Okt 282017
 

Moderierter Beitrag über eine Pressekonferenz von SOS Mitmensch.
Eine vollständige Aufzeichnung der Pressekonferenz als unbearbeiteter O-Ton ist hier zu hören:
https://cba.fro.at/352377

Während ÖVP-Obmann Kurz am Dienstag, dem 24. Oktober, öffentlich bekanntgab, die FPÖ zu Koalitionsverhandlungen einzuladen, zeigte SOS Mitmensch auf, wie diese künftige Regierungspartei FPÖ im Rechtsextremismus und in neonazinahe Kreise verstrickt ist, wie die heutige FPÖ rechtsextreme, rassistische und antisemitische Aktivitäten unterstützt und wie sehr die FPÖ auf höchsten Ebenen von deutschnational/völkischen Burschenschaften dominiert wird. Die Ergebnisse umfassender Recherchen über die FPÖ wurden präsentiert von Alexander Pollak von SOS Mitmensch, Bernhard Weidinger vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Christa Bauer vom Mauthausen-Komitee Österreich und vom Autor Hans-Henning Scharsach.
(Ausschnitt aus PK)

Am 16. Oktober startete SOS-Mitmensch eine E-Mail-Aktion. Unterstützer*innen können nach Eingabe von Namen und E-Mail-Adresse automatisiert Bundespräsident Van der Bellen, ÖVP-Obmann Kurz und SPÖ-Obmann Kern aufrufen, Rechtsextreme und Hetzer*innen nicht zu Minister*innen zu machen. Die Angeschriebenen werden aufgefordert, „ein klares Nein [zu sagen] zu einem Regierungspakt mit Parteien und Personen, die neonazinahe Kreise finanzieren und fördern“. Wer sich diesem Aufruf anschließen möchte, kann dies auf sosmitmensch.at machen.

Literaturhinweise:
(nicht im Audiofile enthalten)

Dossier von SOS Mitmensch: So funktioniert das System der gegenseitigen Förderung von FPÖ und neonazinahen Kreisen
https://www.sosmitmensch.at/dl/rksNJKJKlOoJqx4KJK/Dossier_zum_System_FPOE_und_Neonazinahe_Kreise.pdf

Broschüre des Mauthausen-Komitees Österreich: Lauter Einzelfälle? Die FPÖ und der Rechtsextremismus
http://www.mkoe.at/sites/default/files/files/aktuelles/MKOE-A5-Broschuere-Die-FPOE-und-der-Rechtsextremismus.pdf

Aktualisierungsblatt:
http://www.mkoe.at/sites/default/files/files/aktuelles/Neue-Einzelfaelle-FPOE-Zusatzbeilage-MKOE-Broschuere.pdf

Hans-Henning Scharsach: Stille Machtergreifung. Hofer, Strache und die Burschenschaften.
Infos und Bestellmöglichkeit:
http://www.kremayr-scheriau.at/bucher-e-books/stille-machtergreifung-917

https://cba.fro.at/352601

 Posted by on Sa., 28. Oktober 2017 at 15:38
Okt 272017
 
  • SOS Mitmensch über Verstrickung der FPÖ-Führung in Rechtsextremismus und neonazinahe Kreise
  • Protest vor Wiener Migrationskonferenz
  • Demonstration gegen Überwachungsstaat am 25. Oktober
  • Gedenken an Wehrmachtsdeserteure und Opfer der NS-Militärjustiz am 26. Oktober
  • Kundgebung für Neutralität

Mehr Informationen zu den einzelnen Themen bei der WiderstandsChronologie 15.–28.10.2017 und im Beitrag über die SOS-Mitmensch-PK über Verstrickung der FPÖ-Führung in Rechtsextremismus und neonazinahe Kreise.

http://cba.fro.at/wp-content/uploads/andialternativernachrichtendienstvonorange940/05andi-27okt2017-wien-nachrichten-gerhardkettler.mp3

 Posted by on Fr., 27. Oktober 2017 at 22:51
Okt 142017
 

Willkommen bei der WiderstandsChronologie.

