrativ bejubelt wurden, blieben deren Forderungen letztendlich weitgehend unerfüllt. Die Reaktionen auf das Ergebnis des Kollektivvertragsabschluss seitens der Arbeitnehmer*innen entsprechend kritisch aus. Der Abschluss sei überhastet akzeptiert worden und falle schlechter aus als erwartet. Kollege Stefan Resch von der Redaktion des alternativen Nachrichtendienstes ANDI bei Radio Orange 94.0 hat darüber mit Selma Schacht, der Betriebsratsvorsitzenden von Bildung im Mittelpunkt, gesprochen:
http://cba.fro.at/wp-content/uploads/andialternativernachrichtendienstvonorange940/01-andi-20200228-swoestreikdemo-stefanresch-1.mp3
Trotz Versammlungsverboten demonstrierten am Sonntag, den 29. März auf der Prater Hauptallee in Wien 30–40 Menschen in Solidarität mit allen geflüchteten Menschen an den EU-Außengrenzen und in den Lagern hierzulande mit einem gemeinsamen Offline-Spaziergang.
Die Beteiligten trugen Masken und achteten solidarisch auf die Einhaltung des Mindestabstands. Der wurde unter anderem auch durch das Tragen von Transparenten sichergestellt.
Die Polizei habe rund eine halbe Stunde nach der Aktion Leute einzeln zur Identitätsfeststellung angehalten, berichteten Teilnehmer*innen des Spaziergangs. Anzeigen wurden angedroht.
Einen Bericht darüber gibt es hier:
https://solidaritaetmachtgesund.noblogs.org/post/2020/03/30/wien-offlineprotest-in-solidaritat-mit-allen-gefluchteten-und-ausgegrenzten-menschen/
Zur Verhinderung der Verbreitung des Corona-Virus sollen wir alle zu Hause bleiben.
Was machen aber jene, die kein Zuhause haben? Was machen jene, die gerade jetzt bedroht sind, ihr Zuhause zu verlieren, weil sie sich die Miete nicht mehr leisten können? Was machen Bettler*innen? Darüber sprachen heute unter anderem die Aktivistin von Recht auf Stadt und Bettelloby Wien Annika Rauchberger, ein Basismitarbeiter der Wohnungslosenhilfe und Aktivist bei Initiative Sommerpaket und die Architektin, Stadtplanerin und Aktivistin Gabu Heindl.
Am 28. März 2020 ist internationaler Housing Action Day. Unter dem Motto „Wohnen für Menschen statt für Profite“ hätte es in ganz Europa Demonstrationen geben sollen. Wegen der Corona-Pandemie wird jetzt aufgerufen, auf anderen Wegen solidarisch zu sein, zum Beisoiel mit Transparenten und Plakaten an den Fenstern oder gemeinsamen Lärm-Machen um 18 Uhr. Infos dazu gibt es auf housing-action-day.net und https://coview.info
Beitrag für das Nachrichtenmagazin ANDI auf Radio Orange 94.0:
http://cba.fro.at/wp-content/uploads/andialternativernachrichtendienstvonorange940/02-andi-20200327-mietenaussetzen-gerhardkettler.mp3
Am 21. März war der internationale Tag gegen Rassismus. Eine geplante Großdemonstration in Wien musste wegen der Corona-Virus-Pandemie abgesagt werden. Dabei hätte es, hieß es im Aufruf, gerade jetzt besonders viel Grund gegeben, zu demonstrieren. Die Situation in den griechischen Flüchtlingslagern und an der Grenze zur Türkei und die Wahrung der Menschenrechte erfordere unseren vehementesten Einsatz.
Die geplante Demonstration fand daher um 14 Uhr als Online-Demo statt – uUnd als Radiodemo: auf Radio Orange 94.0.
