Mai 272011
 

Gegen die Abschiebung des zwanzigjährigen Tirolers Lamin J. nach Gambia wurde am 27. Mai am Rande eines Auftritts von Integrationsstaatssekretär Kurz bei der Eröffnung des Wiener Stadtfestes protestiert. Für die Zeit des vermuteten Abflugs wird aufgerufen, zum Flughafen zu kommen und zu versuchen, die Abschiebung zu verhindern.

Vor wenigen Wochen konnte die Abschiebung von Lamin J. durch den Protest hunderter Menschen in Tirol noch verhindert werden. Heute Freitag wurde er bei der ihm vorgeschriebenen Meldung bei der Polizei festgenommen und danach nach Wien überstellt. Samstag um 6.50 soll sein Abschiebeflug vom Flughafen Wien starten.

Über Internet wurde dazu aufgerufen, bei der Rede von Integrationsstaatssekretär Kurz im Rahmen des Wiener Stadtfests am Heldenplatz dem Protest Ausdruck zu verleihen.

Es war keine Eröffnungsrede, sondern es waren nur ein paar kurze Statements, die Kurz im Vorfeld einer Modeschau in einem Festzelt abgeben musste. Der Zutritt zum Zelt war einem ausgewählten Kreis auf einer Liste stehender Personen und Journalist_innen vorbehalten. Rund 100 Demonstrant_innen mussten vor dem Zelt im strömenden Regen ausharren. Ihre lautstark vorgebrachten Forderungen und ihre Ablehnung von Abschiebungen waren aber just entlang des für die Modeschau vorgesehenen Laufstegs sehr gut zu hören. So verzögerte es sich gleich mal eine ganze Weile, ehe die Veranstaltung mit Interviews mit Organisator_innen, der Obfrau der ÖVP Wien, Marek, und mit Staatssekretär Kurz – untermalt mit Parolen und Pfiffen – losgehen konnte.

Die Demonstration konnte nicht weggeleugnet werden, Kurz ging sogar kurz darauf ein, bezeichnete sie gar als demokratisch legitim, meinte aber, da zwischen Integration, Zuwanderung, Asyl und Fremdenpolizei unterschieden werden müsse, nicht zuständig zu sein.

Die behördlichen Abschiebepläne wurden mit der Demonstration freilich noch nicht durchkreuzt. Das wollten einige Aktivist_innen in der Nacht am Flughafen versuchen. Doch „der scheiende und weinende Lamin wurde von allen ignoriert“, als er in das Linienflugzeug gebracht wurde, wurde berichtet. Fluggäst_innen, die die Abschiebung zu diesem Zeitpunkt noch verhindern hätten können (siehe Tipps um Abschiebungen zu verhindern >>http://no-racism.net/article/553/), sollen mit Ohrstöpseln, Kopfhörern und Zeitungen alles versucht haben, wegzuschauen und wegzuhören. Antiabschiebungsaktivist_innen, die es bis ins Flugzeug geschafft haben, seien von der Polizei entfernt worden, nach Identitätsfestellung aber freigelassen worden. Brussels Airlines und dessen Personal zogen den Flug allen Tumulten zum Trotz einfach rücksichtslos durch.

Die Zukunft Lamins bleibt ungewiss.

>>Radiobeitrag (ZIP-FM-Lokalausgabe auf Orange 94,0)
Bei diesem Radiobeitrag wurde unter anderem auch dieses Video verwendet:
>>Video von Iga Mazak

 Posted by on Fr., 27. Mai 2011 at 16:41