Zirka 250 Personen nahmen am 1. Oktober am ersten traditionellen Wiener Vermummungsfest und dem ersten traditionellen Clownsspaziergang vor dem Parlament teil. An ebendiesem 1. Oktober war das Anti-Gesichtsverhüllungsgesetz in Kraft getreten. Die Polizei reagierte auf das Vermummungsfest und den Clownsspaziergang mit drei Anzeigen, einem Organmandat und 46 Abmahnungen.
[Interview mit Teilnehmer*innen]

***

Am 3. Oktober nahmen 30 Personen am Maria-Theresien-Platz an einer Kundgebung der Solidarität mit Frau*en in Polen teil. Ein Jahr zuvor hatten in Polen hunderttausende Menschen gegen ein geplantes totales Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen protestiert und dieses vorerst verhindert. Immer noch wird aber versucht, das Gesetz durchzubringen. In einem Manifest der freien Polin wird die freie Entscheidungsmöglichkeit über Fortsetzung oder Abbruch einer Schwangerschaft sowie einfachen Zugang zu Verhütungsmittel und fundierter Sexualkunde gefordert. Dana Danutella Schnabel erklärte uns: …

***

Rund 1000 Personen demonstrierten am 8. Oktober in Wien gegen Rassismus, Sexismus und Sozialabbau. Die Regierung rechtfertige Kürzungen im Sozialbereich mit rassistischer Sündenbockpolitik, meinten die Veranstalter*innen, und erklärten: „Unsere Alternative zur politischen Entwicklung in Österreich ist Solidarität!“
Weiters kündigten sie an: Die Demonstration vom 8. Oktober sei der Auftakt zu einer Protestwelle, die notwendig werde, wenn die Nationalratswahl am kommenden Sonntag – wie erwartet – einen massivem Rechtsruck bringe.
Unbekannte Täter*innen versuchten die Auftaktkundgebung mit einer Art Stinkbomben zu stören. Sie zerbrachen Glasröhrchen mit einer stinkenden Flüßigkeit bei einem Infotisch und flüchteten. Redner*innen auf der Kundgebung bezeichneten den Gestank als den Geruch des Wahlkampfs. Weder die Redner*innen noch andere Demonstrant*innen ließen sich von dem Angriff von der Demonstration abhalten.
[Ausschnitte Reden]

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Vom 6. bis 8. Oktober fand in Wien die europäische Lesben*konferenz statt. Lesben* aus 45 Ländern und 148 Städten nahmen daran teil. Bereits im September waren die 400 zur Verfügung stehenden Plätze ausverkauft. Ziel der Konferenz war unter anderem Lesben in der Gesellschaft und im öffentlichen Raum sichtbar zu machen. Dazu diente auch ein Lesbian March in der Wiener Innenstadt am 8. Oktober.
Das grenzüberschreitende Netzwerk von Lesben, das während der Konferenz sichtbar wurde, müsse weiter gestärkt werden, hieß es in einer zum Abschluss veröffentlichten Erklärung. Schon jetzt stünden Lesben immer wieder an der Spitze vieler sozialer Veränderungen. Dennoch würden lesbische Aktivitäten durch fehlende Daten, mangelnde Finanzierung, und zu wenig Repräsentation laufend behindert.

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Ein paar Wochen lang hing in der Taborstraße heuer schon mal ein jiddisches Straßenschild, bevor es vom Magistrat entfernt wurde. Am 10. Oktober kehrte es zurück – mit einer offiziellen Enthüllungszerenomie. Paweł Kamiński sprach für den alternativen Nachrichtendienst ANDI auf ORANGE 94.0 mit der Bezirksvorsteherin des zweiten Bezirks und dem Künstler, der das initiierte und umsetzte.
[Beitrag von Paweł Kamiński für ANDI: https://cba.fro.at/351621 ]

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37 % SPÖ, 32 % Grüne, 12 % KPÖ plus, die Listen Pilz und Kurz knapp oberhalb der Vier-Prozent-Hürde. So stimmten am 10. Oktober knapp 2000 Personen ohne österreichischen Pass bei der Pass-egal-Wahl in Wien, Graz, Linz, Salzburg, Innsbruck und Klagenfurt ab. Stimmberechtigt waren jene 15 Prozent in Österreich lebende Menschen, die vom Wahlrecht bei der Nationalratswahl aufgrund ihrer Staatsbürger*innenschaft ausgeschlossen sind. In Wien darf gar jede vierte hier lebende Person ab 16 nicht an der Nationalratswahl teilnehmen. Das Ergebnis sei zwar nicht repräsentativ für alle in Österreich ohne österreichischen Pass lebende Menschen, aber dennoch interessant, meinte Alexander Pollak von SOS Mitmensch, der Initiatorin der Pass-egal-Wahl.
[Statement Alexander Pollak]

