Jan 262009
 

Mit Äußerungen des Kultursprechers der Wiener FPÖ Gerald Ebinger sei der Startschuß zu einer bis zu Morddrohungen reichenden Hetze gegeben worden, um das vom Wiener Theatermacher Hubsi Kramar für Ende Februar geplante Theaterprojekt „Pension Fritzl“ zu verhindern, kritisiert Gerhard Ruiss von der IG Autorinnen Autoren. Wie bereits letzte Woche berichtet, wird unter anderem vonseiten der Wiener FPÖ versucht, Hubsi Kramars medienkritisches Stück „Pension Fritzl“ zu verhindern.

Die ganze Theatergeschichte sei voll mit Stücken, in denen Inzest und Gewalt in der Familie thematisiert werden, die ganze Welt kennt diese Themen, und sie kennt sie insbesondere, weil diejenigen Medien, die nunmehr die Aufführung von Hubsi Kramar verhindern wollen, am allermeisten zur Ausbreitung des aktuellen Anlassfalls beigetragen haben, meint Ruiss. Was verhindert werden solle, sei demnach nicht die weitere mediale Delektierung am Fall und seinen Umständen, sondern die Vertiefung in die eigentlichen Themen des Falls, Inzest und sexuelle und sonstige Gewalt innerhalb der Familie.

Radio Widerhall war bei einer Pressekonferenz von Hubsi Kramar dabei.
>>Audio-Beitrag von Radio Widerhall

Aussendung der IG Autorinnen Autoren

Zu den seit mehr als einer Woche anhaltenden Attacken auf den Wiener Nestroypreisträger Hubsi Kramar:

Den Drohungen gegen Hubsi Kramar umgehend Einhalt gebieten!

Die IG Autorinnen Autoren ist entsetzt, daß nur kurze Zeit nach dem durch Morddrohungen verhinderten Auftritt von Stermann/Grissemann in Kärnten mit den Attacken auf den Wiener Theatermacher und Nestroypreisträger Hubsi Kramar ein weiterer solcher Fall eingetreten ist, wo mit Drohungen die Aufführung eines Stücks unterbunden werden soll. Wieder wurde durch eine öffentliche Erklärung eines Politikers, des Kultursprechers (!) der Wiener FPÖ, Gerald Ebinger, der noch niemandem wegen seines kulturellen Engagements aufgefallen ist, der Startschuß zu einer bis zu Morddrohungen reichenden Hetze gegeben, um das vom Wiener Theatermacher Hubsi Kramar für Ende Februar geplante Theaterprojekt „Pension Fritzl“ zu verhindern.

Die ganze Theatergeschichte ist voll mit Stücken, in denen Inzest und Gewalt in der Familie thematisiert werden, die ganze Welt kennt diese Themen, und sie kennt sie insbesondere, weil diejenigen Medien, die nunmehr die Aufführung von Hubsi Kramar verhindern wollen, am allermeisten zur Ausbreitung des aktuellen Anlaßfalls beigetragen haben. Was verhindert werden soll, ist demnach nicht die weitere mediale Delektierung am Fall und seinen Umständen, sondern die Vertiefung in die eigentlichen Themen des Falls, Inzest und sexuelle und sonstige Gewalt innerhalb der Familie.

Ebenso wie sich die zur Verhinderung des Stücks angetretenen Medien als objektive Instanzen und nicht als Nutznießer des Falls darzustellen versuchen, spielen sich die gegen das Stückprojekt von Hubsi Kramar angetretenen Politiker der FPÖ und mittlerweile auch des BZÖ als Schutzmacht gegen den behaupteten künstlerischen Übergriff auf. Und wie immer weiß selbstverständlich niemand, worum es in diesem Stück geht, weil dieses Stück noch niemand kennt und weil jeder, der über die Arbeit Kramars auch nur einigermaßen informiert ist, weiß, daß die von ihm inszenierten Stücke erst am Abend ihrer Premiere in einer ersten Fassung fertig geworden sind. Deutlicher kann gar nicht mehr zum Ausdruck gebracht werden, daß es dabei um verfassungsrechtlich absolut verbotene Versuche der Vorzensur geht, soll doch ein Stück verhindert werden, das noch nicht einmal entstanden ist. Mehr noch, es soll, wie der Freiheitliche Kultursprecher fordert, „mit allen Mitteln verhindert“ werden, angefangen vom Subventionsentzug bis zur in den Medien schon gehandelten Schließung des Theaters bis zu den in Postings vorgebrachten Drohungen.

