Mai 312010
 

Am 2. Juni zwischen 14 und 18 Uhr werden am Wiener Urban-Loritz-Platz wieder rote Regenschirme aufgespannt, als Symbole des Widerstands von Sexworker_innen gegen Diskriminierung und zum Symbol des Kampfes um Gleichstellung und um Rechte.

Insbesondere aber nicht nur am internationalen Hurentag fordern Sexworker_innen auf der ganzen Welt Gleichheit vor dem Gesetz und die Umsetzung der Menschen-, Arbeits- und Migrant_innenrechte, die auch Sexworker_innen nach internationalen Übereinkommen zustehen.

Wir sprachen mit Faika A. El-Nagashi von „LEFÖ/TAMPEP Österreich – Unterstützung und Europäisches Netzwerk für Migrantinnen in der Sexarbeit“ über den aktuellen Stand der Diskriminierung von Sexworker_innen.

Das Interview kann hier angehört werden:
http://sendungsarchiv.o94.at/get.php?id=094pr4367

Weiterführende Informationen gibt es auf:

Mehr Informationen findet ihr auf
http://tampep.eu/
http://www.lefoe.at/
http://sexworker.at/
http://www.donacarmen.de

Ausführliche Presseaussendung zum Internationalen Hurentag:

Presseaussendung der Vereine LEFÖ, PiA, maiz, SXA-Info und sexworker.at am 1. Juni 2010

Der 2. Juni ist internationaler Hurentag!

Beratungsstellen und Selbstorganisation von SexarbeiterInnen fordern den Schutz und die rechtliche Anerkennung von SexarbeiterInnen

Anlässlich des Internationalen Hurentages am 2. Juni machen Beratungsstellen und die Selbstorganisation für SexarbeiterInnen wiederholt auf die schlechten Arbeitsbedingungen von SexarbeiterInnen aufmerksam. Die Plattform sexworker.at, die Vereine LEFÖ (Wien), maiz (Linz), SXA-Info (Graz) und PiA (Salzburg) fordern die politischen EntscheidungsträgerInnen auf, SexarbeiterInnen endlich mit anderen Erwerbstätigen gleich zu stellen und ihren rechtlichen Schutz zu garantieren.

Die Situation von SexarbeiterInnen hat sich in Österreich in den letzten Jahren nicht verbessert. Im Gegenteil: Obwohl Beratungsstellen und die Plattform sexworker.at immer wieder öffentlich für mehr Rechte und gegen Stigmatisierung auftreten, wird SexarbeiterInnen mit Abwertung und Diskriminierung begegnet. Ständige Kontrollen, unverhältnismäßig hohe Verwaltungsstrafen und willkürliche Steuerbescheide sind eine alltägliche Realität und Ausdruck der politischen und gesellschaftlichen Doppelmoral.

Sexarbeit wird in Österreich nach wie vor nur „geduldet“. Geregelt werden Pflichten von SexarbeiterInnen, keine Rechte: SexarbeiterInnen unterliegen einer wöchentlichen amtsärztlichen Untersuchungspflicht. Sexarbeit ist nach der immer noch unwidersprochenen Judikatur des Obersten Gerichtshofs (1989) in Österreich „sittenwidrig“, Einkünfte von SexarbeiterInnen werden jedoch besteuert. Sexarbeit ist weder als Gewerbe, noch als Erwerbsarbeit anerkannt.

In diesem Zusammenhang betonen die Organisationen abermals ihre langjährigen Forderungen:

– Entkoppelung des Regelungsbereichs der Prostitution aus den Sitten- bzw. Anstandsnormen

– Rechtliche Gleichbehandlung und Gleichstellung von SexarbeiterInnen mit anderen Erwerbstätigen durch die Legalisierung der Sexarbeit als Erwerbstätigkeit und entsprechende fremdenrechtliche Änderungen

– Schutz vor Prekarisierung, Diskriminierung, Sexismus und Rassismus

Aktionstag am Mittwoch, den 2. Juni 2010:

* Wien: 14:00 bis 18:00 Uhr

7., Urban-Loritz-Platz (vor der Hauptbücherei)

Mit: Info-Café, Live-Auftritt von chra (www.myspace.com/chraxtl www.comfortzonemusic.com)*, u.a.

LEFÖ und sexworker.at laden zu diesem Aktionstag ein!

* chra ist das Soloprojekt von Christina Nemec (SV Damenkraft). Nach einer langen Phase des Experimentierens geht es jetzt verstärkt in Richtung Club. Chra orientiert sich an Klangforschung im Bereich niederfrequenter Sinuswellen.

Thematisch arbeitet chra zu Landschaften, Territorien, Stille und Extremsituationen.

Label: comfortzone

* Linz: ab 10:00 Uhr

in der Altstadt, Hofberg 9

Ab 10 Uhr werden die verschriftlichten „Forderungen an Freier“ an PassantInnen verteilt. Im Zuge dessen werden die Anliegen der SexarbeiterInnen auf Linzer Strassen thematisiert.

* Salzburg

Interview-Schiene mit den Salzburger Bezirksblättern

Die Organisationen:
LEFÖ – Beratung, Bildung und Begleitung für Migrantinnen
www.lefoe.at

Sexworker.at
www.sexworker.at

Maiz
www.maiz.at

SXA_Info: Information und Beratung für Sexarbeiterinnen und MultiplikatorInnen in der Steiermark
www.frauenservice.at

PiA – Information und Ausstieg
www.frau-und-arbeit.at

Politischer Hintergrund des Internationalen Hurentags:

2. Juni 1975: Proteste und Kirchenbesetzung von Sexarbeiterinnen in Frankreich

Am 2. Juni 1975 streiken Sexarbeiterinnen in Frankreich und bezeichnen in diesem Zusammenhang den Staat als den größten Zuhälter. 150 Frauen besetzen 10 Tage lang die Kirche Saint-Nizier in Lyon und schaffen damit eine internationale Öffentlichkeit für ihre Situation und ihre Forderungen. Als Aktionskollektiv wenden sie sich gegen die staatliche Diskriminierung und gegen polizeiliche Repressionen, die vorgeblich dem Kampf gegen Zuhälterei dienen sollen: ständige Kontrollen und Verhaftungen, Beleidigungen, Schikanen, unverhältnismäßige Strafen, willkürliche Steuerbescheide sowie Tatenlosigkeit der Polizei gegenüber Morden, Misshandlungen und anderen Formen von Gewalt gegen Sexarbeiterinnen. Die Sexarbeiterinnenbewegung von Lyon wehrte sich damit auch gegen die Stigmatisierung von SexarbeiterInnen und gegen die staatlich institutionalisierte Doppelmoral.

 Posted by on Mo., 31. Mai 2010 at 16:28