Rund 200 Personen fühlten sich am 24. Mai einmal mehr gezwungen, gegen Abschiebungen auf die Straße zu gehen. Eigentlich sei es angesichts der zahlreichen Abschiebungen, die tagtäglich passieren, notwendig, mehrmals täglich zu demonstrieren, meinte einer der am offenen Mikrofon Sprechenden.
Unmittelbarer Anlass der Demonstration am Donnerstag war die drohende Abschiebung von Yaya.
Auf no-racism.net ist über Yaya zu lesen (gekürzt, bearbeitet):
Yaya war 2004 aus Gambia nach Österreich geflüchtet. Er war politischer Aktivist in der Oppositionsbewegung gegen das Jammeh-Regime. Eine Abschiebung würde für ihn nicht nur Repression und Verfolgung bedeuten, sondern eine konkrete Gefahr für sein Leben darstellen. Sein Vater war bereits als politischer Aktivist in Gambia für drei Jahre inhaftiert und gefoltert worden. Nach einem Brandanschlag auf sein Haus musste der damals 18-jährige Yaya Gambia Hals über Kopf verlassen.
Seit 2004 lebt er nun in Österreich und hat sich hier eine neue Existenz aufgebaut. Eine Abschiebung würde nicht nur ihn hart treffen, sondern auch seine zweieinhalb Jahre alte Tochter, für die er ein liebevoller Vater ist, sowie deren Mutter.
Der Asylgerichtshof argumentiere, so no-racism.net, dass die Mutter des Kindes doch einfach mit Yaya und ihrer Tochter nach Gambia ausreisen könne.
Trotz der Länderfeststellung zu Gambia des Asylgerichtshofs, dass die oppositionellen Kräfte noch immer nicht in der Lage sind, sich ungehindert zu betätigen, und ihre Mitglieder von massiven Menschenrechtsverletzungen betroffen sind, wurde Yayas Asylantrag abgelehnt. Laut Asylgerichtshof ist in Gambia bereits eine kritische Einstellung, unabhängig von Aktivitäten in einer Partei, ausreichend für gegen eine Person gerichtete Verfolgungshandlungen.
Seine Familie und seine Freunde_innen können nicht verstehen und nicht akzeptieren, wieso trotz der Lebensgefahr für Yaya in Gambia bereits zwei Asylanträge abgelehnt wurden, so no-racism.net.
Nach einer Kundgebung neben dem PAZ Hernalser Gürtel wurde zum neuen Abschiebezentrum in der Nussdorfer Straße demonstriert. Auf dem Weg dorthin schlossen sich – für Wien eher nicht so üblich – noch rund zwanzig Passant_innen an. Eine zufällig dazugestoßene Frau berichtete von einer ebenso drohenden Abschiebung ihres Ehemanns.
Die Unterstützung für Yaya, seiner Freundin und seiner Tochter werden weitergehen. Ein Komitee zu Vorbereitung weiterer Aktivitäten trifft sich am Dienstag, 29. Mai um 18 Uhr im Amerlinghaus.
Bereits für Dienstag in der Früh, 8.00 Uhr, hat Yaya eine Ladung ins PAZ Hernalser Gürtel 6-12 (1080 Wien) bekommen. Es sollten möglichst viele, die Zeit haben, mitkommen, ihn unterstützen und verhindern, dass er in Schubhaft genommen wird!
Und auch der Kampf gegen Abschiebungen sowie überhaupt gegen staatlichen Rassismus muss weitergehen.
Für Freitag, den 1. Juni ist eine Demonstration „mit der Forderung nach Gerechtigkeit und gegen unrechtmäßige Verfolgung aufgrund der Herkunft“ geplant. Dazu ruft eine Gruppe von Verwandten, Freund_innen, Kolleg_innen und Nachbar_innen des afrikanischen Pastors Joshua Esosa auf, dem auf eine Weise Drogenhandel vorgeworfen wird, die an die Vorgehensweise bei der Operation Spring erinnert. So stützt sich die Anklage darauf, dass in seiner Wohnung – in nigerianischen Haushalten nicht unübliches – Jam-Mehl gefunden wurde, und das zum Strecken von Kokain verwendet werden könnte.
Die nächste Gerichtsanhörung findet am 6. Juni 2012 um 09 Uhr im Landesgericht für Strafsachen (Wickenburggasse 22, 1080 Wien), Saal 305 statt. Prozessbeobachtung ist gewünscht!
Treffpunkt für die antirassistische Demonstration am 1. Juni:
1. Juni 2012, 14 Uhr, vor dem Justizministerium, Museumsstraße 7, 1070 Wien.
>>Mehr Informationen dazu: http://no-racism.net/article/4097/
>>Ausschnitte aus den Reden auf der Demonstration „Yaya muss bleiben!“ (für Radio-Orange-Beitrag)
[display_podcast]