Nachdem zuletzt überwiegend rechte bis rechtsextreme Organisationen die Kritik an der bevorstehenden Ratifizierung des EU-Reformvertrags zu Protestaktionen bis hin zu Massendemonstrationen nutzten, hatten für vergangenen Samstag auch linke Gruppen zu einer Demonstration und Menschenkette aufgerufen.
Als Rechtsextremist_innen erkennbare Personen wurden zwar nach und nach aus der Demonstration entfernt. Dennoch bot die Demonstration eine bereitwillig genutzte Plattform für unzählige nationalistische Teilnehmende und Gruppen.
An der Demonstration vom Westbahnhof zum Parlament hatten sich bis zu 2000 Personen beteiligt. Direkt zu Kundgebung und Menschenkette beim Parlament waren weitere 500 gekommen. Trotz einladender Ankündigung auf der Titelseite der Kronenzeitung eine eher bescheidene Beteiligung. Und es ließ sich nicht ganz des Eindrucks erwehren, dass die meisten Teilnehmenden wegen der Kronenzeitung gekommen sind – spätestens als die Rednerin Freda Meissner-Blau nach ein paar kritischen Worten über die Kronenzeitung mit Buhrufen und Pfeifkonzert am Weiterreden gehindert wurde.
Bericht: http://www.freie-radios.net/portal/content.php?id=21873
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Am Mittwoch, den 9. April stimmt der Nationalrat wohl trotzdem über die Ratifizierung des EU-Reformvertrags ab. Die Werkstatt Frieden und Solidarität, die auch an der Organisation der Demonstration und Menschenkette vom letzten Samstag beteiligt war, ruft deshalb für Mittwoch nochmals zu einer Mahnwache vor dem Parlament auf. Mit dieser Mahnwache sollen nochmals alle Abgeordneten an ihre persönliche Verantwortung erinnert werden, so Elke Renner von der Werkstatt Frieden&Solidarität. Mittwoch, 9. April 2008, 8.00 Uhr vor dem Parlament.
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Am letzten Freitag fand in Wien auch eine Demonstration in Solidarität mit den Anti-NATO-Protesten in Bukarest statt.
Bukarest sei zur Zeit des NATO-Gipfels in eine Art Ausnahmezustand versetzt worden, heißt es dazu in einem Bericht auf Indymedia. Es seien 27 000 Polizist_innen und Soldat_innen im Einsatz gewesen, vielen AktivistInnen wurde die Einreise verweigert, Menschen wurden ohne Angabe von Gründen in Gewahrsam genommen, rumänische AktivistInnen und deren Familie wurden zu Hause besucht und eingeschüchtert, alle Demonstrationen und Aktionen wurden verboten, Mobilisierungsseiten im Internet mussten vom Netz gehen. Die Aktivistin Tatiana Duplei wurde von einem Auto eines NATO-Konvois angefahren und verstarb am Unfallort, auch weil die Polizei Erste Hilfe der anwesenden Ambulanz mit Hinweis auf die Sicherheit des Konvois verhindert haben soll. Das Convergence Center wurde gestürmt und Aktivist_innen verhaftet, noch bevor eine Aktion gemacht wurde. Sie wurden dabei geschlagen, und teils mit dem Tod bedroht. Eine Frau musste mit gebrochenem Fuß ins Krankenhaus.
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Schlüssel gegen das Vergessen, ein Gedenksymbol für die Opfer des Nationalsozialismus der Servitengasse
wird am 8. April 2008 im 9. Bezirk enthüllt.
Seit dem Frühjahr 2004 arbeitet die Bürger_innenprojektgruppe Servitengasse 1938 an der Aufarbeitung des Schicksals der vertriebenen und ermordeten Jüdinnen und Juden der Servitengasse im 9. Wiener Gemeindebezirk.
„Dieses für Wien einzigartige Projekt, eine gesamte Gasse auf ihre jüdischen Bewohner_innen und ihr Zusammenleben mit den nicht-jüdischen Nachbar_innen zu untersuchen und ihrem Schicksal nachzugehen, hatte von Anfang an das Ziel, diesen Menschen ein sichtbares Symbol in der Öffentlichkeit zu widmen“, so Dr. Peter Koppe, Vorsitzender des Vereins Servitengasse 1938. Dazu hat der Verein in Kooperation mit der Universität für Angewandte Kunst einen Wettbewerb für Student_innen organisiert. Der prämierte Entwurf von Julia Schulz konnte nun dank der Unterstützung zahlreicher Sponsoren realisiert werden.