Interview mit einem Sprecher der Plattform für eine menschliche Asylpolitik für das Nachrichtenmagazin ANDI auf Radio Orange wenige Tage vor der Demo:
http://cba.fro.at/wp-content/uploads/andialternativernachrichtendienstvonorange940/01-andi-20200320-onlineundradiodemgegenrassismus-gerhardkettler.mp3
Mitschnitt der Online- und Radio-Demo:
https://cba.fro.at/446750
Willkommen bei der WiderstandsChronologie
„Bürgertreffen“ rechtsextremer, identitärer „Österreicher“ | Gedenken an Opfer rechtsextremen Terrors von Hanau | Solidarität für Pressefreiheit und mit Julian Assange | Streiks der Beschäftigten im privaten Gesundheits-, Pflege- und Sozialbereich | Proteste gegen EU-Flüchtlingsbekämpfung | Antifaschistische Proteste gegen rechtsextreme Kundgebungen | Take back the streets | FrauenLesbenMigrantinnendemo | Each for Equal – Each for Earth
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19. 2. 2020: „Bürgertreffen“ rechtsextremer, identitärer „Österreicher“
Identitäre Rechtsextreme luden für den 19. Feber zu einem – wie sie es nannten – Bürgertreffen unter ihrem neuen Label „Die Österreicher“ in ein Lokal im 2. Bezirk ein. Nachdem das Lokal deren Reservierung storniert hatte, trafen sie sich vor dem Lokal und gingen in ein anderes, bis sie auch dort raus mussten. Rund 50 Antifaschist*innen protestierten gegen das rechtsextreme Treffen. Unter ihnen war auch der grüne Landtagsabgeordnete Niki Kunrath, der uns erzählte, was da abgelaufen ist.
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20. 2. 2020: Gedenken an Opfer rechtsextremen Terrors von Hanau
An die 400 Menschen gedachten am 20. Feber bei der deutschen Botschaft in Wien der Opfer des rechtsextremen Terroranschlags von Hanau.
[Redenausschnitte. Die komplette Gedenkveranstaltung kann hier angehört werden: https://cba.fro.at/443788]
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24. 2. 2020: Solidarität für Pressefreiheit und mit Julian Assange
Am Montag, dem 24. Februar, begann in London das Verfahren über die mögliche Auslieferung des Wikileaks-Aktivisten Julian Assange in die USA. Zum Prozess-Auftakt gab es weltweit Solidaritätskundgebungen. In Wien veranstalteten der Österreichische Journalisten Club (ÖJC), die europäische Journalist*innenorganisation Association of European Journalists (AEJ) und die Initiative #Candles4Assange eine Mahnwache am Karlsplatz, an der 150–200 Personen teilnahmen.
[Redenausschnitte]
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26./27. 2. und 10. 3. 2020: Streiks der Beschäftigten im privaten Gesundheits-, Pflege- und Sozialbereich
Nach weiteren ergebnislosen Unterbrechungen der Sozialwirtschafts-Kollektivvertragsverhandlungen fanden am 26. und 27. Februar sowie am 10. März neuerlich Streiks von Beschäftigten im privaten Sozial-, Gesundheits- und Pflegebereich statt. Schon am 24. Februar streikten auch Beschäftigte der Caritas. Hunderte von ihnen nahmen am 24. Februar an einer Streikkundgebung am Wiedner Gürtel teil. Am 27. Februar demonstrierten rund 3000 Beschäftigte des privaten Sozial-, Gesundheits- und Pflegebereichs gemeinsam mit solidarischen Kolleg*innen aus der Caritas und weiteren Unterstützer*innen vom Praterstern zum Gesundheitsministerium. Stefan Resch hat darüber im Nachrichtenmagazin ANDI berichtet. Hier ein paar kurze Ausschnitte daraus. [Redenausschnitte]
Am 10. März wurden geplante Streikkundgebungen wegen der Corona-Virus-Pandemie abgesagt. Gestreikt wurde trotzdem.
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5. und 6. 3. 2020: Proteste gegen EU-Flüchtlingsbekämpfung
An der Grenze zwischen Europäischer Union und Türkei wird mit Tränengas, Blendgranaten und scharfer Munition gegen Schutzsuchende vorgegangen. Auch Österreich möchte sich durch Entsendung von Polizist*innen am Kampf gegen Flüchtende beteiligen.
