Mai 152016
 

Während am 8. Mai am Heldenplatz das Fest der Freude über die Befreiung vom Nationalsozialismus vor 71 Jahren gefeiert wurde, ging am Brunnenmarkt in Ottakring die Polizei mit Hunden gegen Antifaschist_innen vor. Über dem Markt kreiste ein Hubschrauber. Ums Eck wurde ein Polizeipanzer bereitgestellt. Der Grund: 150–200 antifaschistische und feministische Aktivist_innen versuchten die Vereinnahmung des Gedenkens an jene Frau, die dort am 4. Mai von einem Mann mit einer Eisenstange getötet worden war, durch identitäre Rechtsextreme zu verhindern.

Eine angekündigte rechtsextreme Kundgebung war zwar abgesagt worden. Dennoch versammelten sich an die 200 Antifaschist_innen am Yppenplatz. Die meisten von ihnen demonstrierten spontan auf einer kurzen, nur ein paar hundert Meter langen Route durchs Brunnenviertel. Polizei war anfänglich gar nicht anwesend, kam erst nach und nach dazu. Als die Demo bereits beendet war und viele Beteiligte bereits weggegangen waren, erhöhte sich die Anzahl der Polizist_innen gewaltig. Hundestaffel und Wega kamen. Ein Hubschrauber kreiste. Und ein Radpanzer der Polizei wurde bereitgestellt. Während Feministinnen antifaschistische Lieder sangen, ging die Polizei plötzlich mit an der Leine gehaltenen Hunden gegen Demonstrant_innen vor.

Zwei Personen wurden laut Polizei festgenommen. Erst als die Gemeinderätin Birgit Hebein am Brunnenmarkt erschien und mit der Polizei verhandelte, wurde der Einsatz von Hundestaffel und Hubschrauber abgebrochen, und wenig später der gesamte Polizeieinsatz beendet.

Polizeisprecher Inspektor Eidenberger verteidigte den Polizeieinsatz mit Hunden, Hubschrauber und Panzer gegen zu diesem Zeitpunkt gerade mal rund 100 Antifaschist_innen und Feminist_innen damit, dass es anfänglich geheißen habe, dass Demonstrant_innen mit Baseballschlägern bewaffnet seien und eine identitäre Kundgebung stören wollten. Die Versammlung der Identitären konnte freilich gar nicht gestört werden, weil sie ja abgesagt worden war. Und die Baseballschläger hat es auch nicht gegeben. Das habe, so Birgit Hebein, inzwischen auch Polizeipräsident Pürstl bestätigt.

Beitrag für update.wien auf ORANGE 94.0:
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Berichte anderer zum Thema:

Text „Antifaschistisches Gedenken statt rechter Mahnwache am Yppenplatz“ von Jonas Reis auf https://wientv.org/antifaschistisches-gedenken-statt-rechter-mahnwache-am-yppenplatz

Text „Der Großeinsatz der Polizei in Ottakring am 8. Mai wirft einige Fragen auf“ von Paul Donnerbauer auf Vice: http://www.vice.com/alps/read/der-grosseinsatz-der-polizei-in-ottakring-am-8-mai-wirft-einige-fragen-auf

 Posted by on So., 15. Mai 2016 at 17:18