Es wird Zeit, daß den Oppositionspolitikern von FPÖ und BZÖ einmal jemand erklärt, daß die Österreichische Bundesverfassung nicht etwas ist, das von Regierungsmitgliedern vertreten wird und für Vertreter von Oppositionsparteien nicht gilt. Und es wird Zeit, klare Worte von seiten der Regierung zu dieser neue Hetze gegen Kunst und Künstler zu finden, die sich mit ihren Morddrohungen gegenüber früheren derartigen Kampagnen deutlich verschärft hat.

Die IG Autorinnen Autoren fordert darüber hinaus die an der Aufwiegelung gegen Hubsi Kramar beteiligten Medien und Politiker auf, die durch ihre Unterstellungen provozierten Morddrohungen sowie jede Androhung von Gewaltanwendung gegen Hubsi Kramar oder sonst einen Künstler umgehend zu verurteilen. Einmal mehr zeigt sich, daß die von den Medien gebotene Möglichkeit der anonymen Reaktion auf ihre Artikel in Form von Postings zu Gewaltandrohungen verleitet und bestehendes Recht, das jede Drohung als strafrechtliches Delikt ahndet, dadurch umgangen wird.

Gerhard Ruiss
IG Autorinnen Autoren
Wien, 21.1.2009

Aussendung der IG Freie Theaterarbeit:

*PRESSEINFORMATION *
*IG Freie Theaterarbeit
22. Jänner 2009*
___

***
Der 1. Akt hat stattgefunden!*

/Zu den Drohungen und der Hetzkampagne gegen Hubsi Kramar und ?Pension
Fritzl?./

Die Pressekonferenz am 22. Jänner 2009 im 3raum Anatomietheater von
Hubsi Kramar hat klargestellt, dass sein vor allem seitens der FPÖ und
der Wiener Gratiszeitung HEUTE mit einer ?Schmutzkübelkampagne? und
Drohungen verschiedenster Art überschüttetes neues Stück ?Pension
Fritzl? eine veritable Mediensatire ist. Das Pressegespräch selbst war
quasi der 1. Akt des Stückes und die MedienvertreterInnen stellten einen
Großteil der ProtagonistInnen.

Das ist die eine Seite, die andere, weitaus ernstere, besteht aus
Existenz bedrohenden Forderungen der beteiligten PolitikerInnen,
MedienvertreterInnen und LeserbriefschreiberInnen nach
Subventionsentzug, Aufführungsverbot, Schließung des Theaters bis hin zu
Gefängnisstrafe für den Künstler. (Startschuss zu der Hetzkampagne war
eine öffentliche Erklärung des Kultursprechers der FPÖ Wien, Gerald
Eblinger.) Das alles, ohne dass der Inhalt des Stückes bekannt wäre: Die
Premiere ist am 23. Februar 2009.
Die bisherige Arbeit von Hubsi Kramar hat seinen bewussten und sensiblen
künstlerischen Umgang mit Themen wie Missbrauch gezeigt, unsensibel
gehen hingegen einige der Massenmedien damit um ? nicht zuletzt die an
dieser Hetzkampagne beteiligten. Die IGFT fordert den
verfassungsrechtlich verbotenen Versuchen einer Vorzensur den Riegel
vorzuschieben und die künstlerische Freiheit zu achten.

Hubsi Kramar betont, dass das medienkritische Stück ?Pension Fritzl?
Texte der Boulevardpresse und keinesfalls die konkrete Familie Fritzl
thematisiert; wie gesagt, noch kennt es niemand ? außerdem sind die
Inszenierungen des Nestroypreisträgers Hubsi Kramar erfahrungsgemäß erst
am Abend der Premiere fertig. Die in HEUTE kolportierten Kosten von
150.000 ? für die Produktion sind bestenfalls als FPÖ-Wahlkampfargument
gegen unbeliebte Stimmen und die Freie Theaterszene insgesamt zu deuten,
handelt es sich doch dabei um die gesamte Jahressubvention. Die
Produktionskosten des Stückes selbst liegen lt. Hubsi Kramar bei ca.
5.000 ?. Da die Vergabe von Subventionen der Stadt Wien durch einige
Gremien läuft, sind die Forderung nach Rückgabe der Gelder und Vorwürfe
qualitativer Art wie ?selbsternannter Künstler? haltlos. Die IGFT
fordert von der Stadt Wien zu ihren durch Expertengremien empfohlenen
Subventionsvergaben ausdrücklich zu stehen und sich keinesfalls
populistischen Angriffen von rechts zu beugen.

Die IGFT fordert von allen PolitikerInnen klare Worte gegen die
Verhetzung von Kunst und KünstlerInnen.

Sabine Prokop
IG Freie Theaterarbeit
22. Jänner 2008

Weitere Informationen, Links und Theaterkarten:
3raum.or.at…

 Posted by on Mo., 26. Januar 2009 at 20:02