Dagegen fanden in mehreren Städten Demonstrationen statt. Bei einer Pressekonferenz der Frauen- und Integrationsministerin erklärten am 5. März Aktivist*innen, die unter anderem ein Transparent entrollten, lautstark in Richtung Bundesregierung: „An euren Händen klebt Blut!“
Andere Antifaschist*innen spannten, ebenfalls am 5. März, einen Grenzzaun vor dem Eingang der Grünen Bundesparteizentrale.
Vor der Parteizentrale der ÖVP in der Wiener Lichtenfelsgasse wurde am 5. März durchgehend von 8 bis 20 Uhr demonstriert. [Interviews]
Am 6. März demonstrierten in Wien mehr als 3000 Menschen unter dem Titel „Transnationale Solidarität gegen Rassismus und Krieg“. [Redenausschnitte]
Als die Demonstration an der ÖVP-Zentrale vorbeizog, stürmten Polizist*innen in den Demozug. Eine Person wurde festgenommen.
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7. 3. 2020: Antifaschistische Proteste gegen rechtsextreme Kundgebungen
Hunderte Antifaschist*innen protestierten am 7. März gegen zwei rechtsextreme Kundgebungen in Wien. Zu Mittag demonstrierten rund 75 identitäre Rechtsextreme vor der griechischen Botschaft in Wien ihre Unterstützung für die, wie sie es nennen, Verteidiger Europas, demonstriert. [Ausschnitte aus einer Rede auf der rechtsextremen Kundgebung] Auf dem Weg zur Kundgebung griffen sie eine antifaschistische Kundgebung der Sozialistischen Jugend am Karlsplatz an. Einer der tätlichen Angreifer wurde von der Polizei kurz angehalten, aber gleich wieder freigelassen. [Interview mit einem Antifaschisten]
Am späteren Nachmittag hielt die Gruppe Okzident rund um den ehemaligen Pegida-Sprecher Nagel eine Gedenkkundgebung zum Todestag des antisemitischen Bürgermeisters Lueger am Luegerplatz ab, an der, unterstützt von Identitären, rund 45 Menschen teilnahmen. Antifaschist*innen wurden schon auf dem Weg vom Karlsplatz zum Luegerplatz von der Polizei zuerst eingekesselt, dann wieder weitergelassen, vom Luegerplatz schließlich von der Polizei verjagt. Es kam zu mehreren Anzeigen und Festnahmen. Die Rechtsextremen übten sich unterdessen in Geschichtsrevisionismus.
[Ausschnitte aus einer Rede auf der rechtsextremen Kundgebung]
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8. 3. 2020: Take back the streets
Rund 3200 Menschen beteiligten sich am 8. März an der von autonomen Aktivist*innen organisierten feministischen Take-back-the-streets-Demo. [Redenausschnitte]
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8. 3. 2020: FrauenLesbenMigrantinnendemo
Vom Platz der Menschenrechte zog am 8. März eine FrauenLesbenMigrantinnendemo zum Karlsplatz, mitorganisiert vom Wiener Frauenstreikkomitee. [Interview von Christa Reitermayr mit einer Aktivistin]
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8. 3. 2020: Each for Equal – Each for Earth, …
Ohne Gendergerechtigkeit gibt es keine Klimagerechtigkeit und ohne Klimagerechtigkeit keine Gendergerechtigkeit. Unter diesem Motto luden Parents for Future, Fridays for Future und One Billion Rising am 8. März zum Tanz auf den Stephansplatz. Wir hören den Extinction-Rebellion-Chor.
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Ab dem 10. März wurden größere Kundgebungen und Demonstrationen wegen der Corona-Virus-Pandemie abgesagt.
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Das war die WiderstandsChronologie. Auf Wiederhören.
