Tschuldigung, mal was anderes, …
… aber als Kulturarbeiter kann ich mich des Drangs nicht erwehren, zu #allesdichtmachen auch noch meinen Kren abzugeben:
Die Teilnehmer*innen an der #allesdichtmachen-Kampagne fallen nicht nur jenen in den Rücken, die gegen diese verdammte Pandemie kämpfen, die versuchen, Leben zu retten, jenen, die unter der Krankheit und ihren gesellschaftlichen Folgen leiden und jenen, die gestorben sind und noch daran sterben werden.
Sie fallen auch ihren Kolleg*innen im Kunst- und Kulturbereich in den Rücken, die seit mehr als einem Jahr nicht mehr arbeiten können, den Kulturvereinen, -initiativen und auch -institutionen, die die Pandemie wirtschaftlich nicht überleben werden.
Seit mehr als einem Jahr kämpfen Interessenvertretungen im Kunst- und Kulturbereich zusammen mit engagierten Künstler*innen und Kulturarbeiter*innen für Rettungs- und Unterstützungsleistungen für alle von der Pandemie Betroffenen.
Genau das zu thematisieren, was für ein Überleben von Kunst und Kultur gebraucht wird, was Kulturarbeiter*innen und Künstler*innen abseits von ein paar zynischen Stars helfen würde, finanziell über die Runden zu kommen, wird durch menschenverachtende Statements wie im Rahmen von #allesdichtmachen schwieriger denn je.
Dabei fehlt es an so vielem. Dabei kommen die vor einem Jahr versprochenen Unterstützungen so oft immer noch nicht dort an, wo sie dringend gebraucht werden.
Die Teilnehmer*innen an der #allesdichtmachen-Kampagne spielen jenen in die Hände, die durch Leugnung und Verharmlosung der Gefahren von COVID 19 die Pandemie befeuern. Und tragen so mit dazu bei, dass die Zeit, in der Kunst und Kultur wie wir sie von früher kennen, nicht möglich ist, immer länger und länger wird.
Sie erschweren damit alle Bemühungen von Kulturarbeiter*innen, Künstler*innen und von deren Interessenvertretungen, die zusammen mit Gesundheitsexpert*innen versuchen, Wege zu finden und Konzepte zu erarbeiten, wie auch unter Pandemiebedingungen künstlerische und kulturelle Aktivitäten wieder sicher und verantwortungsvoll durchgeführt werden können.
Ja, es wurde so viel falsch gemacht. Zu viel versprochene Unterstützungsmaßnahmen kommen immer noch nicht an. Zu viele Menschen wurden zurückgelassen.
Und auch die Corona-Schutzmaßnahmen sind zu hinterfragen. Warum sind wohl überlegte Kulturveranstaltungen mit gefinkelten COVID-19-Präventionskonzepten nicht erlaubt, während auf unzähligen Arbeitsplätzen aus wirtschaftlichen Gründen auf Schutzmaßnahmen verzichtet und der Weiterverbreitung der Coronaviren beste Voraussetzungen geboten werden?
Sinnvolle Kritik schaut aber anders aus als eine #allesdichtmachen-Kampagne. In welche Richtung sinnvolle Kritik gehen könnte, kann bei #ZeroCovid nachgelesen werden.
#Allesdichtmachen ist einfach widerlich. Zynisch. Und unsolidarisch.
Danke an die zigtausenden Künstler*innen und Kulturarbeiter*innen, die sich nicht daran beteiligt haben.