Nov 132011
 

Mit Radpanzer, Leitern, Rammbock, Hundestaffel, Hubschrauber und unzähligen Beamt_innen fuhr die Polizei am 8. November 2011, ca. 11 Uhr, auf, um das am 14. Oktober besetzte Haus in der Lindengasse 60–62 zu räumen. Das meiste der technischen Gerätschaften brauchte nicht eingesetzt zu werden. Die meisten Nutzer_innen des Epizentrums ließen sich ohne aktiven Widerstand aus dem Haus geleiten. Die Polizei soll auf gröbere Brutalitäten verzichtet haben. Es gab Anzeigen, aber keine Festnahmen. Eine spontane Protestdemonstration, die von solidarischen Unterstützer_innen, die sich während der Räumung vor dem Haus eingefunden hatten, gebildet wurde, endete an der Ecke Mariahilfer Straße / Neubaugasse in einem Polizeikessel. Auch hier gab es Identitätsfeststellungen aber keine Festnahmen.

Für den Tag einer allfälligen Räumung war bereits seit Wochen für 18 Uhr zu einer Demonstration für den Erhalt von Freiräumen aufgerufen worden. Der Ort wurde erst eine halbe Stunde vor Demostart über SMS-Ketten, Twitter und Radio öffentlich gemacht.
Bis zu 200 Demonstrant_innen sammelten sich schließlich am Urban-Loritz-Platz. Der Beginn der Demo wurde durch ein Feuerwerk und Knallkörper markiert, die auf der Stiege der Hauptbibliothek gezündet wurden – und mitunter so geschickt geschossen wurden, dass sie an der Überdachung des Platzes abprallten und teilweise auf die Menschenmenge aus Demonstrant_innen und Passant_innen fielen und mitten unter ihnen oder auf dem Gewand von Demonstrant_in detonierten.
Über eine Gürtelfahrbahn wurde erst Richtung Westbahnhof gezogen, dann die Fahrbahn gewechselt, wieder zum Urban-Loritz-Platz zurückgekehrt und schließlich zur U-Bahn runtergegangen. Bei einem gerade einfahrenden Zug wurden von der Fahrer_in die Türen nicht freigegeben. Die Polizei trieb die Demonstrant_innen in Richtung des gegenüberliegenden Stationsaufgangs und kesselte schließlich rund 60 Demonstrant_innen auf der Stiege ein. Nach einigen Minuten ließ die Polizei aber alle Demonstrant_innen unbehelligt weiterziehen. Auf dem Weg über die Burggasse in Richtung Innenstadt schien die Demo auf diese 60 Personen zusammengeschrumpft zu sein. Beim Museumsquartier warteten allerdings bereits die anderen Demonstrant_innen und so waren es schließlich wieder rund 150, als auf der sogenannten Zweierlinie weiter Richtung Karlsplatz gezogen wurde.
Bis zur Ecke Gumpendorfer Straße. Dort hielt die Polizei die Demo neuerlich auf, bildete einen Kessel, und forderte dann, als sicher war, dass von den Eingekesselten keine_r mehr weg kann, über Lautsprecher auf, die Versammlung aufzulösen. Einzelne außerhalb des Kessels befindliche Personen, die daraufhin die Fahrbahn verließen, wurden eingefangen und von der Polizei in den Kessel gezerrt. Eine Person wurde am Gehsteig gepackt und gegen die Wand gedrückt. Einer Frau, die dies filmen wollte, erging es ebenso. Ein Kameramann wurde mit einem Schlag in die Genitalien zurückgedrängt.
Die eingekesselten Personen wurden nach Identitätsfeststellungen großteils freigelassen. Insgesamt wurden fünf Personen, darunter die Kamerafrau, festgenommen. Als Grund für die – seinen Angaben nach bloß „drei bis vier“ – Festnahmen gab Polizeisprecher Hahslinger gegenüber Radio Orange eine während des Demozugs angeblich beschädigte Autoscheibe an.

Die Festgenommenen wurden im Laufe der Nacht freigelassen.

Weitere Informationen:
>>http://epizentrum.noblogs.org/
>>https://at.indymedia.org/node/21357

Aufgrund sexistischer Übergriffe und sexualisierter Gewalt sowie wegen des untragbaren Umgangs damit wurde massive Kritik laut und zu einem Notfalltreffen geladen, das aufgrund der Räumung in die D3zentr4le verlegt werden musste. Aufruf dazu:
>>Sexismus im Epizentrum – es reicht – Wir laden zu selbstermächtigenden Handlungsdiskussionen

Audiobeiträge folgen.

 Posted by on So., 13. November 2011 at 13:00