Zwischen Stadt Wien und WUK soll ein Mietvertrag abgeschlossen werden. In der ehemaligen Lokomotivfabrik und späteren Schule an der Währinger Straße befindet sich seit bald 39 Jahren aber nicht nur das WUK, sondern auch das FrauenLesbenMigrantinnenMädchenzentrum, das FZ. Das FZ lehnt den Mietvertrag ab, wird von der Stadt Wien aber nicht als eigenständige Bestandsnehmerin anerkannt. Vielmehr wird von der Stadt Wien so getan, als ob das FZ Teil des WUKs sei. Zwei Aktivistinnen des FZ fassen uns die Geschichte des FZ und den aktuellen Konflikt zusammen.
Das komplette Interview, das gekürzt in ANDI am Freitag, 21.2.2020 zu hören sein wird, kann ungeschnitten schon jetzt hier angehört werden:
Willkommen bei der WiderstandsChronologie
Die heutigen Themen:
Kundgebung für Frieden im Irak
Beschäftigte im Gesundheits- und Sozialbereich fordern Arbeitszeitverkürzung
Solidarität mit Grup Yorum
Protest gegen Begnadigung des Drahtziehers des Massakers von Sivas in der Türkei
Solidarität mit Öcalan
Streikversammlung privater Beschäftigter im Gesundheits- und Sozialbereich
One Billion Rising
Antifaschist*innen demonstrieren gegen angekündigte rechtsextreme Versammlung in Floridsdorf
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2. 2.2020: Kundgebung für Frieden im Irak
70 Menschen demonstrierten am 2. Feber am Stock-im-Eisen-Platz in Wien für Frieden im Irak und Solidarität mit der irakischen Befreiungsbewegung. [Redenausschnitt]
[Redenausschnitt]
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5. 2. 2020: Beschäftigte im Gesundheits- und Sozialbereich fordern Arbeitszeitverkürzung
Beschäftigte im privaten Gesundheits- und Sozialbereich demonstrierten am 5. Feber am Stephansplatz für eine Reduktion der Wochenarbeitszeit. Stefan Resch berichtete darüber im Nachrichtenmagazin ANDI auf Radio ORANGE 94.0. Hier ein paar kurze Ausschnitte: [Redenausschnitte]
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6. 2. 2020: Solidarität mit Grup Yorum
Die Repression gegen Kritiker*innen des AKP-Regimes macht in der Türkei auch vor Künstler*innen nicht Halt. Mindestens sechs Musiker*innen der populären Band Grup Yorum, 2014 kamen noch über eine Million Menschen zu einem Konzert in Istanbul, mindestens sechs Musiker*innen sind mittlerweile inhaftiert, zwei befinden sich aus Protest im Hungerstreik. Am 6. Feber demonstrierten rund 60 Menschen in Wien für Freiheit für Grup Yorum und andere politische Gefangene. [Interview]
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7. 2. 2020: Protest gegen Begnadigung des Drahtziehers des Massakers von Sivas in der Türkei
Weniger Repression können in der Türkei jihadistische Attentäter erwarten. So wurde vor wenigen Tagen ein Drahtzieher des Massakers von Sivas in der Türkei, bei dem 1993 mindestens 33 Teilnehmer*innen eines alevitischen Festes getötet worden waren, von Präsident Erdoğan begnadigt. Dagegen protestierten am 7. Feber auch in Wien rund 50–60 Personen unweit der türkischen Botschaft. [Redenausschnitt]
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8. 2. 2020: Solidarität mit Öcalan
Rund 100 Menschen demonstrierten am 8. Feber für Freiheit des Mitbegründers der Arbeiter*innenpartei Kurdistands PKK. [Redenausschnitt]
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10. 2. 2020: Streikversammlung privater Beschäftigter im Gesundheits- und Sozialbereich
Am 10. Feber wurden die Kollektivvertragsverhandlungen der Sozialwirtschaft Österreich ergebnislos unterbrochen. Wie angekündigt, gingen die Beschäftigten im privaten Gesundheits- und Sozialbereich daraufhin zu Warnstreiks über. Eine öffentliche Streikversammlung mehrerer Betriebe fand am Mittwoch, den 12. Feber vor dem Sozialministerium statt. Stefan Resch berichtete darüber für das Nachrichtenmagazin ANDI. Wir hören Ausschnitte aus seinem Bericht.