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100 Personen demonstrierten am Abend des 10. Oktober und einige von ihnen später auch noch am Flughafen Wien gegen eine Charterabschiebung nach Afghanistan. Zehn Personen aus Schweden und 11 Personen aus Österreich wurden laut Auskunft von Flüchtlingshelfer*innen in einem Flugzeug der spanischen Fluggesellschaft Privilege Style nach Afghanistan ausgeflogen. Das sei die erste Charterabschiebung nach Afghanistan seit Mai gewesen sagte Fanny Dellinger . Jede Woche werde aber auch mindestens eine Person mit einem Linienflugzeug in das laut Außenministerium in höchstem Grad unsichere Land abgeschoben. Von Abschiebung gefährdet seien derzeit aus Afghanistan geflüchtete Männer ab 18 Jahren. Unbescholtenheit und Integration spiele keine Rolle.
[Interview mit Fanny Dellinger]

***

Rund 120 Personen beteiligten sich am 13. Oktober an einer F*ck-Strache-Demo der Linkswende.

Das war die WiderstandsChronologie.
Auf Wiederhören.

https://cba.fro.at/351665

 Posted by on Sa., 14. Oktober 2017 at 16:47
Sep 302017
 

Willkommen bei der WiderstandsChronologie

Am 20. September, dem Tag vor dem vorläufigen Inkrafttreten des Handelsabkommens zwischen EU und Kanada, CETA, zogen Aktivist*innen des Bündnisses „TTIP stoppen“ ein hölzernes trojanisches Pferd vors Parlament. Joachim Thaler von Greenpeace erklärte Jutta Matysek von der ORANGE-94.0-Sendung Open Up, die Hintergründe der Aktion.
[Ausschnitte aus Beitrag https://cba.fro.at/349812]

Anlässlich des internationalen Tag des Friedens veranstalteten das europäische Netzwerk Women Against Violence Europe, der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser und die Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie am 21. September vor dem Justizpalast eine lange Nacht für ein Ende der Gewalt an Frauen. Drei Stunden lang wurden nach einleitenden Statements Gewalterfahrungsberichten betroffener Frauen gelesen. 60 Personen nahmen an der Veranstaltung teil.
[Ausschnitt aus Demo-Reden]

Am 28. September nahmen rund 50 Personen an einer Kundgebung anlässlich des internationalen Aktionstags für das Recht auf sicheren Schwangerschaftsabbruch am Platz der Menschenrechte teil.
[Ausschnitt aus Demo-Reden]

Das war die WiderstandsChronologie.
Auf Wiederhören.

https://cba.fro.at/350673

 Posted by on Sa., 30. September 2017 at 19:01
Sep 162017
 

Willkommen bei der WiderstandsChronologie

47.035 Menschen wurden in den Jahren 1939 und 1941/42 vom Bahnhof Wien Aspangbahnhof in Ghettos, Vernichtungslager und Vernichtungsstätten deportiert. Nur 1073 überlebten.

Am 7. September 2017 wurde dort, wo sich der Bahnhof Wien Aspangbahnhof befunden hatte, ein Mahnmal eröffnet.

[Ausschnitt Reden]

>>Aufzeichnung der gesamten Eröffnungsveranstaltung

***

Am 9. September demonstrierten 150–200 Antifaschist*innen (laut Bericht der „autonomen antifa [w]“) in der Nähe des Cobenzls gegen einen Aufmarsch von Rechtsextremen am Kahlenberg.

Die Antifaschist*innen zogen von der Wagenwiese über die Cobenzlstraße zur Höhenstraße und blockierten dort die Anreise einiger Rechtsextremer.

