Jul 242009
 

In zwei Monaten muss der Wagenplatz in Simmering geräumt werden. Anlässlich von „Wagentagen“ wird sichtbar, dass es durchaus potenzielle Ersatzgrundstücke gäbe. So wurden bis Donnerstag gleich zwei neue Wagenplätze eröffnet: bei der Arena und in der Hafenzufahrtsstraße.
Der Pachtvertrag für den ersten Wiener Wagenplatz in Simmering wurde von den Nutzer_innen nach zwei Jahre lang erfolgreich abgewährten Vertreibungsversuchen gekündigt, als die Gemeinde Wien ein Ersatzgrundstück auf Prekariatsbasis angeboten hatte. Kaum war dies geschehen, wollte die Gemeinde von ihrem Angebot aber nichts mehr wissen und auch nicht mehr weiter verhandeln.
Dennoch wollen sich die Wagenplatznutzenden nicht in Luft auflösen, sondern kündigen an: „Solange wir kein Ersatzgrundstück finden, werden wir leerstehende Flächen zwischennutzen.“

Mehr Informationen:

http://www.wagendorf.de/index.php/News:WAGENTAGE_Wien

http://wagenplatz.at/

Audio:
ZIP-FM-Beitrag über die Wagentage (gestaltet von Radio Dreyeckland, Freiburg)

Stellungnahme des Wagenplatzes Wien zur Zwischennutzung im Sommer 2009:

(geringfügig bearbeitet)

Die Politik redet von Zwischennutzung? Wir tun es!
Stellungnahme des Wagenplatzes Wien zur Zwischennutzung im Sommer 2009.

Seit zwei Jahren haben die Behörden der Stadt Wien nun versucht, uns von unserem gemieteten Grundstück in Wien Simmering zu vertreiben. Geschafft hatten sie es bisher nicht – der Berufung auf den Räumungsbescheid wurde stattgegeben, das Verfahren an die erste Instanz zurück gewiesen.

Die Behörden versagten, aber die Stadtpolitik hat es im Juni 2009 mit einem fiesen Trick geschafft.
Nach zwei Jahren Verhandlung mit der Stadt Wien wurde uns ein Grundstück in der Donaustadt auf Prekariatsbasis zugesagt. Wir haben den Politiker_innen vertraut, unseren bestehenden Mietvertrag aufgekündigt und die Übersiedlung vorbereitet.
Doch das hat sich als schweren Fehler herausgestellt:
Zwei Monate bevor unser Mietvertrag ausläuft, ist Vizebürgermeister Michael Ludwig umgefallen und kann sich an keinerlei Vereinbarungen mehr erinnern. Plötzlich gibt es eine horrende Mietforderung, keine Gesprächsbasis mehr und keine Übergangslösung.

Das ist Betrug, das ist eine Schande für die Sozialdemokratie, das ist Eskalation!

Mit Ende August stehen wir auf der Straße, wir lösen uns nicht in Luft auf. Unser bisheriges Grundstück räumen wir anstandslos, wir wollen unserem Vermieter (der sich uns gegenüber immer fair und korrekt verhalten hat) keinerlei Mühe und Schaden verursachen. Es gibt genug Flächen in Wien die seit Jahren leerstehen und es gibt das Konzept der Zwischennutzung, zu dem sich die Wiener Politik zumindest in der Theorie bekennt.

Solange wir kein Ersatzgrundstück finden, werden wir leerstehende Flächen zwischennutzen.

Die Stadt Wien sträubt sich bisher entsprechende Verträge mit uns abzuschließen, darum Verzichten wir auf diesen “Zwischenhändler”. Wir suchen uns leerstehende Flächen die uns gefallen und ziehen ein. Als “Tausch” überweisen wir monatlich 500 Euro an ein Sozialprojekt im jeweiligen Grätzl. Es gibt viele Projekte die das Geld gut brauchen können, wir sind für Vorschläge offen. So stellen wir sicher, dass unser Geld nicht in den Taschen von Politiker_innen landet, die dann – von uns und euch bezahlt, behaupten, wir kosten der Steuerzahlerin etwas.
Wir informieren natürlich auch die jeweilige Nachbarschaft und Bezirksvorstehung von ihren neuen Bewohner_innen und sind für allfällige Sorgen und Fragen gerne gesprächsbereit.
Sollte die Stadtpolitik tatsächlich so derb sein, und uns – nachdem sie uns aus unserem Mietverhältnis getrickst haben, räumen lassen, ziehen wir auf die nächste Brache.

Wir freuen uns über den neuen Wagenplatz Baumgasse (Baumgasse 60, 1030 Wien, Ecke Litfaßstraße).
Das Grundstück in der Baumgasse stand seit längerem leer, und beherbergt nun einen Teil der Wiener WagenbewohnerInnen. Einzige Nachbarin, welche sich in unmittelbarer Nähe befinden ist die Arena Wien.
Dieses Kulturprojekt mit über 30-jähriger Geschichte ist vielen ein Begriff und steht seinen neuen NachbarInnen absolut positiv gegenüber. Immerhin bekennen sich, im Gegensatz zur Wiener Stadtpolitik, einige doch zu Kultur und Vielfalt.

Wagenplatz Baumgasse freut sich über die Besiedelung und lädt Freund_innen Donnerstag ein zum gemütlichem Brunch. Medien und alle Interessierten melden sich bitte jederzeit bei Frau Ludmilla unter 068110774635 oder
mail@wagenplatz.at

und:Wir freuen uns euch mitteilen zu können,dass der neue Wagenplatz Hafenstraße gestern das Licht der Welt erblickt hat.
Interessierte laden wir Donnerstag, 23.7.09 um die Mittagszeit zu Brunch und Plauderei ein.
Andere Termine können auch mit Frau Elfriede unter 06764052111 vereinbart werden.
Wagenplatz Hafenstraße 60
Hafenzufahrtstraße
1020 Wien

33 jahre Arena, 3 Jahre Wagenplatz. Alle guten Dinge sind 3 und so gibt es zur Zeit sage und schreibe 3 Wagenplätze in Wien. Der alte Platz (Kimmerlgasse, 1110 Wien) wird von uns mit Ablauf des Mietvertrages anstandslos geräumt, noch gibt es ihn und dort sind Besucher_innen herzlich willkommen, um Informationen zu den beiden anderen zu erhalten.

Vokü in der Baumgasse
komme hin was könne!!!!!!

Natürlich sind wir auch gerne bereit, über ein Ersatzobjekt zu verhandeln – falls die Politik wieder zum Verhandlungstisch zurückfindet.

Leerstehende Grundstücke gibt es genug in Wien.
Wir lassen uns nicht vertreiben. Wagenleben ist machbar, Frau Nachbar!

 Posted by on Fr., 24. Juli 2009 at 20:06