Nov 242018
 

Willkommen bei der WiderstandsChronologie.

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Am 12. November 1918 wurde in Österreich das Frauenwahlrecht eingeführt. 100 Jahre später wollten Frauenring, Frauenvolksbegehren, Grüne, Neos, die damalige Liste Pilz und viele weitere Organisationen die 183 Sitze im Nationalratssitzungssaal einmal nur mit Frauen* besetzen. Gekommen sind laut Frauenvolksbegehren fast 300 zum Parlament voller Frauen. Ein paar von ihnen trafen sich bereits vorher am Ballhausplatz zu einer FrauenLesbenMigrantinnen-Kundgebung unter dem Titel „100 Jahre Frauenwahlrecht – Männerbünde verjagen!“
[Ausschnitte aus Reden; Danke an Christa Reitermayr für die Aufnahmen.]

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Rund 5000 Menschen nahmen auch am 15. November wieder an einer Donnerstagsdemo gegen die ÖVP-FPÖ-Regierung teil. Die Demo führte unter anderem zur Wirtschaftskammer, wo die Metaller*innen gerade Kollektivvertragsverhandlungen führten, nachdem in 240 Betrieben Betriebsversammlungen und Warnstreiks durchgeführt worden waren, weil die Arbeitgeber*innen trotz wirtschaftlicher Erfolge der Branche zu keinen angemessenen Lohnerhöhunen bereit sind.
In Anspielungen auf ein mittlerweile vom Netz genommenes rassistisches FPÖ-Video über angeblichen Missbrauch von E-Cards – in dem eine Fes-tragende Figur Namens Ali die E-Card ihres Cousins Mustafa vorlegt – wurde im großen selbst organisierten Migrant/Black/POC/Muslim-„Mia san a do“-Block von Fes-tragenden Demonstrant*innen eine überdimensionale E-card getragen, mit der Aufschrift „Mia san Mustafa und Ali, Mia san a do“. Zudem gab es Redebeiträge unter anderem über Abschiebungen und einen geplanten Marsch fundamentalistischer Abtreibungsgegner*innen am 24. November. Erstmals auf einer Donnerstagsdemo wurden alle Redebeiträge simultan in Österreichische Gebärdensprache übersetzt.
Am 22. November ist wieder Donnerstag. Treffpunkt ist am 22. November um 18 Uhr vor dem Sozialministerium am Stubenring.
[Ausschnitte vom singenden Block und aus Reden]

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Zirka 150 Personen beteiligten sich am 17. November an einer Anti-Pelz-Demo des Vereins gegen Tierfabriken durch Wiens Einkaufsstraßen.
[Interview mit einem Mitorganisator]

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An der Donnerstagsdemo gegen die rechtsextreme Regierung nahmen am 22. November rund 3500 bis 4000 Menschen teil.
Rund 200 Personen protestierten aber auch schon am Weg zur Donnerstagsdemo, am Graben, vor der Buchhandlung Frick. In dieser war für 17:30 eine Signierstunde mit Vizekanzler Strache angesetzt. Strache signierte das neue Buch „HC Strache – Vom Rebell zum Staatsmann“ des ehemaligen Aula- und Eckartboten-Autors Martin Hobek, erschienen im rechtsextremen Leopold-Stocker-Verlag.
Die Polizei schirmte die Buchhandlung mit einem Großaufgebot ab. Mit der Begründung, dass mit der Kundgebung die Bannmeile verletzt werde, wurden die Demonstrant*innen etwa 10 Meter Richtung Stephansplatz abgedrängt. Tatsächlich war der Versammlungsort nur rund 290 Meter Luftlinie vom Josefsplatz entfernt, wo gerade der Nationalrat tagte. Und während der Nationalrat, der Bundesrat, die Bundesversammlung oder ein Landtag versammelt ist, darf laut Versammlungsgesetz im Umkreis von 300 m von ihrem Sitze keine Versammlung unter freiem Himmel stattfinden.
Danach zogen die Demonstrant*innen zum Treffpunkt der Donnerstagsdemo vor dem Sozialministerium. Hauptthemen der Donnerstagsdemo waren diesmal Sozial- und Gesundheitspolitik.
[Ausschnitte aus Reden]

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Am Samstag, dem 24. November, marschierten wieder einmal katholisch-fundamentalistische Abtreibungsgegner*innen durch die Wiener Innenstadt, bei ihrem „Marsch fürs Leben“. Dieser bisher von der „Jugend für das Leben“ organisierte Marsch wurde diesmal zusammen mit der auf eine Aushöhlung der Straffreiheit von Schwangerschaftsabbrüchen abzielenden Kampagne „fairändern“ auch stark zum Beispiel vom Cartellverband und der Katholischen Hochschulgemeinde unterstützt. Unterstützung kam auch von der ÖVP. Die Menschenrechtssprecherin des ÖVP-Parlamentsklubs Gudrun Kugler sprach am katholisch-fundamentalistischen Marsch ebenso wie der Familiensprecher des ÖVP-Parlamentsklubs. Norbert Sieber. [Ausschnitt aus Rede Siebers]
Es kamen fast fünf mal so viele Menschen wie im vorigen Jahr zum heurigen katholisch-fundamentalistischen „Marsch fürs Leben“, rund 1500 Personen.
Die Proteste dagegen waren eher klein. Pro-Choice-Aktivist*innen empfingen die vom Stephansdom zur Auftaktkundgebung am Stock-im-Eisen-Platz ziehenden Abtreibungsgegner*innen mit einer Aktion, bei der bei illegalen Abtreibungen getötete Frauen dargestellt wurden. Rund 50 Personen nahmen an einer Demonstration der SLP für das Recht auf Selbstbestimmung teil.
[Ausschnitt aus Rede]

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https://cba.fro.at/388960

Das war die WiderstandsChronologie. Auf Wiederhören.