[Ausschnitt aus einer Abschlussansprache bei der Antifademo – entnommen einem Video von WienTV: https://youtu.be/7O8Uvtx5FgQ]

Der rechtsextreme Aufmarsch konnte in der Folge erst verspätet beginnen und führte dann nicht wie angekündigt zum Cobenzl, sondern zum Leopoldsberg.

An dem rechtsextremen Aufmarsch der identitären Bewegung beteiligten sich gezählte 200 Personen. Auf ihrer Ersatzroute vom Kahlenberg zum Leopoldsberg durften sie den ersten Teil nur als Spaziergang absolvieren, nur die letzten 1000 Meter durfte als Demonstration mit Fahnen, Transparenten und Fackeln marschiert werden. Und selbst mitten im Wald wurde der Demonstrationszug noch ausgebremst. Drei Kinder in Begleitung von zwei Erwachsenen spazierten lange Zeit seeeehr langsam vor den Rechtsextremen und ließen sich von auf sie einredenden Identitären nicht aus der Ruhe bringen.

Bei Ansprachen verehrten die Rechtsextremen ihre Helden und Heiligen, die die osmanische Armee am Kahlenberg geschlagen hatten.

Zum Abschluss wurde gemeinsam gesungen. Die Auswahl des Liedguts erfolgte nicht sonderlich traditionsbewusst. „Die Arbeiter*innen von Wien“ wurden kurzerhand umgedichtet in „Verteidiger von Wien“.

[Ausschnitt identitärer Gesang]

***

Auf einem der von den Nationalsozialist*innen geplanten und überwiegend von dazu gezwungenen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter*innen errichteten Flaktürme im Wiener Augarten prangte seit geraumer Zeit ein Graffito „Never Again“. Just während der Aufbauarbeiten für das Erntedankfest der ÖVP-nahen Jungbauernschaft wurde der Schriftzug von Unbekannten übermalt. Die Jungbauernschaft distanzierte sich von der Übermalung.

Als Reaktion auf die Übermalung wurde von Antifaschist*innen noch während des Erntedankfests ein Transparent mit der Aufschrift „Never Again“ am Zaun um den Flakturm angebracht. Dieses Transparent wurde während des Erntedankfests auch nicht entfernt.

Am 10. September während des Erntedankumzugs, der den Höhepunkt des Festes darstellte, versammelten sich mehrere Antifaschist*innen mit Tafeln und Dirndln mit der Aufschrift „Never Again“ beim Transparent und durchstreiften damit vor- und nach dem Umzug auch das Festgelände.

[Interview mit Aktivist*in]

Das war die WiderstandsChronologie. Auf Wiederhören.

https://cba.fro.at/349074

 Posted by on Sa., 16. September 2017 at 16:38
Sep 102017
 

Rund 200 Rechtsextreme (eigene Zählung) beteiligten sich am 9. September 2017 an einem als „Gedenkzug“ an die Schlacht am Kahlenberg 1683 bezeichneten Marsch vom Kahlenberg zum Leopoldsberg, zu dem die „Identitäre Bewegung Österreich“ aufgerufen hatte.
Schon beim Aufbrechen gab es Verzögerungen, weil sich einige Teilnehmer*innen verspätet hatten. Zum einen weil wegen des Sammelpunkts der Identitären am Parkplatz die Autobuslinie 38A zwischen Wagenwiese und Kahlenberg eingestellt wurde. Zum anderen weil schließlich wegen einer antifaschistischen Demonstration von der Wagenwiese zur Höhenstraße die wichtigste Zufahrtstraße blockiert war. Viele Identitäre mussten großräumig über Klosterneuburg ausweichen. Aber selbst auf dieser Ausweichroute soll es zu Behinderungen durch Materialblockaden gekommen sein, die einen Rückstau ausgelöst haben sollen, berichtete die „autonome antifa [w]“ unter Berufung auf Twitter-Quellen.

Als die Rechtsextremen um 19 Uhr endlich bereit waren aufzubrechen, wurde die Route des „Gedenkzugs“ geändert.