„Schlüssel gegen das Vergessen“ besteht aus einer im Boden eingelassenen Glasvitrine, die den Blick auf insgesamt 462 Schlüssel freigibt. Jeder Schlüssel trägt ein Schild mit dem Namen eines der Opfer. Rund um die Vitrine findet sich die Inschrift: „Im Gedenken an die als Juden und Jüdinnen Vertriebenen und Ermordeten, die in der Servitengasse wohnten, Geschäfte führten oder Häuser besaßen“.
An der Enthüllung des Denkmals werden auf Einladung des Jewish Welcome Service auch aus der Servitengasse stammende Überlebende der Shoah teilnehmen.
Programm: Moderiert von Sabine Gruber von der AGENDA 21 am Alsergrund, werden der Zeitzeuge und ehemalige Servitengassen-Bewohner Charles Kurt, die Bezirksvorsteherin des 9. Bezirks, Martina Malyar, der Leiter der Erste Stiftung, Boris Marte, Eva Blimlinger von der Universität für Angewandte Kunst und Barbara Sauer vom Verein Servitengasse 1938 der Frage nachgehen, was dieses Gedenksymbol für sie bedeutet.
Die Veranstaltung wird durch Roman Grinberg und den Wiener Jüdischen Chor sowie durch eine Lesung von Otto Tausig mit österreichischer Exillyrik umrahmt.
Ort: Ecke Servitengasse/Grünentorgasse (Kirchenvorplatz)
1090 Wien
Termin: 8. April 2008 17: 00 Uhr
Umfangreiche Recherchen von Forscherinnen in den Archiven und Interviews mit Zeitzeugen haben ergeben, dass zum Zeitpunkt März 1938 mehr als die Hälfte der BewohnerInnen der Gasse aus Gründen der nationalsozialistischen Gesetzgebung verfolgt, vertrieben und ermordet wurden.
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Eine Kundgebung gegen deutschnationale Verbindungen und institutionelles Wegschaun wird unter dem Titel Semesterstart@Aula für Mittwoch, 9. April 11.30 auf der Rampe der Uni Wien organisiert. Um diese Zeit treffen sich dort jeen Mittwoch waffentragende Korporationsstudenten. Dessen Aktivitäten an den österreichischen Universitäten – als Studierende, als Lehrende und jeden Mittwoch auf der Rampe – stellen ein beständiges höchst bedenkliches Ärgernis dar, heißt es in einem Aufruf zur Kundgebung. Deshalb solle rechten Umtrieben und Strukturen gemeinsam Einhalt geboten werden, auf der Uni und überall! Mittwoch, 9. April 11.30 Unirampe.
Weitere dazu passende Veransatltungen:
„Rechtsextremismus an der Uni“
8. April, 13-15 Uhr
Elise Richter Saal, Hauptgebäude Uni Wien
Workshop
Anmeldung erwünscht (veranstaltung(at)oeh.univie.ac.at).
Spontane Teilnahme auch möglich.
“KZ – Willkommen in Mauthausen”
8. April, 20 Uhr
HS 33, Haupgebäude Uni Wien
Dokumentarfilm von Rex Bloomstein
(K)ein Bild? Das Image Österreichs in Israel
9. April, 18.30 Uhr
Depot, Breite Gasse 3, 1070 Wien
Vortrag und Diskussion mit Michal Levertov.
Veranstalter: Verein Gedenkdienst
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Für den 6. April wurde in Ägypten zu Generalstreik und Protesten gegen die zunehmend prekären Lebensbedingungen, die aufgrund von Inflation, insbesondere explodierenden Brotpreisen, immer schwerer werden, aufgerufen. Doch von Protesten war an diesem 6. April wenig auszumachen. Grund dafür war weniger plötzliche Zufriedenheit als vielmehr massive Repression.
Aus Kairo berichtet unsere Korrespondentin Eva Reinbacher:
http://www.freie-radios.net/portal/content.php?id=21872