Okt 122009
 

Montag 12. Oktober ab 4.00 Uhr früh wurde das 10 Tage zuvor gestartete Hausprojekt in der Triester Straße ohne Ankündigung von der Polizei geräumt. Persönliche Gegenstände wie auch Schuhe wurden beschlagnahmt. Nachdem die Gemeinde Wien während der Besetzung nie zu Gesprächen bereit war, wurde am Montagvormittag mit einer Besetzung des Büros von Vizebürgermeister und Wohnbaustadtrat Ludwig ein – ergebnislos verlaufenes – Gespräch durchgesetzt.
Fortsetzung folgt.

>>AUDIOREPORTAGE VON DER RÄUMUNG (REDAKTION TROTZ ALLEM, gekürzt ausgestrahlt in ZIP-FM am 12. 10.)

Zu Berichten und Stellungnahmen aus der Hausprojektgruppe:

Hausprojekt in der Triesterstrasse 114

Hausprojekt in der Triesterstraße 114 geräumt!

In den heutigen frühen Morgenstunden wurde das neue Hausprojekt in der Triesterstraße 114 geräumt. Ohne Vorankündigung oder Durchsage wurden die Scheiben von einem Großaufgebot der WEGA eingeschlagen. Wenige Minuten später drangen vermummte Einsatzkräfte in das Haus ein. Die großteils schlafenden BewohnerInnen wurden unsanft geweckt und herausgebracht. Entgegen der Presseaussendung der Exekutive wurde dem Großteil der Personen die Mitnahme ihrer Habseligkeiten verweigert.

Die Stadt und die Wiener SPÖ haben wieder einmal bewiesen, dass sie sich vehement gegen selbstverwaltete Projekte und Freiräume jeder Art stellen. Während des gesamten Bestehens des Hausprojektes haben sie jegliche Verhandlungen und Kommunikation mit den BewohnerInnen und AktivistInnen des Hausprojektes trotz mehrmaliger Versuche der Kontaktaufnahme verweigert. Die vollkommen unangekündigte Räumung setzt damit einen vorläufigen Höhepunkt des Abwürgens selbstverwalteter Projekte, ohne sich mit ihnen irgendwie auseinanderzusetzen. Doch nicht zuletzt eine sich als sozialdemokratisch verstehende Stadtregierung sollte sich auch die Frage stellen, ob Polizeieinsätze wirklich die Antwort auf die Forderung nach mehr Selbstbestimmung und sozialen und kulturellen Freiräumen sein sollten. http://hausprojekt.noblogs.org/

PA: Triester Straße 114 nach zehn Tagen um 4.30 Uhr geräumt. Besetzung des Rathaus.

Die Stadt Wien war zu keinen Gesprächen bereit. Die Situation um das Haus war unklar. Die Räumung am Montag Morgen um 4.30 Uhr durch einen Polizeigroßeinsatz kam überraschend. 40 BewohnerInnen wurden geräumt. Verärgerte AktivistInnen haben als Reaktion das Büro von Wohnbaustadtrat Michael Ludwig besetzt und verlangen endlich Gespräche.

Alles ist ruhig. Nur der Lärm der Triester Straße dringt leise durch die Fenster. Die BewohnerInnen des Hauses schlafen und sammeln Kraft für die Renovierungsarbeiten. Lautes Klirren weckt das Haus. Um 4.30 Uhr schlagen vermummte BeamtInnen der WEGA die Fensterscheiben ein. Fünf Minuten später beginnen Spezialeinheiten das gesamte Haus zu durchkämmen. Die Polizei räumte das Haus ohne dass zuvor eine Aufforderung zum Verlassen des Gebäudes ausgesprochen worden war. Entgegen der Angaben der Polizei wurde den AktivistInnen dabei verwehrt, persönliche Gegenstände aus dem Haus mitzunehmen.

Dass eine Aktionswoche vom 02. bis 09. Oktober im besetzten Haus geduldet wird, hatten AktivistInnen aus Medienberichten erfahren. Die EntscheidungsträgerInnen der Stadt waren jedoch in den folgenden Tagen zu keinem Gespräch, nicht einmal zu einer telefonischen Stellungnahme zu bewegen.

„Diese Gesprächsverweigerung aktzeptieren wir nicht.“ meinte Stefan Schmal (26), „Wir haben deshalb beschlossen ins Rathaus zu gehen und nicht zu gehen bevor mit uns gesprochen wird. Anders ist es scheinbar leider nicht möglich.“ Rund 30 Personen haben deswegen das Büro von Wohnbaustadtrat Ludwig besetzt.

Das langfristige Ziel der heterogenen Gruppe von AktivistInnen ist die Etablierung eines, selbstverwalteten sozialen und kulturellen Zentrums auf umsonstökonomischer Basis. Offene Werkstätten, Ateliers, ein Kindergarten, eine Bibliothek, ein Cafe auf Spendenbasis, ein Schenkladen, kollektive Wohnräume und vieles mehr sollten in der Triester Straße verwirklicht werden. Grundlage für das gemeinsame Werken sind die ausgearbeiteten Grundsätze, zu finden unter http://hausprojekt.noblogs.org

Viele AnrainerInnen im abgelegenen Gebiet des 10. Bezirks zeigten sich erfreut über die Hausprojekteröffnung: „Mir gefällt die Idee. Das ist eine gute Initiative, gerade in dieser Gegend. Hier gibt es ja keinerlei kulturelles Angebot oder sonstige Infrastruktur.“ meinte etwa Verena Vößenhuber (43), die bei einem Spaziergang mit ihrem Hund auf das Projekt aufmerksam wurde.

Die AktivistInnen zeigten sich entsetzt angesichts des martialischen Vorgehens der Polizei: „Ich bin nur froh, dass meine Tochter heute nicht hier ist. Die Polizei hat die Räumung nicht ordnungsgemäß angekündigt und uns mitten in der Nacht überfallen und unsere Sachen mussten wir ebenfalls zurücklassen. Ich finde das untragbar!“ meinte Emma G. (32).

 Posted by on Mo., 12. Oktober 2009 at 15:24