Angekündigt war eigentlich ein Marsch zum Cobenzl. Das sei aber nur ein Täuschungsmanöver gewesen, erklärte ein Redner der Identitären. Wahrscheinlicher scheint es, dass die Route wegen der antifaschistischen Demonstration von der Wagenwiese zur Höhenstraße – zwischen dem Treffpunkt der Rechtsextremen bei der Kahlenbergkirche und dem Cobenzl – geändert wurde. Dafür spricht, dass ursprünglich auch ein anschließender Besuch einer Gaststätte am Cobenzl geplant gewesen war.
(Zuerst hatten die Identitären eine Reservierung beim „Café & Schloss Cobenzl“ versucht. Die Betreiber*innen verurteilten aber öffentlich über Facebook den – wie sie schrieben – „sogenannten Fackelmarsch der neoXXXX Identitären“, schlossen das Lokal demonstrativ vorzeitig um 18 Uhr und kündigten an, den Erlös des Verkaufs jedes kleinen Braunens an das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands zu spenden. Danach reservierten die Identitären beim „Waldgrill Cobenzl“. Doch auch der Waldgrill stornierte rasch die Reservierung.)

Weiters spricht für die These, dass der rechtsextreme Gedenkzug wegen der Antifademo kurzfristig die Route änderte, dass die erste Hälfte des rechtsextremen Gedenkmarsches vom Kahlenberg Richtung Leopoldsberg – bis zur Elisabethwiese – als von der Polizei geduldeter Spaziergang zurückgelegt werden musste. Nur die letzten 1000 Meter durfte als Demonstration mit Fahnen, Transparenten und Fackeln marschiert werden.

Und selbst mitten im Wald wurde der Demonstrationszug noch ausgebremst. Drei Kinder in Begleitung von zwei Erwachsenen – keine Ahnung wo die plötzlich hergekommen waren, aber bei der Elisabethwiese gibt es einen großartigen „Waldseilpark“ – spazierten lange Zeit seeeehr langsam vor den Rechtsextremen und ließen sich von auf sie einredenden Identitären nicht aus der Ruhe bringen.

Bei Ansprachen vor der Kahlenbergkirche, bei der Elisabethwiese, irgendwo im Wald und schließlich am Rande der Burg am Leopoldsberg wurde an die Zurückschlagung der osmanischen Armee und insbesondere an die Schlacht am Kahlenberg am 12. September 1683 erinnert, bei der „das Schickal Europas entschieden“ worden sei. Für Marco d’Aviano, Prinz Eugen und Jan Sobieski, „für unsere Helden und Heiligen, für die Märtyrer, und für die großen Männer und Frauen Europas, die gekämpft haben, damit Europa weiter bestehen kann, in der Versicherung, dass auch wir kämpfen werden, dass Europa weiter bestehen kann“ werde ein Zeichen gesetzt, so Martin S., einer der „Leiter“ der Identitären Bewegung Österreich.
Es wurden Reden von „Graf Ernst Rüdiger von Strachenberg“ (sic!) verlesen. Und Martin S. fragte sich, was sich einer der damaligen Kämpfer denken würde, wenn er heute mit der U6 durch Wien fahren würde. Außerdem: Sie seien das Volk, Wien sei ihre Stadt, „das hier“ ihr Land, Europa ihr Kontinent und sie würden ihn sich „gemeinsam zurückholen“. Sie würden sich gegen den Austausch wehren. Sie würden nicht zulassen, dass unter ihren Augen „Wien fällt“, dass unter ihrer „Wache“ „Österreich untergeht“. Sie würden kämpfen, „damit in hundert Jahren, in einer ungebrochenen Tradition dieses Gedenkzuges, unsere Nachkommen stehen werden, und genauso mit stolz geschwellter Brust sagen können: ‚Unsere Vorfahren waren Helden!‘“ Und so weiter.

Zum Abschluss wurde gemeinsam gesungen. Die Auswahl des Liedguts erfolgte nicht sonderlich traditionsbewusst. „Die Arbeiter*innen von Wien“ wurden kurzerhand umgedichtet in „Verteidiger von Wien“.

Einen derartigen Umzug wollen die Rechtsextremen fürderhin jedes Jahr machen.