 Posted by on Sa., 24. November 2018 at 19:56
Nov 102018
 

Willkommen bei der Widerstandschronologie

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Bis zu fast 1000 Menschen beteiligten sich am Abend des 31. Oktobers an einer „Nachttanzdemo“ gegen die Vertreibungslogik der Stadt Wien, für buntes Treiben und Subkultur im öffentlichen Raum, für Bewegungs- und Bleibefreiheit für alle und einiges mehr.
Beim Losziehen am Yppenplatz waren es gerade mal 500 Leute, entlang des Weges Richtung Ring und danach zum Franz-Josefs-Bahnhof wurden es aber laufend mehr.

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Bei der Donnerstagsdemo am 1. November standen passend zu Allerheiligen die Toten im Mittelpunkt – die Toten des Nationalsozialismus von früher und rechtsextremer Politik heute. Zwischen 4500 und 6000 Menschen zogen vom Mahnmal gegen Krieg und Faschismus bei der Albertina zum Deserteursdenkmal am Ballhausplatz. [Ausschnitte Reden]

Erinnert wurde auch daran, dass die türkische Regierung wieder die überwiegend kurdische Stadt Kobanê an der syrisch-türkischen Grenze bombadieren lässt.

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Seit 31. Oktober bombardiert die Türkei wieder die überwiegend kurdische Stadt Kobanê an der syrisch-türkischen Grenze. Dagegen wird seit einer Woche auch in Wien protestiert. Am 2. November zogen rund 120 Personen in Solidarität mit den Menschen in Kobanê vom Platz der Menschenrechte über die Oper zum Heldenplatz. Eine Aktivistin erklärte uns: [Interview]

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Nachdem die österreichische Bundesregierung angekündigt hatte, den UNO-Migrationspakt nicht zu unterzeichen, unterschrieben bis heute mehr als 170.000 Menschen auf aufstehn.at symbolisch stellvertretend für Österreich einen Migrationspakt der Bürger*innen.
Eine rechte Petition gegen den Migrationspakt wurde lediglich von knapp 27.000 Menschen unterzeichnet.
Am 4. November folgten rund 280 Menschen einem Aufruf rechtsextremer Identitärer zu einer Kundgebung, bei der ziemlich versteckt zwischen Garagenzufahrten bei der Uno-City die österreichische Weigerung, den Migrationspakt zu unterschreiben, als ihr Erfolg gefeiert wurde. [Ausschnitt Rede bei Kundgebung]

Hunderte Menschen hingegen protestierten gegen die rechtsextreme Kundgebung. [Interview mit einer Organisatorin der antifaschistischen Gegenkundgebung]

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Am 6. November protestierte SambAttac am Dr-Karl-Lueger-Platz gegen die Zerschlagung des Sozialversicherungssystems, Erhöhung der Mietwohnungskosten, Rassismus, Sozialabbau, Ausgrenzung, verschärften Wettbewerb und Verarmung und für Solidarität mit Antifaschist*innen in Brasilien. [Interview mit einer Aktivistin von SambAttac]

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Zirka 1100 bis 1300 Menschen beteiligten sich am 7. November an einer Demonstration der Linkswende gegen Innenminister Kickl. [Ausschnitt aus einer Rede]

Wie so oft waren auch jene Sänger*innen dabei, die jede Woche unter dem Titel Music4HumanRights vor dem Innenministerium gegen die rechtsextreme Regierung ansingen – das nächste Mal am Dienstag, dem 13. November 2018 um 16:30 am Minoritenplatz.

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Die Donnerstagsdemo am 8. November, an der sich bis zu 4000 Menschen beteiligten, stand im Zeichen des Gedenkens an die Novemberpogrome vor 80 Jahren. Es sprachen unter anderem Gina Feldner-Busztin von den jüdischen österreichischen Hochschüler*innen und Julya Rabinowich. [Ausschnitte aus Reden]

Die Donnerstagsdemo endete so, dass die Teilnehmer*innen anschließend am Gedenkmarsch „Light of Hope“ der Jugendkommission der Israelitischen Kultusgemeinde Wien teilnehmen konnten. Bis zu 2000 Menschen zogen mit Lichtern vom Heldenplatz zur Abschlussveranstaltung am Judenplatz.
Als Nationalratspräsident Sobotka das Wort ergriff kam es zu lauten Missfallensbekundungen, ist es doch gerade die ÖVP, die neonazinahen Kreisen wieder den Weg an die Macht im Staat ebnet.
[Ausschnitte aus Reden und Videobotschaften]

Am Freitag, dem 9. November, gedachten heuer rund 500 Menschen an jenem Ort, wo sich früher der Aspangbahnhof befunden hat, von dem die Züge abgefahren sind, die zehntausende Jüd*innen in Ghettos, Vernichtungslager und zu Vernichtungsstätten gebracht haben, der Opfer der Novemberpogrome. [Ausschnitte aus Reden]

Auf der Plattform novembergedenken.at sind zahlreiche weitere Gedenkveranstaltungen in ganz Wien verzeichnet.

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https://cba.fro.at/387702

Das war die WiderstandsChronologie. Auf Wiederhören.

 Posted by on Sa., 10. November 2018 at 20:07