Jul 312016
 

Über APA-OTS kündigte der „Identitäre“ Martin S. am 25. Juli eine „Kundgebung gegen Terror der Identitären Bewegung Österreich“ vor dem Grünen Haus in der Lindengasse in Wien Neubau am 27. Juli 2016 auf. Gemeint hatte er es freilich nicht ganz so. Über Facebook wurde von der „Identitären Bewegung Österreich“ zu einer „Kundgebung gegen Terror und offene Grenzen“ aufgerufen. Der Ort der geplanten Kundgebung wurde damit begründet, dass an den Terroranschlägen der vergangenen Wochen „die Multikultis, allen voran die Partei der offenen Grenze: die ‚Grünen‘“ schuld seien.
Da laut Landespolizeidirektion Wien ein Schutz der Versammlung in der Lindengasse nicht möglich gewesen wäre, mussten die „Identitären“ die Kundgebung zum Christian-Broda-Platz verlegen.

Autonome Antifaschist_innen riefen dazu auf, die rechtsextreme Kundgebung zu verhindern. Als Ort für die Gegenkundgebung wurde zuerst ebenfalls die Lindengasse und nach Verlegung der „identitären“ Versammlung der Christian-Broda-Platz gewählt.

Lediglich rund 120 Personen fanden sich am 27. Juli um 19 Uhr bei der „identitären“ Kundgebung ein. Der einzige Redner, Martin S., führte die geringe Beteiligung darauf zurück, dass sich viele Interessierte davor gefürchtet haben sollen, einen Stein auf den Kopf zu bekommen oder von Bundeskanzler Kern als Nazi bezeichnet zu werden. Aber die Anwesenden, meinte S. zu wissen, stünden stellvertretend für unendlich viele (was zugegebenermaßen sehr viele wären), ja für ganz Österreich (schon etwas weniger). Er rief alle, die noch nicht ihre ganze Zeit, ihre ganze Energie auf „die Verteidigung Europas“ richten, auf, dies ab heute zu tun. Und, so regte S. an, die ausgeteilten „identitären“ Flugblätter und auch Kerzen könnten noch in der Lindengasse, bei den Grünen, vorbeigebracht werden.

Bei der Aufzählung der Terroranschläge, deren Opfern die „Identitären“ gedachten, fehlte übrigens der erst wenige Tage zurückliegende Amoklauf in München, bei dem 10 Menschen getötet wurden. Hier hatte sich herausgestellt, dass der Attentäter rechtsradikale, rassistische Motive hatte. Das passte offensichtlich nicht in die Argumentationslogik der „Identitären“.

An der antifaschistischen Gegenkundgebung nahmen rund drei Mal so viele Menschen teil. Nach der Anregung von S., Flugblätter und Kerzen zu den Grünen zu bringen, fürchteten viele von ihnen Angriffe auf das Grüne Haus. Gezählte 300 Antifaschist_innen zogen daher nach Ende der Kundgebungen am Christian-Broda-Platz noch in einem spontanen Zug in die Lingengasse. Die befürchteten Angriffe blieben aber aus, auch wenn immer wieder kleine Gruppen von Rechtsextremen in der Umgebung beobachtet wurden.

 Posted by on So., 31. Juli 2016 at 17:15