An der antifaschistischen Demonstration gegen den rechtsextremen Aufmarsch nahmen laut einem Bericht der „autonome antifa [w]“ zwischen 150 und 200 Personen teil. Die Antifaschist*innen zogen von der Wagenwiese über die Cobenzlstraße zur Höhenstraße und blockierten dort die Anreise einiger Rechtsextremer zu deren „Gedenkmarsch“. Danach zogen die Antifaschist*innen nach Grinzing, wo sie die Demo auflösten. Die antifaschistischen Aktivitäten bezeichnete die „autonome antifa [w]“ als relativen Erfolg. Den Identitären sei es zwar gelungen, Bilder zu inszenieren, sie hätten aber ihren Aufmarsch wie schon 2014, 2015 und 2016 nicht wie geplant durchführen können. Deren Anreise sei stark verzögert worden und Lokalreservierungen seien storniert worden. Die antifaschistische Demonstration „verschiedener Spektren der Wiener Linken“ sei hingegen „lautstark, durchwegs von guter Stimmung geprägt“ gewesen und „ohne Ärgernisse und Repression“ verlaufen.

 Posted by on So., 10. September 2017 at 23:19
Sep 022017
 

Willkommen bei der ersten WiderstandsChronologie nach der Sommerpause

Am 29. Juli wurde mit einem Picknick am Donaukanal beim vor sich hin rostenden Dampfschiff Johann Strauß die Forderung erhoben, das alte Schiff als Kunst- und Kulturschiff nutzbar zu machen. Auch eine Onlinepetition auf openpetition.eu wurde gestartet, mit dem Titel „MAYDAY Klubschiff: Die Johann Strauss soll Kunstraum werden!“
Petition: https://www.openpetition.eu/at/petition/online/mayday-klubschiff-die-johann-strauss-soll-kunstraum-werden

Die Reihe von Abschiebungen von geflüchteten Menschen wurde auch im Sommer fortgesetzt. Auch nach Afghanistan, für das das Außenministerium für Österreicher*innen eine Reisewarnung gemäß der höchsten Sicherheitsstufe ausgerufen hatte.
Am 15. August versuchten rund 20 Personen am Flughafen Wien die Abschiebung eines Schülers aus Laa an der Thaya zu verhindern. Einer Person gelang es, ein Ticket für den Abschiebeflug, einem Linienflug der Turkish Airlines, zu ergattern. Sie weigerte sich hinzusetzen, doch die anderen Passagier*innen beteiligten sich nicht an dem Protest. Die protestierende Person wurde aus dem Flugzeug entfernt, der Schutzsuchende musste im Flieger bleiben. Der Rettungsversuch scheiterte.

Vom 25. bis zum 28. August protestierten aus Afghanistan geflüchtete Menschen zusammen mit solidarischen Unterstützer*innen im Sigmund-Freud-Park gegen Abschiebungen nach Afghanistan und auch gegen Abschiebungen anderswohin.
[Ausschnitte aus Interviews – mehr zum Thema und Links zu ausführlicheren Sendungen auf ORANGE 94.0 hier]

Am 1. September gedachten zirka 65 Personen beim Deserteursdenkmal am Ballhausplatz der Opfer und Verfolgten der NS-Militärjustiz.
[Ausschnitte aus Reden]

Zu einer Kundgebung für gerechtere Pensionen, bei denen auch Kindererziehungszeiten berücksichtigt werden, wären am 1. September eigentlich hunderte Menschen auf dem Heldenplatz erwartet worden. Unter dem Schlagwort „Oma-Revolte“ hatte insbesondere Gertraud Burtscher die Forderung populär gemacht. Doch am Abend vor der Kundgebung veröffentlichte die Wiener Zeitung, dass Gertraud Burtscher unter ihrem früheren Namen Gertraud Orlich in den 1980er-Jahren in neonazistischen Gruppierungen führend tätig gewesen sei. Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands wies sie im Handbuch des österreichischen Rechtsextremismus als Mitglied der Bundesleitung der NDP, als zweite Landessprecherin des NDP-Landesverbands Vorarlberg und später als Funktionärin der NDP-Abspaltung „Österreichische Bürgerpartei“ sowie als Autorin der Zeitschrift „Halt“ aus. Noch 1990 wurde in einem ans Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands geschickten Text deutlich, dass sie Massenmorde in den Gaskammern des Nationalsozialismus leugnete.
Nach Bekanntwerden der Vorwürfe zogen die meisten Gruppen, Parteien und Einzelpersonen ihre Unterstützung der Oma-Revolte zurück. Gertraud Burtscher sprach am 1. September vor gerade mal 140 Leuten … und deutete die Ablehnung von neonazistischen Aktivitäten freilich anders:
[Ausschnitte Rede]
Dass es im Nationalsozialismus Massenmorde in Gaskammern gegeben hat, räumte sie am 1. September 2017 auf eine Nachfrage von Standard-Redakteurin Katrin Burgstaller gerade mal als Möglichkeit ein:
[Ausschnitt aus Antwort von Burtscher]