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14. 2. 2020: One Billion Rising
Rund 125 Menschen kamen am 14. Feber zum Tanz für ein Ende der Gewalt an Frauen* und Mädchen* von One Billion Rising auf den Yppenplatz in Wien-Ottakring.
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15. 2. 2020: Antifaschist*innen demonstrieren gegen angekündigte rechtsextreme Versammlung in Floridsdorf
Nachdem identitäre Rechtsextreme eine Versammlung angekündigt hatten, trafen sich Antifaschist*innen am 15. Feber beim Bahnhof Floridsdorf, um auch im 21. Bezirk Rechtsextremen keinen Raum zu geben. Eine Mitveranstalter*in aus der sozialistischen Jugend 21 erklärte uns: [Interview]
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Außerdem gab es in den Tagen rund um den 12. Feber zahlreiche Veranstaltungen im Gedenken an die Kämpfer*innen gegen den Austrofaschismus im Jahr 1934.
Jeden Freitag findet weiterhin eine Mahnwache für Freiheit für den Blogger und Menschenrechtsaktivisten Raif Badawi statt, der in Saudiarabien zu einer zehnjährigen Haftstrafe sowie zu tausend (!) Peitschenhieben verurteilt worden ist.
Und ebenfalls jeden Freitag wird weiterhin unter dem Titel Fridays for Future für das Klima gestreikt.
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Das war die WiderstandsChronologie. Auf Wiederhören.
Proteste gegen Burschenschafts-Bummel, gegen den Akademikerball, gegen die Haft von Assange, gegen den Jägerball, gegen die Abschiebung des 7-jährigen Timis, gegen die herrschende Hochschulpolitik, gegen die Haft von Raif Badawi und das Gedenken an die Shoah sind Themen der Widerstandschronologie vom 1. Feber 2020:
Willkommen bei der WiderstandsChronologie.
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22. Jänner Proteste gegen Burschenschafts-Bummel
Wie schon in der letzten WiderstandsChronologie berichtet, war für Jänner aufgerufen worden, jede Woche gegen den Mittwochs-Bummel deutschnationaler Burschenschaften auf der Rampe der Uni Wien und gegen die dienstäglichen Vorlesungen des rechtsextremen Dozenten Lothar Höbelt zu protestieren. Am 22. Jänner protestierten zum Beispiel an die 150 Antifaschist*innen vor der Uni Wien gegen den Bummel deutschnationaler Burschenschaften. Teile der Zugänge zur Rampe und der Stiege zur Universität wurden blockiert. Die Rampe selbst wurde von der Polizei abgeriegelt, damit die Burschenschafter bis knapp vor die Eingangstore der Universität marschieren konnten.
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24. Jänner: 2200 demonstrieren gegen so gen. Akademikerball deutschnationaler Burschenschaften
Eher beschaulich verliefen am 24. Jänner die Proteste gegen den auch 2020 wieder von der Wiener FPÖ ausgerichteten so genannten Akademikerball deutschnational-völkischer Burschenschaften. Rund 2200 Menschen demonstrierten von der Uni weg um die heuer ziemlich groß angelegte Platzverbotszone rund um die Hofburg bis zur Oper.
Im Anschluss an die Demonstrationen kam es zu einigen Anhaltungen von Demonstrant*innen durch die Polizei samt Identitätsfeststellungen. Begründet wurde das von der Polizei damit, dass die angehaltenen Personen bei der Demonstration vermummt gewesen sein sollen. Woran diese wiedererkannt wurden, wurde nicht erklärt. Für unsere Reporter*innen stellte es sich eher so dar, dass einfach Personen angehalten wurden, die beim Weggehen den Schal über den Mund gezogen hatten, was bei den herrschenden Temperaturen unter dem Gefrierpunkt aber auch zulässig ist. Vizebürgermeisterin Birgit Hebein, die nach dem Ende der Abschlusskundgebung angeradelt gekommen war, wie wir selbst gesehen hatten, vermittelte zwischen den Beteiligten. FPÖ-Wien-Obmann Nepp fordert daher ihren Rücktritt.
