Filmarchiv Austria – VIENNALE 2007
Proletarisches Kino in Österreich
Eine Filmschau zur linken Filmkultur der Ersten Republik
Ein Projekt des Filmarchiv Austria in Kooperation mit
Synema – Gesellschaft für Film und Medien
Kuratoren: Christian Dewald, Brigitte Mayr, Michael Omasta
Mit der Entwicklung einer autonomen Filmproduktion versucht die
österreichische Arbeiterbewe-gung seit den frühen 20er-Jahren dem
bürgerlichen Film eine eigene Macht entgegenzustellen. Dem proletarischen
Film sind dabei zwei Aufgaben zugedacht: die Aufklärung der Arbeiterklasse
und deren politische Selbstdarstellung. Der erste Teil der Filmschau
entstammt diesem Umfeld. Er widmet sich Dokumenten des Kampfes, des Auf- und
gesellschaftlichen Umbaus; er präsentiert sozialistische Feiern und
Festkultur; er markiert historische Bruchstellen und gibt einem neuen
Körperverständnis Kontur. Der Arbeiterfilmer Frank Rossak hat zu einzelnen
Themen dieses Spektrums zentrale Arbeiten vorgelegt. Drei Programme sind ihm
gewidmet. Hinzu kommen Filmmaterialien, die die österreichische
Arbeiterbewegung aus unterschiedlichen ideologischen Perspektiven
kommentieren. Herausragende Bedeutung kommt dabei sowjetischen Wochenschauen
zu, die seit dem Ende der Monarchie die österreichische Arbeiterbewegung in
den Focus nahmen. Während der Filmschau wird dieses sowjetische Material zum
überwiegenden Teil erstmals in Österreich zu sehen sein.
Der zweite Teil der Filmschau stellt den einflussreichsten Filmkritiker der
Ersten Republik vor: Fritz Rosenfeld von der Wiener Arbeiter-Zeitung. Die
Filmauswahl bietet dabei weder Best-of-Programme noch Lieblingsfilme des
Autors. Die einzelnen Werke stehen zuallererst für sich selbst. Ihren
gemeinsamen Bezugspunkt finden sie im zentralen Moment der kritischen
Schriften von Rosenfeld: der Auseinandersetzung mit den politischen wie
künstlerischen Beschränkungen der bürgerlichen Filmindustrie, deren
punktuelle Transzendierung in Arbeiten klassenbewusster Filmschöpfer bzw.
ihre Überwindung durch das sowjetische Revolutionskino und die unabhängige
Produktion der Avantgarde. Entlang ausgewählter Werke von Charlie Chaplin,
G. W. Pabst, René Clair, Olga Preobraczenskaja, Viktor Trivas, Eugene Deslaw
u. a. sollen wesentliche Topoi von Rosenfelds dem Geist der Aufklärung
verpflichteter Filmkritik praktisch zur Anschauung gebracht werden: die
Darstellung des Proletarierlebens, des Ersten Weltkriegs, der Frau im Film.
www.filmarchiv.at www.viennale.at
Präsentation im Rahmen der Viennale 2007:
Buch-, DVD-Edition »Proletarisches Kino in Österreich«
im Verlag Filmarchiv Austria
Band 1
Christian Dewald (Hg.)
Arbeiterkino. Linke Filmkultur der Ersten Republik
Band 2
Brigitte Mayr / Michael Omasta (Hg.)
Fritz Rosenfeld, Filmkritiker