Knapp 400 Personen kamen Samstagnachmittag zur Demonstration gegen Häfen, Grenzen und Repression mit dem Motto „Repression hat keine Grenzen, Solidarität braucht keine“. Die Demonstration zog hinter dem Polizeianhaltezentrum Hernalser Gürtel und der Justizanstalt Josefstadt vorbei und endete beim Marcus-Omofuma-Denkmal vor dem Museumsquartier. Die Route verlief oftmals über Nebenstraßen, nachdem die Polizei den angemeldeten Weg über die sog. Zweierlinie verhindert hatte, da diese aus ihrer Sicht aufgrund der Sperre der Ringstraße für die Fans der Männer-Fußball-EM für den Autoverkehr gerade besonders unentbehrlich sein soll.
In der Mariahilfer Straße stieß die Demonstration auf eine Aktion von kletternden Aktivist_innen, die ein Solidaritätstransparent über die Fahrbahn gespannt hatten. „Freiheit für die inhaftierten Tierrechts-Aktivist_innen. Politischer Widerstand ist nicht kriminell, sondern notwendig!!!“, hieß es darauf. Allerdings hatten sie auf Druck der Polizei das Transparent nach einer Stunde Warten auf die leider stark verspätete Demo bereits wieder entfernt. Es gelang zumindest einer der Aktivist_innen, die bis dahin auf Lichtmasten hoch über den Köpfen der Polizist_innen ausgeharrt hatten, in der Menschenmenge der Demonstration unterzutauchen und sich so dem Zugriff der Polizei zu entziehen. Von zumindest einer Person wurden Personalien aufgenommen.
Die Demo war sehr laut – insbesondere vor den Gefängnistoren in der Wickenburggasse. Thematisiert wurde nicht nur die seit einem Monat andauernde Haft von zehn Tierrechtler_innen, sondern überhaupt weltweite Repression gegen politische Aktivist_innen wie G8-Gegner_innen in Japan, sowie auch Inhaftierung, Abschiebung oder Tötung von Asylwerber_innen in Österreich.
Mehr Teilnehmer_innen als die Demonstration hatte das Straßenfest für die Freilassung der inhaftierten Tierrechtler_innen, zu dem die meisten Demonstrant_innen anschließend auch zogen. Die Spenden für Speis und Trank kommen der Unterstützungsarbeit für die Inhaftierten zugute.
Die mutmaßliche Einsatzleiterin der Polizei schien um einen friedlichen Polizeieinsatz bemüht. Als die Demonstration einmal nicht zuletzt aufgrund falsch abgebogener Polizist_innen den vereinbarten Weg verlassen hatte und von anderen Polizisten zurückgestoßen wurde, begann ein Polizist gleich mit dem Gummiknüppel auf Demonstrant_innen einzuschlagen. Die Einsatzleiterin pfiff den Polizisten sofort zurück und konnte offensichtlich auch seinem Wehklagen, dass ihm „der da den Daumen verdreht“ habe, wenig Argumente für Waffenanwendung abgewinnen. Die Einsatzleiterin sprach von Missverständnis und bat die Demonstrant_innen, doch die andere Gasse zu benutzen.
Keinen erkennbaren Zusammenhang mit einer Antirepressionsdemonstration oder linken oder herrschaftsablehnenden Inhalten boten vereinzelte Demonstrant_innen, die wiederholt Knallkörper auf Passant_innen warfen. Die Versuche anderer Demonstant_innen mittels Flugblätter interessierte Personen über die Inhalte der Demonstration zu informieren, wurden davon nicht sonderlich unterstützt.