Dez 012008
 

Die größte Massenabschiebung der EU fand Mitte November heimlich in Wien statt. Von einer kurzen Meldung in Österreich abgesehen war die Heimlichtuerei ebenso erfolgreich wie die Deportation der 71 Flüchtlinge.

Afrikanet veröffentlichte mittlerweile Details: Am Freitag, 14. Nov 2008 wurden in einer EU-Charterdeportation 71 Flüchtlinge nach Nigeria und Gambia abgeschoben.

Abschiebungen gibt es fast täglich – aber noch nie zuvor in dieser Dimension. Am Freitag wurden 71 ab­gelehnte Asylwerber_innen aus elf EU-Staaten in ihre Heimat gebracht – per Charter-Maschine vom Flughafen Wien-Schwechat, direkt nach Lagos (Nigeria) bzw. weiter nach Banjul (Gambia).

Hier die Details dieser Abschiebung:

* Die Abschiebung fand in der Nacht von 14. auf den 15. November statt
* Eigentlich hätten 79 abgelehnte Asylwerber abgeschoben werden sollen. Bei acht von ihnen waren aber die Papiere nicht in Ordnung, sie mussten wieder in die jeweiligen EU-Staaten zurückgebracht werden.
* Es war die bisher größte Charterabschiebung der EU, bisher üblich waren Flüge mit 15-20 abgelehnten Asylwerber_innen.
* Asylwerber_innen kamen per Flugzeug und Bahn aus Frankreich, Spanien, Polen, Slowenien, Deutschland, Schweiz, Luxemburg, Niederlande, Italien, Großbritannien und Österreich (aus Österreich: laut einer Quelle 3 Personen aus Gambia, 2 aus Nigeria).
* An Bord war ein Arzt und zwei Menschenrechtsbeobachter_innen (1 aus Niederlande, und Günter Ecker/Verein Menschenrechte für Österreich) plus 1 Beobachter_in von Frontex.
* Pro „Abzuschiebender_m“ waren 2,6 Polizist_innen an Bord, ergibt hochgerechnet 185. Vorgeschrieben sind 2 pro Asylwerber_in. Insgesamt waren 260 Menschen in dem Airbus.
* Ein „Voraus-Kommando“ (3 österr. Beamt_innen, 1 Frontex-Mitarbeiter_in) ist am 12. November nach Lagos und Banjul geflogen, um die Ankunft vorzubereiten und die dortigen Behörden zu briefen.
* Die „Abzuschiebenden“ wurden gefesselt in die Maschine gebracht, die ersten 30-45 Minuten mussten sie die Handschellen anbehalten. Als die Reisehöhe erreicht war, wurden sie abgenommen. Günter Ecker: „In begründeten Einzelfällen blieben ein Paar Leute bis zur Landung in Lagos gefesselt.“
* Maximal 24 Stunden vor dem Abflug wurde die Reisetauglichkeit der Menschen ärztlich untersucht.
* Ein Mann aus Nigeria flog freiwillig mit, weil er so viel Übergepäck hatte. Er hat sich durch den Abschiebeflug die Übergepäck-Kosten gespart (wollte ohnehin zurück nach Nigeria).
* Laut FRONTEX kostete diese Abschiebung 569.535, 03 Euro für 71 Asylwerber.

Quelle: afrikanet.info

 Posted by on Mo., 1. Dezember 2008 at 17:58