Nur ein paar Beispiele für die mittlerweile mehr werdenden Gedenkveranstaltungen in Wien:
Auch dieses Jahr gedachten am 9. November rund 150 Personen am Platz der Opfer der Deportation, dort wo einst der Aspangbahnhof stand, von wo aus 1939 bis 1942 zehntausende Jüd_innen in Vernichtungslager transportiert wurden, des Novemberpogroms 1938.
Gleichzeitig zog im zehnten Bezirk ein von der neuen „Roten Antifa Wien“ initiierter Fackelzug los. Just am Jahrestag des Novemberpogroms mit Fackeln durch die Stadt ziehen zu wollen, war bereits im Vorfeld massiv kritisiert worden. Einzelne Kritikpunkte an den Aufrufen der Roten Antifa, etwa dass die von den Nazis geprägte Bezeichnung „Reichskristallnacht“ übernommen worden war, wurde von der Roten Antifa in späteren Aufrufen berücksichtigt. Am Fackelzug wurde dennoch festgehalten.
Um zirka 19 Uhr waren bei der Gedenkkundgebung am Platz der Opfer der Deportation dann aus der Ferne die ersten Fackeln zu sehen, die sich näherten. Wenig später waren dann vorerst nicht verstehbare Rufe zu hören. Sie stellten sich dann später als Parolen „Hinter dem Faschismus steht das Kapital“ und Aufrufen zur internationalen Solidarität heraus.
Ein Lied, zu dem bei der Gedenkveranstaltung gerade angesetzt wurde, konnte vorerst nicht gesungen werden. Erst als die Fackelzugteilnehmer_innen bei der Gedenkkundgebung angekommen waren, und sich dann still am Gedenken beteiligten.
Radiomitschnitt folgt.
Am 10. November wurde der unter anderem von der Initiative „Herklotzgasse 21“ und „Kunst im öffentlichen Raum“ initiierte Gedenkort an jenem Platz an der Ecke Turnergasse / Dingelstedtgasse, an dem sich bis zum Novemberpogrom der „Turnertempel“ befunden hatte, eröffnet. Es sprachen Oberrabiner Paul Chaim Eisenberg und der Zeitzeugen Moshe Jahoda, der mit Kindern und Enkelkindern aus Israel angereist war. Zweihundert Leute nahmen an der Eröffnungsfeier teil.
>>Radio-Mitschnitt von der Eröffnung
Später am 10. November fand dann ganz in der Nähe der – inzwischen jährliche – Gedenkrundgang zu Orten jüdischen Lebens und nationalsozialistischer Vertreibung in Wien statt, der diesmal durch den 6. Bezirk führte. 120 Personen nahmen daran teil.