In eher beschaulichem Rahmen spielte sich die für 15. Oktober angekündigte globale Revolution in Wien ab. Etwas mehr als 2000 Personen beteiligten sich an einer Demonstration vom Westbahnhof zum Heldenplatz. Nach unserer Zählung waren es zu Beginn 1700-1800 Demonstrant_innen, später dann aber 2000-2400.
Die Ziele und Inhalte, die von den Demonstrant_innen vertreten wurden, waren – je nach Einschätzung – bunt und vielfältig oder diffus und beliebig. Bei der abschließenden Versammlung mit offenem Mikrofon gab es von antikapitalistischen bis esoterischen Reden alles Mögliche und Unmögliche.
Abschreckend wirkten auch mitgehende Securitys, denen unter anderem auf Indymedia vorgeworfen wurde, zumindest teilweise dem rechtsextremen Lager anzugehören, was unter anderem aus an rechtsextremen Dresscodes angelehnten Accessoires geschlossen werden konnte.
Auf Facebook wurden dementiert: die Securitys seien vom besorgten Arbeitgeber einer Demonstrantin zu ihrem Schutz bereitgestellt worden. Sie seien gekommen, um bei eventuell auftretenden Schwierigkeiten durch Aggressoren eingreifen zu können. Soweit so verwirrend.
Über Social Networks übten sich viele in gegenseitigen Distanzierungen. Unter der Adresse von Anonymus Austria wurde angeblichen Trittbrettfahrer_innen Themenverfehlung vorgeworfen, weil zum Beispiel Fahnen der dort gegen das Regime kämpfenden Aktivist_innen mitgeführt wurden. Tatsächlich wurde die Vereinbarung, keine Parteifahnen mitzubringen, weitgehend befolgt, und nur von der Piratenpartei gebrochen, von der eine Person eine Pirat_innenfahne sogar auf der Erzherog-Karl-Reiterstatue am Heldenplatz anbrachte.
Auf der Facebook-Fanseite OccupyAustria wurden am Wochenende von einem Administrator Hitler-Reden gepostet, über die dann diskutiert wurde, wobei zumindest die meisten das doch unpassend fanden.
Erfolgreich verlief rund um den globalen Aktionstag in Wien hingegen eine bereits am Freitagabend begonnene Besetzung des Hauses Ecke Zieglergasse/Lindengasse in Wien 7, das sich im Eigentum der Buwog befindet. Nach der Demo besuchten hunderte Teilnehmer_innen das Haus, diskutierten, feierten und blieben – zumindest zum Teil. Unfreundliche Polizeibesuche blieben bislang (Stand Montagabend) aus.
Die twitternden Anonymus-Austria-Aktivist_innen stellten die Besetzung als Missbrauch der Occupy-Bewegung vor.
Die Besetzer_innen, die bereits am ersten Tag Volksküche und Kostnix-Laden organisiert hatten, planen die Nutzung der Räume unter anderem als Freie Universität.
>>Mehr Informationen über das Epizentrum finden sich auf http://epizentrum.noblogs.org.