Okt 182007
 

*KUNSTHALLE EXNERGASSE*
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*ERDAPFELACKERSTÄDTE STATT KARTOFFELKAPITALISMUS*

Herzliche Einladung zur Finissage der Ausstellung NACHVOLLZIEHUNGSANGEBOTE am
*Samstag, 20. Oktober 2007
*13:00
*Ausstellungsrundgang* mit den Kuratorinnen Sophie Goltz und Vera Tollmann
14:00
*Potato Perspective on Diversity
*Mit Aasa Sonjasdotter (Künstlerin, Kopenhagen/Berlin) und Beate Koller (Arche Noah, Gesellschaft zur Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt)

Im Jahre 1588 wurde im Wiener Alsergrund (9. Bezirk) die erste Kartoffel angebaut. Da ahnte man noch nicht, dass im Jahre 2006 die beliebte Sorte Linda einer neueren, ertragreicheren Sorte weichen sollte, der Kartoffelkapitalismus ein weiteres Kapitel seiner siegreichen Geschichte schreiben würde. Einerseits führt die Rede von Biodiversität zur Exotisierung von vormals eher alltäglichen Sorten, andererseits heißt es im Supermarktjargon: festkochend, vorwiegend festkochend, mehlig. Damit ist die direkte Verwendung des Erdapfels gemeint, nicht jedoch die Pflanze auf dem Acker. Als die Europäische Union im Jahre 2001 den Namen Erdapfel verbieten wollte, begehrte Österreich auf. Mit dem drohenden Verbot wurde einmal mehr deutlich, dass die Agrarpolitik der EU auf Vereinheitlichung und Reglementierung von Landwirtschaft setzt statt auf regionale Besonderheiten.

Genau dieser Fragestellung widmet sich /Aasa Sonjasdotter/ mit ‚Potato Perspective on Diversity‘: Welches Wissen über alte Kartoffelsorten und ökologischen Anbau gibt es heute noch, welche Traditionen werden bei Bio-Bauern weiter geführt? Sonjasdotter stellt alte Sorten vor und erzählt eine europäische Kulturgeschichte der Kartoffel, die weniger uns Konsument/innen zum Kauf von Bioprodukten aufruft, sondern vielmehr eine nachhaltige Agrarpolitik einfordert. Eine solche Politik würde im Umgang mit Sortenvielfalt nachhaltig sein, wie auch im Ressourcenverbrauch (z.B. Wasser, Energie) und in den Produktionsbedingungen (z.B. Arbeitslöhne). Dass dabei auch eine gesunde Ernährung gefördert würde, wäre ein guter Nebeneffekt.
Das Projekt ‚Potato Perspective on Diversity‘ begann Anfang Juli: auf einem Privatgrundstück in der Währinger Straße pflanzte die Künstlerin Setzlinge aus einer schottischen Genbank, die am 20.10. geerntet werden. Diese alten Kartoffelsorten werden von Sonjasdotter und ihrere Familie in Südschweden gezüchtet. Darunter befinden sich Sorten wie Highland Burgundy, Shetland Black, Rosa Tannenzapfen, Golden Wonder u.a. (Weitere Informationen unter potatoperspective.org).
Aasa Sonjasdotter lenkt unseren Blick als urbane Konsument/innen weg von der individuellen Kaufentscheidung – zwischen einer genormten Kartoffel und den alternativen JA.Natürlich-Produkten bei Billa -, auf eine Politik des Profits, die kulturelles Wissen, Sprache und landwirtschaftliche Produktion vereinheitlicht. Die Intervention im öffentlichen Raum verweist zudem auf die Möglichkeiten städtischer Flächennutzung und damit auf urbane Landwirtschaft, die an die Community Gardens auf Cuba, oder an die Tradition der Kleingartensiedlungen erinnert. Dieser Hinweis auf Allmenden (gemeinschaftliches Eigentum) als Alternativen zur Agrarindustrie und Privatisierung zielt auf eine Auseinandersetzung mit sozialer Gerechtigkeit im städtischen Raum. Die Frage nach sozialer Gerechtigkeit ist eine der zentralsten im Nachhaltigkeitsdiskurs.

/Wir freuen uns auf Ihr/Dein Kommen zum Ausstellungsrundgang, Ernten und Essen ab 13 Uhr in der Kunsthalle Exnergasse!/

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*ERDAPFELACKERSTÄDTE STATT KARTOFFELKAPITALISMUS*

Finissage der Ausstellung NACHVOLLZIEHUNGSANGEBOTE
20.10.2007
13:00
Kunsthalle Exnergasse

 Posted by on Do., 18. Oktober 2007 at 12:41