Das war die WiderstandsChronologie nach der Sommerpause. Die nächste WiderstandsChronologie gibt es jetzt wieder in 14 Tagen.
Auf Wiederhören.

https://cba.fro.at/348208

 Posted by on Sa., 2. September 2017 at 20:13
Aug 262017
 

In ganz Afghanistan besteht laut Außenministerium „das Risiko von gewalttätigen Auseinandersetzungen, Raketeneinschlägen, Minen, Terroranschlägen und kriminellen Übergriffen einschließlich Entführungen, Vergewaltigungen und bewaffneter Raubüberfälle.“ Österreicher*innen wird dringend angeraten, Afghanistan zu verlassen.
Menschen, denen es gelungen ist, aus Afghanistan zu flüchten, werden von Österreich hingegen unter dem Vorwand, in Afghanistan sei es sicher, laufend nach Afghanistan abgeschoben.
Aus diesem Grund protestierten aus Afghanistan geflüchtete Menschen und andere solidarische Personen von Freitag, dem 25. August 2017, um 18 Uhr bis Montag, dem 28. August 2017, 19.00 Uhr im Sigmund-Freud-Park gegen Abschiebungen nach Afghanistan, aber auch gegen Abschiebungen anderswohin. Zeitweise waren mehrere hundert Menschen bei der Protestkundgebung dabei.
Eine Verlängerung war angedacht worden. Letztlich wurde die Kundgebung aber rechtzeitig vor dem in der ursprünglichen Versammlungsanzeige angegebenen Endzeitpunkt beendet.
Von einer Besetzung, wie etwa auf derstandard.at behauptet, konnte zu keinem Zeitpunkt die Rede sein.

O94POLITIK SPEZIAL über die Proteste gegen Abschiebungen im Sigmund-Freud-Park (Interviews mit Beteiligten und im zweiten Teil der Sendung Aufzeichnung von Reden):

https://cba.fro.at/347677

Update: Interview am Tag 3 des Protests:

https://cba.fro.at/347717

 Posted by on Sa., 26. August 2017 at 14:44
Aug 252017
 

Protestbild: Wir sind alle #linksunten

Am Freitag, dem 25. August 2017, wurde linksunten.indymedia.org vom deutschen Bundesinnenministerium abgedreht und verboten. Bei angeblichen Betreiber*innen und im autonomen Zentrum KTS in Freiburg wurden Hausdurchsuchungen durchgeführt. Indymedia linksunten war eine der wichtigsten Nachrichten- und Vernetzungsplattformen für soziale, antirassistische, antifaschistische und andere emanzipatorische Aktivitäten im deutschsprachigen Raum.
Ich verstehe das als einen Angriff auf freie Medien und soziale Bewegungen, der nicht zu rechtfertigen und auch nicht hinzunehmen ist.
Das Verbot und das erzwungene Abschalten von Indymedia linksunten zeigt aber auch einmal mehr deutlich, wie notwendig die Vielfalt von freien und unabhängigen Medien ist.
Harte Zeiten erfordern unabhängige Berichterstattung. Getroffen hat es einige, gemeint sind wir alle. Don‘t hate the media, become the media. Wir sind alle Indymedia Linksunten

Mehr Informationen:

Text der Soligruppe Unabhängige Medien Freiburg:
https://de.indymedia.org/node/13532

Stellungnahme von einigen von de.indymedia:
https://de.indymedia.org/node/13553

Beitrag von Radio Dreyeckland über Proteste gegen das Verbot von Indymedia linksunten:
https://rdl.de/beitrag/ber-300-demonstrieren-spontan-f-r-unabh-ngige-medien-und-gegen-repression
bzw.
http://www.freie-radios.net/84662

 Posted by on Fr., 25. August 2017 at 12:27