Vereinzelt gab es dann auch noch Blockaden einzelner potenzieller Zufahrtswege zur Hofburg, hinter dem Burgtheater und am Beginn der Bellariastraße.
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25. Jänner: Mahnwache für Assange
Am 25. Jänner beteiligen sich rund 70–80 Menschen an einer Mahnwache für den inhaftierten Wikileaks-Aktivisten Julian Assange. Der Bogen der Reden zog sich über sachliche Darstellung der Aufdeckungsleistungen von Julian Assange und Chelsea Manning über Verschwörungsgeschichten bis zu Journalist*innenbeschimpfungen. Der Präsident des Österreichischen Journalistenclubs, der zuvor noch selbst auf der Kundgebung gesprochen hatte, distanzierte sich von Letzterem. Der Österreichische Journalistenclub unterstützt aber die Forderung nach sofortiger Freilassung von Assange.
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27. Jänner: Holocaust-Gedenken am Heldenplatz
Am 27. Jänner, dem internationalen Holocaust-Gedenktag, beteiligten sich mehr als 500 Menschen an einer vom Bündnis „Jetzt Zeichen setzen“ veranstalteten Gedenkkundgebung beim Burgtor.
Gesprochen hat unter anderem die Zeitzeugin Susanne Bock.
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27. Jänner: Protest gegen Jägerball
Gegen den Jägerball in der Hofburg protestierten am 27. Jänner auch heuer wieder Tierrechtsaktivist*innen.
Heuer gab es auch eine Gegen-Gegenkundgebung für den Jägerball, bei der eine Handvoll Menschen für den Jägerball demonstrierte. Die Beteiligten taten sich aber eher schwer, uns zu erklären, warum sie da waren.
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28. Jänner: Schüler*innen protestieren gegen Abschiebung ihres Mitschülers Timi
Gegen die Abschiebung des 7-jährigen in Wien geborenen Volksschülers Timi demonstrierten am 28. Jänner vor allem Schulkolleg*innen am Minoritenplatz. Er sollte bis 31. Jänner mit seinen Eltern das Land verlassen, obwohl eine Entscheidung über ein beantragtes Aufenthaltsrecht in besonders berücksichtigungswürdigen Fällen noch aussteht.
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30. Jänner: Studierendenproteste vor der TU
Rund eineinhalb Monate nach der der Besetzung des Festsaals der Technischen Universität demonstrierten am 30. Jänner 80 bis 100 Menschen mit einer Kundgebung und einem Rave im Resselpark vor der TU neuerlich bzw. immer noch für offene, freie und gerechte Hochschulen.
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31. Jänner: Mahnwache für Raif Badawi
Seit Jahren findet jeden Freitag um 10 Uhr vor dem König-Abdullah-Zentrum am Wiener Schottenring eine Mahnwache für den Blogger und Menschenrechtsaktivisten Raif Badawi statt, der in Saudiarabien zu einer zehnjährigen Haftstrafe sowie zu tausend (!) Peitschenhieben verurteilt worden ist, nachdem er sich für Meinungsfreiheit eingesetzt hat, behauptet hat, dass Jüd*innen, Christ*innen, Muslim*as und Atheist*innen gleichwertig sind und damit den Islam beleidigt habe. Am 31. Jänner fand zusätzlich um 11:30 eine Mahnwache vor der Botschaft Saudi Arabiens statt für Raif Badawi und den ebenfalls in Saudi Arabien inhaftierten Menschenrechtsaktivisten Waleed Abu al-Khair
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Das war die WiderstandsChronologie. Auf Wiederhören.