Das Beratungsprojekt „Tabiki“ der Wiener „Deserteurs- und Flüchtlingsberatung“ ist gefährdet. Grund dafür ist die Streichung der bisherigen finanziellen Unterstützung durch die Gemeinde Wien. Im Rahmen von „Tabiki“ – das Wort stammt aus Surinam und bedeutet „Kleine Insel im Fluss“ – wurde anerkannten Flüchtlingen und subsidiär Schutzberechtigten ehrenamtliche aber qualitativ hochwertige Beratung und Vertretung angeboten. Erfolge konnten beispielweise beim Zusammenführen von Familien oder auch in gewonnen Mietrechtsverfahren erzielt werden. Die „Dessis“ rufen nun zu Spenden und der Veranstaltung von Benefizveranstaltungen auf, mit deren Hilfe der Fortbestand von „Tabiki“ gesichert werden soll.
Briefe aus der Krise
Vor kurzer Zeit erreichte unser Büro eine Nachricht der unliebsamen Sorte. Die Stadt Wien hatte sich entschieden Tabiki, unser Beratungsprojekt für anerkannte Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigte, nicht weiter zu unterstützen. Für uns bedeutet dies einen Verlust von 10.000 € pro Jahr. Nachdem die Beratung von AsylwerberInnen schon seit 2004 nicht mehr finanziell unterstützt wird, setzt sich dieser Trend nun auch im Bereich der Anerkanntenberatung fort. Wir möchten diese Aussendung daher dem Projekt Tabiki widmen und hoffen dadurch ein wenig zu seiner Rettung beizutragen.
Kleine Insel im Fluss
Das Wort Tabiki stammt aus Surinam und bedeutet ‚Kleine Insel im Fluss‘. Dies war auch der Grundgedanke, als das Projekt im Jahr 2005 gegründet wurde. Rechtliche und soziale Probleme von Flüchtlingen enden nicht mit der Gewährung von Asyl. Die Problemfelder verändern sich und erstrecken sich vom Bezug von Sozialleistungen bis hin zu miet- oder arbeitsrechtlichen Fragen. Ein großes Anliegen der Betroffenen war auch das Nachholen der Familie, die noch im Herkunftsstaat lebte.
Die beratenen Personen wurden oftmals von uns bereits im Asylverfahren begleitet und es war uns ein Anliegen, die Beziehung aufgrund der Asylgewährung nicht abbrechen zu müssen. Gleichzeitig wurden wir von diesen Personen weiterempfohlen. Die Steigerung der Beratungskontakte zeigt die Sinnhaftigkeit dieses niederschwelligen Projekts.
Die Arbeit umfasste rechtliche und sozialer Beratung, Begleitung zu Ämtern sowie das Intervenieren bei Behörden und Ergreifen von Rechtsmitteln.Bequeme Monopolisierung
Die Stadt Wien förderte das Projekt Tabiki mit einem jährlichen Betrag von ca 10.000 €. Bedenkt man, dass damit Kosten für Miete, Telefon, Kopieren sowie Aufwandsentschädigung von MitarbeiterInnen gedeckt wurden, zeigt sich, dass Tabiki stets ein kleines Projekt war.
Nichtsdestotrotz konnten wir durch vielfach ehrenamtliches Engagement qualitativ hochwertige Beratung und Vertretung anbieten. Erfolge konnten dabei beim Zusammenführen von Familien oder auch in gewonnen Mietrechtsverfahren erzielt werden. Dennoch wurde uns bereits im Vorjahr angekündigt, dass Tabiki seitens der Stadt Wien nicht weiter gefördert werden könnte. Ein Grund dafür war die Einrichtung einer Beratungsstelle der Stadt Wien selbst, die einen ähnlichen Aufgabenkreis hat. Einmal mehr zeigt die Stadt Wien, was bereits seit mehreren Jahren ihre Vorgangsweise ist. Projektideen von NGOs werden aufgenommen und schließlich für eigene Einrichtungen verwendet. Was politisch unbequem ist, wird aus dem Konzept genommen. Diese Monopolisierung ermöglicht der Stadt Wien vor allem eine bessere Kontrolle über die Beratungseinrichtungen.
Obwohl Tabiki jährlich als Projekt eingereicht und mit der Stadt Wien penibelst abgerechnet werden musste, waren wir in der inhaltlichen Ausformung unserer Arbeit stets autonom. Wir konnten ausschließlich im Auftrag unserer KlientInnen arbeiten ohne gleichzeitig ein Mittel der Kontrolle zu sein.
Dies alles machte uns offensichtlich auch zu einem unbequemen und unberechenbaren Faktor für die Stadt Wien. Im Frühjahr 2009 wurde daher beschlossen, dass wir nicht mehr förderungswürdig seien.Rettet Tabiki
Die Streichung der Fördermittel ist ein schwerer Schlag für das Budget der Deserteurs- und Flüchtlingsberatung und könnte sogar das Aus für das Projekt Tabiki bedeuten. Da wir allerdings nicht gewillt sind, unsere Arbeit einzustellen, solange es Menschen gibt, die unsere Hilfe benötigen, müssen wir versuchen, die finanziellen Mittel auf andere Weise zu beschaffen.
Dies ist der Punkt, wo wir Ihre Hilfe benötigen. Spenden sind seit jeher ein unverzichtbarer Teil unserer Tätigkeit und werden jetzt noch notwendiger. Unterstützung kann durch Geldspenden, Benefzveranstaltungen und vieles mehr erfolgen. Wie Sie uns helfen möchten bleibt Ihrer Kreativität überlassen.DANKE!
Eure DessisUnsere Bankverbindung:
Konto-Nr.: 01 01 0813 332
BAWAG – BLZ 14 000für den „internationalen Zahlungsverkehr“:
IBAN: AT631400001010813332
SWIFT: BAWATWW—
Deserteurs- und Fluechtlingsberatung
Schottengasse 3a/1/59
A-1010 Wien
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