Gut hundert Antifaschist_innen versuchten am Abend des 8. Mai das alljährliche sogenannte Totengedenken deutschnationaler Burschenschaften zu stören.
Die Burschenschafter hatten sich um 20.30 Uhr auf der Mölker Bastei vis-à-vis der Universität getroffen, um von dort mit Fackeln auf den Heldenplatz zu ziehen und ihre Niederlage im zweiten Weltkrieg vor 64 Jahren zu beklagen. Das Gebiet zwischen Mölker Bastei, Ringstraße, Heldenplatz, Michaelerplatz, Herrengasse, Schottengasse war von der Polizei großräumig abgesperrt worden. Jede Gasse war durch Tretgitter und Polizist_innenketten blockiert. In großen Teilen der Innenstadt durften sich nur mehr treudeutsche Rechtsextreme bewegen. Wie Taxifahrer_innen berichteten, wurden von der Polizei nur Personen mit persönlicher Einladung des Veranstalters durchgelassen. Selbst Personen, die beruflich im Sperrgebiet zu tun hatten, wurden zurückgewiesen.
Aus Richtung Sigmund-Freud-Park kommende und lange Zeit scheinbar recht konzeptlos herumirrende Demonstrant_innen wurden um ca. 20.45 Uhr plötzlich sehr aktiv. Einzelnen gelang es unter Ausnutzung des Überraschungsmoments eine Reihe Tretgitter vor – dies scheinbar ganz und gar nicht erwartenden – Polizist_innen wegzuziehen und somit die Absperrung einer Seitengasse zu durchbrechen.
Damit gelangten die Demonstrant_innen endlich ins Sperrgebiet – allerdings an einer nicht gerade übermäßig günstigen Stelle, sehr weit von dem Burschenschaftern entfernt und eigentlich völlig außer Sichtweite anderer Personen, in einem Gebiet, das geradezu zur Einkesselung von Demonstrant_innen einzuladen drohte. Daraufhin beschränkte sich die weitere Vorgehensweise der Demonstrant_innen darauf, möglichst wieder aus diesem Gebiet rauszukommen – der Einfachkeit halber möglichst ohne irgendwelche Gedanken auf Solidarität oder die Sicherheit anderer Demonstrant_innen zu verschwenden. Beim Burgtheater dürften aus den in alle Richtungen auseinanderlaufenden Demonstrant_innen offenbar einzelne von der Polizei rausgefangen worden zu sein. Wie Zeug_innen berichteten, wurden drei Personen perlustriert aber zumindest angeblich wieder gehengelassen. Dies scheint eher einzelnen Polizist_innen oder der Anwesenheit eines Presefotografen zu verdanken sein, als dem Druck von solidarischen Demonstrant_innen, weil solche einfach nicht da waren.
Später kam ein großer Teil der Demonstrant_innen vor dem Burgtor wieder zusammen. Als sich die durch den Heldenplatzzaun erkennbaren Burschenschafter auf den Rückweg machten, kehrten auch die Antifaschist_innen um. Zurück auf der Mölker Bastei kam die Demo endlich ganz nahe an die Burschenschafter heran. Allerdings waren da dann leider fast keine Demonstrant_innen mehr dabei.
Postings auf n3tw0rk.org zufolge wurden mehrere Burschenschafter später auf dem Weg zum Lokal „Adam“ in der Florianigasse beobachtet. Laut einem weiteren Posting wurden mehrere Antifaschist_innen in der Florianigasse eingekesselt und sehr brutal beamtshandelt, perlustriert, teilweise gewürgt und geschlagen. (siehe https://www.n3tw0rk.org/viewtopic.php?f=2&t=24411&p=161933)